Philosophierende Frauen in der Frühen Neuzeit
Benjamin Wallura
Kommentar
Wissen ist Macht. Seit jeher wird Wissen gehütet und ist oftmals nur innerhalb geschlossener, elitärer Kreise weitergegeben und verhandelt worden. Die Gesellschaft des frühneuzeitlichen Europa war eine ungleiche Gesellschaft; eine Ungleichheit, die sich nicht nur in Klassenverhältnissen ausdrückte. Insbesondere Bildung und Alphabetisierung waren – auch in der Aristokratie – nicht selten ein Privileg der Wenigen und zumeist ausschließlich Männern vorbehalten. Im 16., 17., und 18. Jahrhundert beginnt sich diese Ausschließlichkeit jedoch durch eine ganze Reihe sehr verschiedener gelehrter Akteurinnen zu verändern. Frauen, im Rahmen der jeweiligen gesellschaftlichen Möglichkeiten, die sich ihnen boten, eroberten kleine Territorien des gelehrten Wissens und behaupteten sich darin – sowohl mit Zustimmung wie Ablehnung durch männliche Gelehrte.
Das Seminar richtet sich an Studierende der Klassischen Philologie, Vergleichenden Literaturwissenschaften, Geschichtswissenschaften und Philosophie. Im Seminar werden wir in Original und Übersetzung Texte von und über philosophierende und gelehrte Frauen der Frühen Neuzeit lesen, diese historisch einordnen und interpretieren. Unser Kanon wird – in geeigneten Auszügen – die Werke streifen von Autor*innen wie Erasmus, Marie le Jars de Gournay, Juan Luiz Vives, Sibylla Schwarz, Anna Maria von Schurmann, Sophie Elisabet Brenner, Otto Sperling, Sebastian Kortholt, Lady Worthley Montague, Laura Bassi, Damaris Masham, Émilie du Châtelet, Lady Margeret Cavendish, Lady Ann Conway, Geneviève Thiroux d’Arconville, Francois Pourlain de la Barre und andere gelehrte Persönlichkeiten.
Ziel ist es, anhand beispielhafter Themen der frühneuzeitlichen Gelehrsamkeit, zu einem eingehenden historischen Verständnis von Geschlechterrollen innerhalb dieser frühneuzeitlichen Gelehrsamkeit zu gelangen. Durch die Lektüre unserer Textauswahl, die sowohl Frauen wie Männer umfassen wird, wollen wir versuchen, zu einer relativ breit angelegten Perspektive auf weibliche Gelehrsamkeit in der Frühen Neuzeit zu gelangen; eine Perspektive, die sich nicht nur beim Feststellen von Unterdrücker-Unterdrückten-Verhältnissen stehen bleibt, sondern auf die individuellen historischen Figuren und deren geäußerten Gedanken eingeht. Im Zentrum der Betrachtungen werden, philologisch-literaturwissenschaftliche, geschichts- und kulturwissenschaftliche sowie dezidiert philosophische Betrachtungen stehen.
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung