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Vorlesung
Das Genrebild: Geschichte und Theorie einer ‚späten‘ Gattung
Britta Hochkirchen
Kommentar
Bauern pflügen Felder, Mägde schütten Milch aus, Dorffrauen beten: Es sind profane, alltägliche Tätigkeiten, die das Genrebild zum bildwürdigen Motiv erklärt. Damit steht diese Gattung, die erst spät, im 18. Jahrhundert, in das Gattungssystem eingefügt wurde, im Kontrast zu den repräsentativen, textuell verbürgten Handlungen, die die Historienmalerei präsentiert. Doch finden sich weitere Markierungen von Alltäglichkeit in den dargestellten Räumen, im Wetter und in Jahreszeiten, wenn nicht sogar im oftmals mimetischen Darstellungskonzept? Lässt sich gar von einer spezifischen Zeitlichkeit der Routine und Wiederholung sprechen, die die Gattung des Genrebildes motivisch, aber auch bildkonzeptionell charakterisiert?
Ziel der Vorlesung ist es, die lange Geschichte der Genremalerei vom 15. bis ins 20. Jahrhundert anhand von ausgewählten Bildbeispielen, Motivtraditionen und Darstellungskonventionen aufzuzeigen – auch in Relation zu den anderen Gattungen. Dabei werden die Bezugnahmen der Kunsttheorie und -kritik als diskursive Rahmung dieser Gattung in den Blick genommen. Als Diskussionsgrundlage dient nicht nur die klassische und jüngere Forschung zur Gattungsgeschichte und -theorie, sondern auch bild- und zeittheoretische Ansätze werden eine entscheidende Rolle bei der ‚Revision‘ der Gattung des Genrebildes spielen. So sollen nicht zuletzt auch die methodischen Herausforderungen im Umgang mit einem ‚klassischen‘ kunsthistorischen Untersuchungsfeld wie der Gattungsforschung vorgestellt werden. Schließen
Literaturhinweise
Einführende Literatur:
- Colin B. Bailey, Philip Conisbee und Thomas W. Gaehtgens (Hg.), Kat. Ausst. Meisterwerke der französischen Genremalerei im Zeitalter von Watteau, Chardin und Fragonard, Berlin/Köln 2004.
- Dominik Brabant und Britta Hochkirchen (Hg.), Ästhetische Eigenlogiken des europäischen Genrebildes. Temporalität, Ambiguität, Latenz, Bielefeld 2023.
- Gottfried Boehm, Das bildnerische Kontinuum. Die Transgression der Gattungsordnung in der Moderne [2003], in: ders., Die Sichtbarkeit der Zeit. Studien zum Bild in der Moderne, hg. von Ralph Ubl, Paderborn 2017, S. 231-242.
- Werner Busch, Das sentimentalische Bild. Die Krise der Kunst im 18. Jahrhundert und die Geburt der Moderne, München 1993.
- Rita Felski, The Invention of Everyday Life, in: dies. (Hg.), Doing Time: Feminist Theory and Postmodern Culture, New York 2000, S. 77-98.
- Michael Fried, Absorption and Theatricality. Painting and Beholder in the Age of Diderot, Chicago/London 1980.
- Barbara Gaehtgens (Hg.), Genremalerei (Geschichte der klassischen Bildgattungen in Quellentexten und Kommentaren, Band 4), Berlin 2002.
- Wolfgang Kemp, Ganze Teile. Zum kunsthistorischen Gattungsbegriff, in: Siegfried Mauser (Hg.), Theorie der Gattungen, Laaber 2005, S. 47-50.
- Jürgen Müller und Sandra Braune (Hg.), Alltag als Exemplum. Religiöse und profane Deutungsmuster in der frühen Genrekunst, Berlin/München 2020.
- Norbert Schneider, Geschichte der Genremalerei. Die Entdeckung des Alltags in der Kunst der Frühen Neuzeit, Berlin 2004. Schließen
14 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 16.04.2025 10:00 - 12:00
Mi, 23.04.2025 10:00 - 12:00
Mi, 30.04.2025 10:00 - 12:00
Mi, 07.05.2025 10:00 - 12:00
Mi, 14.05.2025 10:00 - 12:00
Mi, 21.05.2025 10:00 - 12:00
Mi, 28.05.2025 10:00 - 12:00
Mi, 04.06.2025 10:00 - 12:00
Mi, 11.06.2025 10:00 - 12:00
Mi, 18.06.2025 10:00 - 12:00
Mi, 25.06.2025 10:00 - 12:00
Mi, 02.07.2025 10:00 - 12:00
Mi, 09.07.2025 10:00 - 12:00
Mi, 16.07.2025 10:00 - 12:00