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Seminar
Der Staat ist zurück: Industriepolitik und andere Marktinterventionen
Miriam Hartlapp-Zugehör
Kommentar
Lange Zeit waren Marktinterventionen in vielen hochindustrialisierten Ländern, auch in Deutschland, verpönt. Angesichts zahlreicher Krisen ist der Staat zurück, um die Qualität von Märkten zu verändern. Wettbewerbsregeln werden gelockert, um den wirtschaftlichen Herausforderungen der COVID-19-Krise und der neuen geopolitischen Ordnung zu begegnen, finanzielle Anreize und gezielte Technologieförderung sollen die ökologische und digitale Transformation beschleunigen und „Buying National“ und wirtschaftlicher Patriotismus finden sich im Programm rechter wie linker Parteien. Dabei geht es stets darum über Wirtschaftspolitik ökonomische Aktivitäten und Prozesse so zu verändern, dass bestimmte politische und gesellschaftliche Ziele erreicht werden können, die durch die Aktivitäten der Unternehmen und des Marktes allein nicht oder nicht schnell genug erreicht werden. Doch welche Ziele werden mit Industriepolitik verfolgt? Wie funktioniert sie? Welche Vor- und Nachteile hat sie? Und haben wir es tatsächlich mit einer „Wiedergeburt“ der Industriepolitik zu tun?
Im ersten Teil des Kurses erarbeiten wir uns konzeptionelle und theoretische Grundlagen und Begriff. Wie lassen sich klassische monetaristische und fiskalische Instrumente gegenüber anderen Marktinterventionen abgrenzen? Was ist der Unterschied zwischen vertikaler und horizontaler Industriepolitik? Wie lässt sich die Rolle des Staats und der Einfluss unterschiedlicher Kapitalismustypen fassen? Im zweiten Teil wenden wir uns konkreten Institutionen, Akteuren und Ideen der Industriepolitik zu. Wir lesen Klassiker bspw. über Marktversagen oder parteipolitische Differenzen, und beschäftigen uns mit jüngeren Entwicklungen wie der Programmatik des Green Deal auf EU-Ebene oder der steigenden Zahl von Agenturen und intermediaries die zwischen Staat und Wirtschaft vermitteln. Im dritten Teil des Seminars stehen ausgewählte empirische Entwicklungen im Mittelpunkt. Es geht um Handels- und Exportpolitik, um die Förderung neuer Technologien oder um die Verfolgung sozialer und grüner Kriterien bei der Vergabe öffentlicher Aufträge. Dabei lernen wir wichtige qualitativen und quantitativen Daten und Analysezugänge kennen. Stets interessiert „Wie viel“ staatliche Intervention es gibt, welche Ziele sie verfolgt und welche Form und Qualität Instrumente zur Förderung von Wirtschaftstätigkeit haben. Wir beschäftigen uns sowohl mit der systematischen Erklärung (krisenbedingter Problemdruck oder ideologische Veränderungen?) als auch mit Auswirkungen der zu beobachtenden Veränderungen (wie wirkt die Rückkehr des Staats auf ökonomische Performanz, Beschäftigung oder Ungleichheit, wer gewinnt und wer verliert?). In Gruppenarbeit sollen in diesem Teil nach studentischen Interessen Schwerpunkte in Sektoren und Ebenen (kommunal, national, europäisch, international) gesetzt und anhand grundlegender Texte und selbstständiger Vertiefung erarbeitet werden. Die Gruppenarbeiten werden abschließend im Seminar präsentiert und vergleichend diskutiert. An einigen Terminen hören wir ausgewählte Vorträge im Rahmen einer Vortragsreihe.
Am Ende des Seminars verfügen die Studierenden über fundiertes Wissen zu aktuellen theoretischen und empirischen Entwicklungen in der Industriepolitik. Sie kennen zentrale Konzepte, Datensätze und Fragestellungen, können diese auf ausgewählte Sektoren und Instrumente anwenden und dabei kritisch Unterschiede in Form und Ergebnis von Industriepolitik reflektieren und bewerten.
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16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 15.10.2025 14:00 - 16:00
Mi, 22.10.2025 14:00 - 16:00
Mi, 29.10.2025 14:00 - 16:00
Mi, 05.11.2025 14:00 - 16:00
Mi, 12.11.2025 14:00 - 16:00
Mi, 19.11.2025 14:00 - 16:00
Mi, 26.11.2025 14:00 - 16:00
Mi, 03.12.2025 14:00 - 16:00
Mi, 10.12.2025 14:00 - 16:00
Mi, 17.12.2025 14:00 - 16:00
Mi, 07.01.2026 14:00 - 16:00
Mi, 14.01.2026 14:00 - 16:00
Mi, 21.01.2026 14:00 - 16:00
Mi, 28.01.2026 14:00 - 16:00
Mi, 04.02.2026 14:00 - 16:00
Mi, 11.02.2026 14:00 - 16:00
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