16218
Research Seminar
Kunst- und Literaturtheorie von Platon und Aristoteles bis zur Ästhetik des 18. Jahrhunderts
Arbogast Schmitt
Information for students
Blockseminar Ende des SoSe 2025
Comments
Die aristotelische Poetik und Ihre Wirkungsgeschichte seit der Renaissance
Die aristotelische Poetik hat nicht nur für die Literatur, sondern auch für das Kunstverständnis seit der Enstehung einer neuen Ästhetik im 18. Jahrhundert eine richtungsweisende Bedeutung. Aber auch in der Antike gibt es viele verschiedene Zugänge zum Verständnis von Kunst und Literatur, unter ihnen findet man aber eine Grundopposition:
Die einen suchen das Wesen der Kunst in etwas im Wortsinn ‚Ästhetischem‘, d.h. in bestimmten Weisen einer sinnlichen Erfahrung und Gestaltung der Welt (‚Ästhetik‘ = aisthetiké epistéme =cognitio sensitiva = sinnliche Erkenntnis) und in dem damit verbundenen ‚ästhetischen‘ Genuss.
Auf diese, in der Zeit zwischen ca. 300v. Bbis 100 n.Chr, diskursführende Ästhetik greift man seit der Neuzeit bevorzugt zurück.
Platon und Aristoteles und die von ihnen begründete Tradition (von ca.100-1300 n.Chr.) sahen das Wesentliche der Kunst in einer deutenden Darstellung, wie sich der Mensch handelnd und fühlend die Welt erschließt. Der Kunstgenuss sollte dabei aus dem verstehenden Miterleben menschlichen Handelns kommen.
In der ersten Sitzung wollen wir uns mit der modernen Ästhetik, v.a. mit ihrem Gründer Gottlieb Alexander Baumgarten befassen. Zur Begründung, weshalb für ihn Kunsterfahrung vor allem eine sinnliche Erkenntnis ist, stützt er sich auf zwei antike Theoretiker, auf Lukrez und auf Horaz.
Von Lukrez übernimmt er die Überzeugung, dass alles, was man wissen kann, aus der Wahrnehmung stammt; von Horaz, dass ein Kunstwerk nur dann schön ist, wenn es keine willkürlich zusammengesuchten Phantasiestücke enthält, sondern die Einheit einer ‚Mannigfaltigkeit‘ in der Ordnung der Dinge sucht.
Dass ein Kunstwerk dann schön ist, wenn seine Teile untereinander und zum Ganzen zusammenstimmen, ist eine alte, schon von Platon und Aristoteles formulierte Theorie. Mit ihr und ihrer Geschichte (auch in der Neuzeit) beschäftigen wir uns im Anschluss an die moderne Ästhetik.
Nach einem Ausblick auf die neuere Geschichte der Ästhetik, v.a. auf die Frage, weshalb sie eine Wende zur abstrakten Kunst zur Folge hatte, behandeln wir verschiedene Aspekte der antiken Ästhetik und ihrer theoretischen Begründung.
Der zweite Teil des Seminars soll dem Verständnis des Kunstbegriffs von Platon und Aristoteles gelten und die Bedeutung ihrer Theorie an Literatur von Homer bis zur Tragödie veranschaulichen. close