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Seminar
Allmacht und Skepsis: Erkenntnistheorie bei Wilhelm von Ockham
Bernd Roling
Kommentar
Nach Thomas von Aquin und Duns Scotus dürfte der englische Franziskaner William von Ockham der dritte Denker des Mittelalters gewesen sein, mit dessen Philosophie sich eine Epochenwende verbindet. Ihre Wirkung sollte über Gabriel Biel weit bis Luther reichen, ja vielleicht sogar bis in die Skepsis des 18. Jahrhunderts. Heute mag Ockham den Historikern vor allem als Protagonist des Armutsstreits und als Papstgegner geläufig sein, der gegen die Kurie die Partei Kaiser Ludwigs IV. ergriffen hatte, doch in die Geistesgeschichte hatte er sich als Philosoph eingeschrieben. Nicht mehr Abstraktion und Universalien, sondern Intuition und das Einzelding, das unmittelbar, doch zum Ende nur mit Gottes Hilfe, erkannt werden konnte, standen im Zentrum seines Denkens. Nicht nur der alte an Augustinus orientierte Platonismus der Franziskaner und der christianisierte Aristotelismus des Aquinaten erodierten im berüchtigten Distinktionengewitter Ockhams als Folge, auch die Begriffsphilosophie seines Ordensbruders Duns Scotus begann brüchig zu werden. Das Hauptinstrumente der Beweisführungen Ockhams bildete dabei eine Sprach- und Satzanalyse, die nach der Grundlage der Termini, den supposita fragte. Es gab keine allgemeine Wirklichkeit außerhalb des konkreten Objektes, statt der scheinbar in sich selbst ruhenden Begriffe existierten Zeichen, so das Resultat, die wir zur Verständigung über die Eigenschaften der Objekte nutzten. Doch was konnte an verbindlichem Wissen unter dieser Voraussetzung noch übrigbleiben? Blieb nur Gott der letzte Garant der Wirklichkeit? Im Seminar soll als Einführung in das Denken des Franziskaners eine Auswahl aus den philosophischen Schriften Ockhams in deutscher und ggf. auch in englischer Sprache gelesen werden. Schließen
Literaturhinweise
Wilhelm von Ockham, Probleme der Metaphysik, übersetzt von Hans Kraml und Gerhard Leibold, Freiburg 2012, ders., Texte zur Theorie der Erkenntnis und der Wissenschaft, übersetzt von Ruedi Imbach, Stuttgart 1984, ders., Über die Verknüpfung der Tugenden, übersetzt von Volker Leppin, Freiburg 2008, ders., Quodlibetal Questions (2 Bde.), translated by Alfred J. Freddoso, New Haven 1991, ders., Questions on virtue, goodness and the will, translated by Eric Hagedorn, Cambridge 2021 Schließen
16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Do, 16.10.2025 16:00 - 18:00
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Do, 13.11.2025 16:00 - 18:00
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Do, 15.01.2026 16:00 - 18:00
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Do, 29.01.2026 16:00 - 18:00
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Do, 12.02.2026 16:00 - 18:00