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Einführungskurs
Gaias Vermächtnis: Politik, Natur und Sakralität der Erde in Mythologie, Literatur und Wissenschaft von Hesiod bis Bruno Latour
Susanne Gödde
Hinweise für Studierende
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Kommentar
Gaia ist in der antiken griechischen Mythologie eine der ältesten Göttinnen. Ihre Hochzeit mit dem Himmel, Ouranos, bringt alles weitere hervor, muss aber auch mit Gewalt, nämlich durch die Kastration des Gatten, beendet werden. Gaia ist der Sitz aller Götter und Menschen, ihr Wissen und ihre Ratschläge entscheiden über Macht und Herrschaft der männlichen Dynastie – andererseits bringt sie auch Ungeheuer hervor, die den Zivilisationsprozess gefährden können. Darüber hinaus ist sie Orakelgöttin, meist medial vermittelt durch die Erdtiefe, die sie auch verkörpert und in der das Zukunftswissen zu finden ist. Menschen, die gemäß ihrer mythischen Ursprungslegende aus der Erde entstanden sind, leiten daraus einen besonderen Vorrang ab und funktionalisieren diese Autochthonie als Ausweis von Reinheit.
In späteren Adaptionen (etwa bei Lukrez und Ovid) wird die Figur deutlicher mit Fruchtbarkeit, Leben und Mütterlichkeit verknüpft. Während Antike und Romantik sowie die Mythenwissenschaft des 19. Jahrhunderts die Erde als alles umfassende Muttergottheit konzipieren, tritt erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts ihre Fragilität in den Blick. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt James Lovelock zusammen mit Lynn Margulis die sogenannte ‚Gaia-Hypothese‘, die die Erde als lebenden Organismus begreift, dessen Gleichgewicht durch menschliches Eingreifen gestört werden kann. Diese Theorie wurde in der Hippie- und New Age-Bewegung religiös gewendet. Bruno Latour veröffentlichte 2015 eine Reihe von ökokritischen Essays unter dem Titel „Face à Gaia“, in der deutschen Übersetzung: „Kampf um Gaia“. Gaia ist nun keine Göttin mehr, sondern die profane Gestalt der Natur und daher auch durch nichts mehr gegen Zerstörung gefeit. Raoul Schrott schreibt 2016 eine Geschichte der Entstehung von Universum, Erde, Leben und Mensch (Erste Erde. Epos) und reflektiert das Wissen um die Erde in poetischen Bildern.
Das Seminar fragt nach religiösen Deutungen und Überhöhungen der Erde seit der Antike, nach ihrer Konfiguration als Mutter allen Lebens und als – gefährdete – Grundlage desselben. Im Durchgang durch die Stufen der Rezeption und Transformation dieser Figur sollen vor allem die Verschränkungen von Politik und Religion in den Blick genommen werden.
Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit allen zu behandelnden Texten bereitgestellt.
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In späteren Adaptionen (etwa bei Lukrez und Ovid) wird die Figur deutlicher mit Fruchtbarkeit, Leben und Mütterlichkeit verknüpft. Während Antike und Romantik sowie die Mythenwissenschaft des 19. Jahrhunderts die Erde als alles umfassende Muttergottheit konzipieren, tritt erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts ihre Fragilität in den Blick. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt James Lovelock zusammen mit Lynn Margulis die sogenannte ‚Gaia-Hypothese‘, die die Erde als lebenden Organismus begreift, dessen Gleichgewicht durch menschliches Eingreifen gestört werden kann. Diese Theorie wurde in der Hippie- und New Age-Bewegung religiös gewendet. Bruno Latour veröffentlichte 2015 eine Reihe von ökokritischen Essays unter dem Titel „Face à Gaia“, in der deutschen Übersetzung: „Kampf um Gaia“. Gaia ist nun keine Göttin mehr, sondern die profane Gestalt der Natur und daher auch durch nichts mehr gegen Zerstörung gefeit. Raoul Schrott schreibt 2016 eine Geschichte der Entstehung von Universum, Erde, Leben und Mensch (Erste Erde. Epos) und reflektiert das Wissen um die Erde in poetischen Bildern.
Das Seminar fragt nach religiösen Deutungen und Überhöhungen der Erde seit der Antike, nach ihrer Konfiguration als Mutter allen Lebens und als – gefährdete – Grundlage desselben. Im Durchgang durch die Stufen der Rezeption und Transformation dieser Figur sollen vor allem die Verschränkungen von Politik und Religion in den Blick genommen werden.
Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit allen zu behandelnden Texten bereitgestellt.
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Literaturhinweise
Zur Vorbereitung empfohlen: Wilfried Barner: „Den nicht erzählbaren Anfang der Welt erzählen. Über ,Chaos‘ und ,Genesis‘ in Hesiods Theogonie“, Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Vol. 2010.1, 2011, S. 277–300 (siehe blackboard). Schließen
14 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 16.04.2025 12:00 - 14:00
Mi, 23.04.2025 12:00 - 14:00
Mi, 30.04.2025 12:00 - 14:00
Mi, 07.05.2025 12:00 - 14:00
Mi, 14.05.2025 12:00 - 14:00
Mi, 21.05.2025 12:00 - 14:00
Mi, 28.05.2025 12:00 - 14:00
Mi, 04.06.2025 12:00 - 14:00
Mi, 11.06.2025 12:00 - 14:00
Mi, 18.06.2025 12:00 - 14:00
Mi, 25.06.2025 12:00 - 14:00
Mi, 02.07.2025 12:00 - 14:00
Mi, 09.07.2025 12:00 - 14:00
Mi, 16.07.2025 12:00 - 14:00
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