WiSe 22/23: Bertolt Brecht. Einführung in die Theorie und Ästhetik
Hans Roth
Kommentar
In diesem Seminar werden wir uns am Beispiel von Bertolt Brecht (1898-1956) mit theaterwissenschaftlichen Arbeitsweisen und Fragestellungen auf dem Gebiet der Theorie und Ästhetik befassen. Durch seine Kritik des bürgerlich-dramatischen Theaters, seine Parteinahme für den Marxismus und die von ihm entwickelte Theorie eines epischen Theaters darf Brecht als der einflussreichste, zugleich aber auch umstrittenste Theatermacher des 20. Jahrhunderts gelten: Als Autor und Regisseur, als Kommunist und ‚Bürgerschreck‘, als Teil der Avantgarde wie auch des dramatischen Kanons ist Brecht bis heute ein theoretisch-ästhetischer Fixpunkt in so gut wie allen Debatten um die gesellschaftliche Reichweite und Funktion von Theater – auch und gerade dort, wo man sich (vermeintlich) von ihm abwendet.
Im Seminar werden wir uns Brechts Versuchen, die Rolle des Theaters in einer von technologischen und medialen Umwälzungen, aber auch von massiven sozialen Widersprüchen geprägten Gesellschaft neu zu definieren, aus drei Richtungen annähern: Zum einen werden wir einschlägige Aspekte/Stationen der Brechtschen Dramatik und seines kollektiven, arbeitsteiligen Verständnisses von theatraler Praxis beleuchten. Zum zweiten werden wir uns an ausgewählten Texten mit den Grundzügen von Brechts Theatertheorie beschäftigen, wobei wir neben inhaltlichen Entwicklungslinien auch über die von Brecht gewählten Formen und Formate der Theoriedarstellung sprechen werden. Drittens werden wir uns mit unterschiedlichen theoretischen Perspektiven auf Brecht auseinandersetzen, um uns anhand der Positionen von bspw. Theodor W. Adorno, Hannah Arendt und Walter Benjamin den Ambivalenzen und Mehrdeutigkeiten des Brechtschen Œuvres zu widmen.
Teilnahmevoraussetzungen: Übernahme von Referaten und Gruppenarbeiten, eigenständige Recherche, kontinuierliche und gründliche Lektüre der vorzubereitenden Literatur, Diskussionsbereitschaft. Über die Arbeitsformen und Referatsthemen wird in der ersten Sitzung informiert.
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