15181
Hauptseminar
Der Staat in idealistischer und materialistischer Perspektive
Jenny Stupka
Kommentar
Der Staat in idealistischer und materialistischer Perspektive
Der moderne Staat gilt manchen als Friedensbringer und Vernunftinstanz, anderen als Schauplatz widerstreitender Interessen – und für wieder andere als ein nicht reformierbares Herrschaftsinstrument. Wir lernen mit der idealistischen und der materialistischen Tradition des Staatsdenkens zwei Linien kennen, die entscheidend dazu beitragen können, den modernen Staat zu verstehen. Während Kant, Hegel, Rousseau – mit zeitlichem Abstand auch Rawls und Habermas – jeweils darstellen, wie eine vernünftige staatliche Ordnung aussehen könnte, tritt die materialistische Staatstheorie immer auch mit einer strategischen Motivation an: Sie analysiert den bürgerlichen Staat mit dem Ziel, seine Strukturen offenzulegen, ihn zu transformieren oder zu überwinden. Marx ist wegen seiner Kritik der politischen Ökonomie und der These von der notwendigen Trennung von Staat und Gesellschaft im Kapitalismus einer der einflussreichsten Staatsdenker der Neuzeit, obwohl er selbst keine systematische Staatstheorie ausgearbeitet hat. Diese Aufgabe haben in seiner Folge u.a. Lenin, Horkheimer, Gramsci, Poulantzas und Joachim Hirsch übernommen.
Das Seminar bietet die Möglichkeit, ein vertieftes Verständnis des „Staates“ als zentralen Begriff der politischen Theorie – und der Politikwissenschaft insgesamt – zu erlangen. Es reflektiert gleichzeitig anhand der idealistischen und materialistischen Herangehensweise zentrale methodische Grundorientierungen der politischen Theorie. Die idealistische Traditionslinie geht davon aus, dass politische Ordnung prinzipiell aus der Vernunft begründet werden kann – sie entwirft normative Modelle und fragt, wie eine gerechte oder vernünftige staatliche Ordnung aussehen sollte. Demgegenüber setzt die materialistische Methode an den gesellschaftlichen Verhältnissen, insbesondere an der politisch-ökonomischen Struktur, an. Sie versteht den Staat als Produkt historisch-materieller Kräfteverhältnisse und analysiert ihn im Kontext von Klassenverhältnissen, Interessen und ideologischer Hegemonie.
Vor diesem Hintergrund sollen im letzten Drittel des Seminars die Deutungsangebote diskutiert werden, die beide Traditionslinien für das Verständnis aktueller Entwicklungen bieten. Angesichts des Erstarkens von rechtspopulistischen und rechtsradikalen Bewegungen und Parteien, mitunter sogar von Faschisierung, von zunehmenden Kriegen und der Klimakrise befinden sich liberale parlamentarische Demokratien in einer Lage der Heraus- und Überforderung. Welche Perspektiven eröffnen gegenwärtige, etwa neokantianische und hegemonietheoretische Adaptionen auf diese Lage? Die Erwartung ist, dass sie dabei helfen können, uns in dieser Situation der Überforderung grundlegend zu orientieren.
Im Seminar kombiniere ich konzentrierte, detaillierte Textarbeit mit Gruppenarbeiten zu weiterführenden Fragestellungen. Ich lege großen Wert darauf, einen klaren roten Faden durch das gesamte Seminar erkennbar zu machen und verstehe das Seminar als ein gemeinsam verantwortetes Lerngeschehen. Schließen
16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mo, 13.10.2025 14:00 - 16:00
Mo, 20.10.2025 14:00 - 16:00
Mo, 27.10.2025 14:00 - 16:00
Mo, 03.11.2025 14:00 - 16:00
Mo, 10.11.2025 14:00 - 16:00
Mo, 17.11.2025 14:00 - 16:00
Mo, 24.11.2025 14:00 - 16:00
Mo, 01.12.2025 14:00 - 16:00
Mo, 08.12.2025 14:00 - 16:00
Mo, 15.12.2025 14:00 - 16:00
Mo, 05.01.2026 14:00 - 16:00
Mo, 12.01.2026 14:00 - 16:00
Mo, 19.01.2026 14:00 - 16:00
Mo, 26.01.2026 14:00 - 16:00
Mo, 02.02.2026 14:00 - 16:00
Mo, 09.02.2026 14:00 - 16:00
Weitere Suchergebnisse zu 'Us vs. Them%3A Migrationsdiskurse und ...'