Dokufiktionales Erzählen
Melina Brüggemann
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In den letzten Jahrzehnten ist der Begriff „Dokufiktion“ – ähnlich wie zuvor die Autofiktion – zum Buzzword geworden, ohne dass klar scheint, in welchem Verhältnis Faktualität und Fiktionalität innerhalb dieses neu entstandenen Genre-Labels zueinanderstehen. Der ursprünglich aus der Filmtheorie stammende Begriff wird heute längst auch für literarische Texte verwendet, die mit Techniken des Dokumentarischen verfahren.
Im Seminar wollen wir uns an einer theoretischen und analytischen Begriffsschärfung des Labels „Dokufiktion“ versuchen, indem wir Formen und Funktionen des Dokumentarischen in der Fiktion untersuchen, insbesondere mit Fokus auf Gegenwartsliteratur. Wir werden wirklichkeitsbasierte Texte aus verschiedenen Sprach-, Kultur- und Zeiträumen lesen, die nicht nur reale Ereignisse erzählen oder dies vorgeben (z.B. mithilfe dokumentarischen Materials wie Archivmaterialien, Fotografien, Zeugnissen), sondern zugleich fragen, ob und wie derartige Ereignisse überhaupt dokumentiert werden können; Texte, die also entlang der Grenze des Dokumentarischen angesiedelt sind. Dabei werden auch Fragen literarischer Stellvertretung, Geschichtsschreibung und Selbstdokumentation verhandelt sowie das Verhältnis von literarischem Schreiben und politischem Handeln.
Ziel des Seminars soll sein, dokufiktionales Erzählen als eigene Erzählweise herauszuarbeiten, die in der gegenwartsliterarischen Produktion Hochkonjunktur hat.
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Zur Einführung:
Agnes Bidom: Dokufiktionales Erzählen. Narrative Liminalität in der Gegenwartsliteratur, transcript 2025; Agnes Bidom u. Christine Lubkoll (Hgg.): Dokufiktionalität in Literatur und Medien. Erzählen an den Schnittstellen von Fakt und Fiktion, De Gruyter 2022.
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