Abgesagt 17618g Seminar

Kritische Theorie des Films

Jonas Nestroy

Kommentar

„Hilflos die Frage, ob der Film Kunst sei oder nicht.“, schrieb Theodor W. Adorno 1966 in seinem Aufsatz Die Kunst und die Künste. Damit drückte er die Widersprüchlichkeit aus, mit der die Kritische Theorie der Frankfurter Schule, zu der sich auch der Theoretiker Walter Benjamin zählen lässt, auf den Film als Kunstform in der kapitalistischen Gesellschaft blickte. Verstanden Benjamin und Adorno den Kapitalismus als bürgerliche Gesellschaft im Widerspruch, die ihre Ideale gleichzeitig verwirklicht und unterwandert, theoretisierten sie den Film als vielleicht die paradigmatische Kunst dieser Gesellschaftsform: Auf der einen Seite ermöglichte die Erfindung der filmischen Technik neue Möglichkeiten ästhetischer Erfahrung und steht damit ein für die bürgerliche Freiheit der zivilisatorischen Entwicklung kreativer Potenziale, wie sie etwa schon Kant oder Hegel konzipierten. Auf der anderen Seite scheint die Funktionsweise des Films aber auch nicht mehr adäquat mit den traditionellen Kunstvorstellungen der idealistischen Philosophie begriffen werden zu können. Die Kritische Theorie antwortete auf diesen Widerspruch durch die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem politischen Projekt des Marxismus. So formulierte Adorno gegenüber der damaligen Promovierenden und heutigen Filmwissenschaftlerin Heide Schlüpmann in einem Brief aus dem Jahr 1969, dass „in der kritischen Theorie der Marxismus – ohne dass er aufgeweicht würde – sich selbst kritisch reflektieren muss.“ In diesem Seminar soll durch gemeinsame Textlektüre ein Verständnis für diese Position der Kritischen Theorie erarbeitet werden und dabei nicht zuletzt rekonstruiert werden, wie ein bestimmtes Verständnis der filmischen Kunstform aus der Perspektive des Marxismus ausgesehen hat. Gelesen werden dafür vor allem zentrale Texte von Theodor W. Adorno und Walter Benjamin zum Film und zur Kunst. Aber auch Positionen aus ihrem intellektuellen Umfeld (z.B. Arnold Hauser, Clement Greenberg, Jürgen Habermas) und natürlich aus den radikal-bürgerlichen Ästhetiktheorien, an denen sie sich abarbeiteten (z.B. Immanuel Kant und G. W. F. Hegel). Vorausgesetzt für eine aktive Teilnahme wird deshalb eine Lesebereitschaft, die gewillt ist, die z.T. etwas längere Lektüre aufmerksam zu verfolgen. Schließen

11 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Do, 17.04.2025 14:00 - 16:00
Do, 24.04.2025 14:00 - 16:00
Do, 15.05.2025 14:00 - 16:00
Do, 22.05.2025 14:00 - 16:00
Do, 05.06.2025 14:00 - 16:00
Do, 12.06.2025 14:00 - 16:00
Do, 19.06.2025 14:00 - 16:00
Do, 26.06.2025 14:00 - 16:00
Do, 03.07.2025 14:00 - 16:00
Do, 10.07.2025 14:00 - 16:00
Do, 17.07.2025 14:00 - 16:00

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