Julia Kristevas Intersingularitäten: Gender und Gemeinschaft, disability studies, säkulare Spiritualität (AT)
Henrike Schmidt
Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen
Kommentar
Julia Kristeva, französische Literaturtheoretikerin und Psychoanalytikerin bulgarischer Herkunft, ist ‚berühmt‘ geworden durch den von ihr in den 1960er Jahren geprägten Begriff der Intertextualität. Im Verlauf ihres rund sechs Jahrzehnte umfassenden theoretischen Denkens und Schreibens hat sich Kristeva, nicht zuletzt im Zuge der Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse, immer stärker kulturellen Zeitdiagnosen zugewandt. Exemplarisch sind ihre essayistischen Abhandlungen Fremde sind wir uns selbst (Étrangers à nous-mêmes, 1988), Die neuen Leiden der Seele (Les Nouvelles Maladies de l’âme, 1993), Die Zukunft einer Revolte (L' avenir d'une révolte, 1998) oder Dieses unglaubliche Bedürfnis zu Glauben (Cet incroyable besoin de croire, 2007).
Die auch als public intellectuell in Erscheinung tretende Denkerin entwickelt dabei das Konzept der Singularität als Grunddisposition des menschlichen Seins, das in seiner offenen Einzigartigkeit doch das Andere, das Fremde, auch das Verletzliche integrieren kann. Ihre daraus abgeleiteten Gesellschaftskonzepte schließen an Diskurse der Gender- und der Disability Studies an oder thematisieren die Möglichkeiten von Protest und Revolte im Medienzeitalter. In einer Fortführung ihres Intertextualitätsbegriffs nenne ich diese Konzepte Kristevas ‚Intersingularitäten‘.
Im Seminar werden wir uns mit ausgewählten Schriften Kristevas an der Schnittstelle von Literatur(wissenschaft), Psychoanalyse und Gesellschaftstheorie beschäftigen. Dabei werden wir auch Kristevas bulgarische Herkünfte streifen und die Frage diskutieren, ob (ihre) Philosophie sich ‚verorten‘ lässt.
Das Seminar ist die Fortführung einer Veranstaltung aus dem SoSe 2024 zu Kristevas literaturtheoretischen Arbeiten. Deren Besuch ist keine Voraussetzung für die Teilnahme, selbiges gilt für Kenntnisse des Französischen, auch wenn wir versuchen werden, französischsprachige Originale und deutschsprachige Übersetzungen (oder bulgarische Übertragungen) parallel zu setzen.
SchließenZusätzliche Termine
Do, 24.04.2025 16:00 - 18:00 Fr, 23.05.2025 12:00 - 18:00 Sa, 24.05.2025 10:00 - 18:00 Fr, 11.07.2025 12:00 - 18:00 Sa, 12.07.2025 10:00 - 18:00