Realismus, Ästhetik, Epoche, Politik
Klaus Siebenhaar
Kommentar
Über die Auseinandersetzung mit der „Realität“ konstituieren sich seit der Antike die Künste. Im „Realismus“ als Terminus und Prinzip drückt sich das Verhältnis der Künste zur Wirklichkeit, ihr literarisch-künstlerischer Weltbezug aus. Als poetologisch-ästhetische Kategorie löst der Realismus Ende des 18. Jahrhunderts die seit der Antike tradierten Begriffe der „Mimesis“ und „imitatio“ ganz allmählich ab. Der Realismus als historische Stilrichtung, als Kunst- und Literaturepoche ist ab Mitte des 19. Jahrhunderts untrennbar mit dem Aufstieg der bürgerlich-kapitalistischen Ordnung verbunden – häufig mit dem deskriptiven Adjektiv „poetischer“ oder „bürgerlicher“ Realismus versehen. Der im frühen 20. Jahrhundert kultur- und kunstpolitisch aufgeladene (Kampf-) des Realismus, wie er vor allem von einer sich wirkungsmächtig entwickelnden marxistischen Ästhetik eingeführt wird, sichert sein Weiterleben über alle avantgardistischen Gegenströmungen der Moderne hinaus.
Innerhalb dieser vielschichtigen Gesamtschau sucht das Seminar in interdisziplinären Annäherungen (Literatur, Publizistik, Bildende Kunst, Film) auf allen drei Ebenen (ästhetisch, literaturhistorisch, kunstpolitisch) grundlegendes Orientierungs- und Zusammenhangswissen zu vermitteln. Neben theoretischen Texten geschieht dies über die Lektüre der Prosa von u.a. Storm, Raabe, Keller, Fontane sowie kunstgeschichtlichen Exkursen (vom Französischen bis zum sozialistischen, „kapitalistischen“ und Foto-Realismus) und anhand von ausgewählten Filmbeispielen (Poetischer und Neo-Realismus).
Die Lehrveranstaltung mündet in einer zeitgenössischen literarisch-künstlerischen „Befragung der Realität“ (Harald Szeemann), die zugleich in die möglichen Themenfelder projekt- und anwendungsbasierter Hausarbeiten einführt.
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung