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Frauenrechte als Menschenrechte - Menschenrechte als Frauenrechte

 

Der Einsatz zur weltweiten Durch- und Umsetzung von Frauenrechten ist ein integraler Bestandteil des Bestrebens um die Achtung und Wahrung der Menschenrechte. Dr. Hanna Beate Schöpp-Schilling, die sich seit 1973 mit Fragen zu Frauenrechten beschäftigt und seit 1989 auch im Bereich der Menschenrechte von Frauen ehrenamtlich als Sachverständige der Vereinten Nationen tätig ist, zählt zu den Menschen, die sich in herausragender Art und Weise um die Förderung und Verwirklichung von Frauenrechten auf nationaler und internationaler Ebene verdient gemacht haben.

Neben ihren vielfältigen Tätigkeiten in Vorständen, Beiräten und Kuratorien verschiedener nationaler und internationaler Frauenverbände und Frauenforschungsinstitutionen, wie z. B. dem Berliner Frauenbund 1945 e. V., dem Institut Frau und Gesellschaft in Hannover, der European Women’s Foundation oder dem Centre Européen Féminin de Recherche sur l’Evolution de la Sociéte in Paris, hat sie  sich auch durch ihre Aktivitäten als Rednerin und/oder Mitveranstalterin zahlreicher Tagungen, Konferenzen und Schulungen als Expertin in Frauenrechts- und Menschrechtsfragen in Deutschland, Südosteuropa, Russland und Asien profiliert. Obwohl Hanna Beate Schöpp-Schilling keine Juristin ist, hat sie es verstanden, in vorbildlicher Weise Brücken zwischen dem Völkerrecht und der nationalen und internationalen Praxis der Geschlechtergleichstellung mit ihren unterschiedlichen Akteuren und Akteurinnen zu bauen. Dies spiegelt sich auch in der Vielzahl ihrer Publikationen wider, in denen sie sich mit „Zwangsverheiratung als Menschenrechtsverletzung“ ebenso beschäftigte wie mit der Förderung von Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit in Entwicklungs- und Friedensprozessen. Hanna Beate Schöpp-Schilling gehört zudem zahlreichen deutschen und internationalen Gremien und Institutionen an, zu denen u. a. das Kuratorium des Deutschen Instituts für Menschenrechte, das Nationale Menschenrechtsinstitut der Region Swerdlowsk in Jekaterinburg (Russland) und für die Jahre 2007 bis 2008 auch „filia. Die Frauenstiftung“ zählen.

Der Freien Universität Berlin ist sie seit langem eng verbunden. Nach ihrem Studium der Anglistik, Germanistik und Nordamerikastudien absolvierte sie auch ihre Promotion an dieser Institution. Zunächst war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am John-F.-Kennedy-Institut, von 1972 bis 1976 dann als Assistenzprofessorin für Amerikanische Literatur tätig. In dieser Zeit initiierte sie „women’ studies“-Seminare am Institut und gehörte zum Team der jungen Wissenschaftlerinnen, die 1976 die erste Sommeruniversität für Frauen in der damaligen Bundesrepublik an der Freien Universität Berlin durchführten. In den folgenden zehn Jahren, von 1977 bis 1987, arbeitete sie im Aspen Institute Berlin in verschiedenen Funktionen, u. a. als Projektkoordinatorin, Assistenzdirektorin sowie auch als Geschäftsführerin. Angeregt durch Entwicklungen in den USA und unterstützt von Westberliner Wissenschaftlerinnen, propagierte sie die Einrichtung eines Frauenforschungsinstituts an der Freien Universität Berlin, das dann 1981 als Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung verankert wurde. Von 1984 bis 1992 gab sie zusammen mit anderen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen im Auftrag des Präsidenten der Freien Universität Berlin die Reihe „Ergebnisse der Frauenforschung“ heraus, in der die Dissertationen junger Wissenschaftlerinnen veröffentlicht wurden. Danach verlagerte sie ihren Wirkungsschwerpunkt in die Politik, wo sie fünf Jahre lang die neu gegründete Abteilung Frauenpolitik im Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (heute: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) im Rang einer Ministerialdirektorin leitete. In dieser Position konnte sie auch frauenpolitische Zeichen im Rahmen der Vereinigung der beiden deutschen Staaten setzen. Zwischen 1992 und 2001 war sie als Geschäftsführerin und Generalbevollmächtigte des AFS (American Field Service) Interkulturelle Beziehungen e. V. tätig.

1989 wurde sie auf Vorschlag der damaligen Bundesregierung von den Vertragsstaaten für CEDAW (Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women) als Sachverständige in den Vertragsausschuss für das VN-Übereinkommen zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung der Frau gewählt. Der Ausschuss kontrolliert die Umsetzung des Übereinkommens durch die heute 185 Vertragsstaaten und regt diese durch Empfehlungen zur Verbesserung der Wahrung der Menschrechte von Frauen an. Hanna Beate Schöpp-Schilling hat die Praxis dieses Ausschusses in seinen Arbeitsmethoden und seinen Auswirkungen nachhaltig geprägt, so dass heute Frauenorganisationen überall in der Welt das Übereinkommen effektiv für ihre Arbeit nutzen. 2007 dokumentierte sie die Aktivitäten des Ausschusses als Herausgeberin in dem Band The Circle of Empowerment: Twenty-five Years of the UN Committee on the Elimination of Discrimination against Women. Nach zwanzigjähriger Zugehörigkeit zum Vertragsausschuss für CEDAW ist sie Ende 2008 aus diesem ausgeschieden.

Zudem arbeitet Hanna Beate Schöpp-Schilling seit 2001 freiberuflich als Consultant, Publizistin und Dozentin für den Themenbereich Menschenrechte von Frauen. Im Jahr 2005 nahm sie einen Lehrauftrag an der Ruhr Universität Bochum und eine Gastprofessur an der Ritsumeikan University in Kyoto (Japan) an. Im Folgejahr hielt sie Gastvorträge an zwei Universitäten in Jekaterinburg (Russland) und war 2007 bis 2008 in derselben Funktion an der Universität von Sarajevo (Bosnien und Herzegowina) tätig.

Die Preisträgerin plant, das Preisgeld für verschiedene Projekte im Rahmen ihres Engagements für das Übereinkommen und seinen Vertragsausschuss zu verwenden. Hierzu gehören u. a. die Schaffung eines öffentlich zugänglichen Archivs basierend auf ihrer umfassenden Sammlung der Dokumente des Vertragsausschusses für CEDAW, die Publikation eines juristischen Kommentars zum Übereinkommen als Mitherausgeberin mit Professor Dr. Beate Rudolf, Juniorprofessorin für Öffentliches Recht und Gleichstellungsrecht an der Freien Universität Berlin, und die Gründung eines CEDAW-Alumni Netzwerkes, das sich der verbesserten Umsetzung der Empfehlungen des Ausschusses in den Vertragsstaaten annimmt.

Die Laudationen hielten Prof. Dr. Rita Süssmuth (Bundestagspräsidentin a. D.) und Prof. Dr. Heiner Bielefeldt (Direktor des Deutschen Instituts für Menschrechte).