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Praxisseminar
Humanize – Wirkungen von analogen und digitalen Repetitionen. Szenisches Projekt
Marina Dessau
Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen
Marina Dessau setzte sich zw. 2012-23 intensiv mit Online-Propaganda und radikalem Verhalten in Performancezusammenhängen auseinander (internil). Inzwischen fügt sie Fragestellungen um die Darstell- und Erfahrbarkeit anderer Intelligenzen hinzu, arbeitet u.a. mit Emotionserkennung und taktiler Wahrnehmung, meist auf Basis der Viewpoints-Methode. http://marinadessau.com
Das Praxisseminar wird unterstützt von Sara Spennemann.
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Kommentar
Es braucht nur ein paar Copy-Pastes und eine exakte Kopie oder eine Rephrase-Variation ist in Sekunden erzeugt. Paraphrasierungs- und Humanize-Tools sind binnen weniger Jahre zum selbstverständlichen Arbeitsmittel und Instrument geworden: Sie übertragen offensichtlich KI-generierte Inhalte in menschlich klingende Sprache und umgehen Plagiatserkennung. Mancher Bot trägt „stealth“ (Engl. für heimlich) im Namen. Die Maschinen wiederholen oder variieren also ‚heimlich‘ vor allem bereits existierende Inhalte, eigene oder fremde. Originäres Denken der Nutzenden ist dabei nicht gefragt. Der praktische und zeitsparende Nutzen für einige Zusammenhänge steht außer Frage. Dennoch: Das WWW füllt sich derweil weiter mit Wiederholungen und Variationen von Wiederholungen. Und die sind besonders schlagkräftig im Zusammenhang mit emotional aufgeladenen Inhalten, wie sie bspw. in psychologischer Kriegsführung/ Desinformation vorkommen.
Während manch kommerziell orientierter Bot unbemerkt kopiert und dabei Varianz behauptet, nutzen die darstellenden Künste das Prinzip Wiederholung auf ausstellende Weise. In Repetitionen wird probiert, und in Kombination mit gutem Timing erzeugt Wiederholung Komik, Ironie, Parodie. Im Linearen bricht sie erwartete Verläufe auf oder verweist, typisch postdramatisch, auf z.B. gesellschaftspolitische Kreisbewegungen, Frakturen oder Entwicklungen.
Wie funktionieren und wirken Wiederholung bzw. Variationen von Wiederholungen online und offline als Mittel und wie können sie genutzt werden? Wie lange trägt Wiederholung in welchem Kontext, bis die wiederholten Inhalte entweder aufgrund von Desensibilisierung durchrauschen oder im Gegenteil einen Handlungsimpuls nach sich ziehen? Und welche gesellschaftliche Entwicklung geht potentiell mit der technologischen Entwicklung der Wiederholungs-Bots einher?
Im Praxisseminar nutzen wir die Parallele ‚Wiederholung/Variation‘ und untersuchen praktisch das Phänomen Humanizer-Bots mit dem künstlerischen Prinzip der Wiederholung/Variation. Wir tun dies mit analogen Körpern und digitalen Mitteln (u.a. generative Rephrase-Tools). Als Stoffgrundlage recherchieren wir jeweils ein Online-Material (Video, Still, Text etc.), das emotional aufgeladen ist und untersuchen anhand dieses Materials körperlich-improvisierend das Mittel der Wiederholung und das Spannungsfeld zwischen Wiederholung und Entwicklung im szenischen/ performativen Zusammenhang.
Wir arbeiten auf Basis der Improvisations- und Inszenierungsmethode ‚Viewpoints/Composition‘ (nach Bogart/Landau), welche zu Beginn des Seminars vermittelt wird. ‘Wiederholung’ ist auch einer der 9 Viewpoints der gleichnamigen postdramatischen, nicht-psychologischen Methode.
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Zusätzliche Termine
Mo, 16.02.2026 10:00 - 18:00 Di, 17.02.2026 10:00 - 18:00 Mi, 18.02.2026 10:00 - 18:00 Do, 19.02.2026 10:00 - 18:00 Fr, 20.02.2026 10:00 - 18:00 Sa, 21.02.2026 10:00 - 18:00Weitere Suchergebnisse zu 'Geodynamische Entwicklung von Europa'