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Advanced seminar
Museum im Film | Film im Museum
Friederike Horstmann
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Institutions- und ideologiekritisch diskreditiert Theodor W. Adorno 1953 das Museale als Inbegriff der Stagnation: »Der Ausdruck ›museal‹ hat im Deutschen unfreundliche Farbe. Er bezeichnet Gegenstände, zu denen der Betrachter nicht mehr lebendig sich verhält und die selber absterben. Sie werden mehr aus historischer Rücksicht aufbewahrt als aus gegenwärtigem Bedürfnis. Museum und Mausoleum verbindet nicht bloß die phonetische Assoziation. Museen sind wie Erbbegräbnisse von Kunstwerken.« Museale Ordnungen und bildungsbürgerliche Normen werden im Film einer kritischen Prüfung unterzogen: Der Film problematisiert Kolonialgeschichte, Objektfetischismus und Ewigkeitsanspruch, räubert Kunstwerke, lässt seine Figuren mit dem gestrengen Verhaltenskodex – dem Schreiten, Flüstern, Abstandhalten – brechen und bringt ganze Arsenale zum Einsturz. So versetzt er das Museum wieder in Bewegung und verlebendigt dessen Exponate. Dokumentarfilme knüpfen an den historischen Bildungsauftrag des Museums an. Sie machen Objekte zugänglich und vermitteln Wissen. Dabei erschließen sie oft Bereiche, die dem Publikum sonst verborgen bleiben – von den Depots über Restaurierungswerkstätten bis hin zu internen Besprechungsräumen. Das Hauptseminar widmet sich dem Museum als Schauplatz im Film und fragt danach, wie der Film das Museum als Ort der Sammlung, Ausstellung, Betrachtung und Vermittlung von Bildern inszeniert – und wie er sich selbst in diesem Kontext positioniert. Im Fokus steht dabei auch das Verhältnis zwischen den Künsten und ihren institutionellen Rahmenbedingungen – und wie dieses im Medium Film verhandelt wird.
Das Seminar fokussiert nicht nur die wechselreiche Beziehungsgeschichte von Museen im Film, sondern die umgekehrte Wegrichtung: Filme verlassen das Kino und migrieren in museale Kontexte, um dort neue Räume und Displays zu erobern. Unter den Begriffen »Kinematographische Installation«, »Cinéma d’exposition« oder »Artist’s Cinema« haben sich verschiedene Konzepte herausgebildet, um jene Filme zu beschreiben, die seit den 1990er-Jahren in wachsendem Maße im Museum ausgestellt sind. André Bazins berühmter Frage »Was ist Film?« ist heute vor allem die Frage »Wo ist Film?« zur Seite zu stellen. So möchte das Hauptseminar die Bewegung vom Kino ins Museum als Teil einer umfassenderen Migration der Bilder beschreiben und mittels theoretischer Konzepte der Remediation (Bolter/Grusin 2000) und der Relocation (Casetti 2012) diskutieren. In historischer Perspektive bezieht das Hauptseminar die zeitgenössischen Filme im Museum auf mögliche Vorläufer des Expanded Cinema der 1960er- und 1970er-Jahre. Durch gemeinsame Ausstellungsbesuche wird Gelegenheit geboten, die gelesenen Lektüren auf aktuelle Arbeiten zu beziehen. Mittels dieser Exkursionen legt das Seminar ein besonderes Augenmerk auf die direkte Anschauung in Ausstellungsräumen und die Beschreibung vor Ort. Trotz des Bemühens um freien Eintritt können gegebenenfalls geringe Eintrittskosten für die Ausstellungsbesuche anfallen.
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16 Class schedule
Regular appointments
Fri, 2025-10-17 10:00 - 12:00
Fri, 2025-10-24 10:00 - 12:00
Fri, 2025-10-31 10:00 - 12:00
Fri, 2025-11-07 10:00 - 12:00
Fri, 2025-11-14 10:00 - 12:00
Fri, 2025-11-21 10:00 - 12:00
Fri, 2025-11-28 10:00 - 12:00
Fri, 2025-12-05 10:00 - 12:00
Fri, 2025-12-12 10:00 - 12:00
Fri, 2025-12-19 10:00 - 12:00
Fri, 2026-01-09 10:00 - 12:00
Fri, 2026-01-16 10:00 - 12:00
Fri, 2026-01-23 10:00 - 12:00
Fri, 2026-01-30 10:00 - 12:00
Fri, 2026-02-06 10:00 - 12:00
Fri, 2026-02-13 10:00 - 12:00