16205 Übung

Dichtungen und Dichter bei Platon

Norbert Blößner

Hinweise für Studierende

Der Kurs ist ohne Griechischkenntnisse verständlich und wendet sich an Hörer aller Fakultäten sowie an Interessierte.

Kommentar

Seit unbestimmbar langer Zeit speisen sich wesentliche Teile der von Menschen erlebten Welt nicht aus physikalischen Gegebenheiten, sondern aus Narrativen: Aus ihnen entstehen Normen und Bewertungen des Handelns, Vergangenheiten und Zukünfte, aber auch geistesgeschichtliche Konstrukte wie Staaten und Religionen, Rechts- und Wirtschaftssysteme, Völkerbündnisse und Produktmarken, Geld oder Krieg. Narrative solcher Art unterscheiden den Menschen von allen übrigen bekannten Lebewesen. Die Narrative antiker Gesellschaften speisen sich aus etablierten Texten, die mündlich oder schriftlich tradiert werden. Im klassischen Griechenland sind solche Texte (interessanterweise) nicht religiös fundiert (keine ‚Heiligen Schriften‘), sondern entstammen in der Regel poetischer Provenienz: Sie gelten als Produkte realer oder fiktiver, aber menschlicher Autoritäten (wie etwa Homer, Hesiod oder Orpheus). Eine wesentliche Rolle spielen diese Texte und ihre Narrative auch noch zu Platons Zeit, in der längst auch andere Textsorten (wie philosophische Lehrbücher, sophistische Traktate oder öffentliche Vorträge) zu ihnen in Konkurrenz getreten sind. Platon selbst schaltet sich in dieses Konkurrenzspiel mit ein, was seine eigene Rolle gegenüber der Dichtung (wie auch gegenüber der Sophistik und der Rhetorik) natürlich mitbestimmt. In seinen eigenen Texten zeigt Platon sich als vorzüglicher Kenner der Dichtung, die er (erstens) in origineller Weise zu deuten (oder umzudeuten) weiß. An ihren Inhalten, Voraussetzungen und gesellschaftlicher Wirkung formulieren seine Figuren (zweitens) ironische oder dezente, harte oder gar vernichtende Kritik. Platon hat (drittens) mit seinen eigenen philosophischen Dialogen eine Art Konkurrenzprodukt entwickelt, eine Form der Prosa-Dichtung, die eigenen Regeln folgt und in die sogar Mythen (einer allerdings neuen Art) integriert werden können. Wie sich dies alles miteinander vereinbaren lässt und welcher Zielsetzung dieses Gesamtkonzept folgt, ist eine Frage, die bereits den Neuplatonismus beschäftigt hat. Schließen

Literaturhinweise

(1) E. A. Havelock: Preface to Plato, Oxford 1963. – (2) H. Westermann: Die Intention des Dichters und die Zwecke der Interpreten. Zu Theorie und Praxis der Dichterauslegung in den platonischen Dialogen, Berlin/New York 2002. – (3) D. Muhsal, Der Homerische Mythos und die Grundlagen neuplatonischer Theologie, Berlin/Boston 2022. Schließen

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