16218 Forschungsseminar

SoSe 23: Die Aristotelische Psychologie

Arbogast Schmitt

Kommentar

Aristoteles hat eine Psychologie entwickelt, die mit vielen ihrer Analysen auch fu¨r gegenwärtige Diskurse relevant, die in nicht wenigen ihrer Ergebnisse sogar u¨berlegen ist. Attraktiv ist bereits die Grundlegung des Begriffs der Seele. Er sucht das Psychische nicht in irgendwelchen innerlichen Erfahrungen. Seele hat fu¨r ihn vielmehr alles, was aktiv u¨ber eigene Fähigkeiten oder eine Fähigkeiten- Komposition verfu¨gt und diese Fähigkeiten aus Eigenem entwickeln und betätigen kann. Der einheitliche Akt, den alle diese Fähigkeiten vollziehen können, ist fu¨r ihn das Unterscheiden. Der Baum unterscheidet trocken und feucht. Was wahrnehmen kann, unterscheidet Farben, Geräusche, Geru¨che, usw.. Wer daru¨ber hinaus vorstellen kann, kann diese Unterschiede frei miteinander kombinieren. Rationale Unterschiede, die nur der Mensch machen kann, beginnen fu¨r ihn damit, dass man nicht nur Farben und Formen usw. erkennt, sondern auch das Können selbst, das wahrnehmbare Phänomene vollziehen. Ein Messer ist etwas nicht, weil es länglich und hart ist, sondern weil es die Fähigkeit zum Schneiden hat. Durch seine Reflexion auf die Unterscheidungsfähigkeit von allem Psychischen kann Aristoteles nicht nur die Einheit alles Seelischen in der Welt verstehbar machen, er kann auch die Entstehung von Gefu¨hlen und Willensakten sinnvoll erklären, indem er ihre Abhängigkeit von Unterscheidungsleistungen aufweist. Wer mit dem Geschmackssinn etwas Su¨ßes geschmeckt hat, dem schmeckt es auch, d.h. er empfindet ein Gefu¨hl der Lust oder Unlust daran. Erst dann kann man sich vorstellen, es auch weiter oder in Zukunft genießen zu können, und entwickelt so einen Willen, es zu genießen. Das alles behandelt Aristoteles in sorgfältigen und sehr differenzierten Analysen und bietet dabei auch viele Einsichten in das Verhältnis von Denken, Fu¨hlen und Wollen, wie sie miteinander und gegeneinander agieren können. Wir wollen versuchen, Buch 2 und 3 von De anima ganz miteinander zu lesen. Wer ein Referat halten oder eine Arbeit schreiben will, kann mit dem Seminarleiter ein Thema vereinbaren (schmitta@uni-marburg.de). Im Blackboard werden einzelne Themen vorgeschlagen. Dort findet man auch eine Literaturliste. Schließen

Literaturhinweise

Als Textgrundlage empfohlen ist:
Aristoteles, Über die Seele. Griechisch-deutsch, u¨bers., mit einer Einleitung u. Anmerkungen hg. v. Klaus Corcilius, Hamburg, Meiner 2017. -


Zur Vorbereitung empfohlen:
Bernard, Wolfgang, Rezeptivität und Spontaneität der Wahrnehmung bei Aristoteles. Versuch einer Bestimmung der spontanen Erkenntnisleistung der Wahrnehmung bei Aristoteles in Abgrenzung gegen die rezeptive Auslegung der Sinnlichkeit bei Descartes und Kant, Baden-Baden 1988. Cessi, Viviana, Erkennen und Handeln in der Theorie des Tragischen bei Aristoteles, Frankfurt 1987. – Schmitt, Arbogast, Die Moderne und Platon. Zwei Grundformen europäischer Rationalität, Stutgart 2003, 2008, 207-380.
M. Cohe Caleb, Aristotle's On the soul: a critical guide. Cambride critical guides, Cambridge University Press, Cambridge, New York 2022. Schließen

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