Hölderlins späte Hymnik
David Wachter
Kommentar
Hölderlins späte Gedichte, um und kurz nach 1800 entstanden, sind faszinierend, rätselhaft und herausfordernd. Mit ihren kühnen Entwürfen und schroffen Texturen erweitern sie die Möglichkeiten der lyrischen Sprache auf radikale Weise und entziehen sich dem leichten Verständnis. Im Spannungsfeld von hymnischem Überschwang und elegischer Trauer öffnen sie geschichtsphilosophische Zugänge zur eigenen Gegenwart und zeugen von existenziellen Umbrüchen um 1800. Sie weisen dem „Sänger“ die Aufgabe zu, im Kontakt zum Heiligen zu stehen, und schaudern zugleich vor der Gewalt des Numinosen zurück. Sie setzen sich mit Kontakten zwischen griechischer Antike und Christentum auseinander, und sie unternehmen poetische Wanderungen über die Grenzen kultureller, historischer und mythischer Räume hinweg. Als poetologische Gedichte fragen sie immer auch selbstreflexiv nach den eigenen Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen: Was ist, kann und will ein Gedicht? – Im Seminar lesen wir gemeinsam wenige Werke, darunter „Wie wenn am Feiertage…“, „Der Rhein“ sowie „Brod und Wein“. Dabei gehen wir sehr genau vor. Schritt für Schritt, behutsam, nähern wir uns der poetischen Gestalt von Hölderlins später Hymnik. Ausgehend von dieser intensiven Lektüre erkunden wir (gattungs-)poetologische Problemfelder der Gedichte, fragen nach ihren literatur- und ideengeschichtlichen Bezügen, und lernen einige (wenige) theoretische Perspektiven auf sie kennen.
SchließenLiteraturhinweise
Literatur zur Einführung:
Friedrich Hölderlin: Sämtliche Gedichte. Text und Kommentar, hrsg. v. Jochen Schmidt, Frankfurt a.M.: Deutscher Klassiker Verlag 2005; Hölderlin-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, hrsg. v. Johann Kreuzer, 2. Auflage, Stuttgart: J.B. Metzler 2020 (über Primo digital verfügbar).
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung