Was ist Weltliteratur?
Andreas Schmid
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Das Wort „Weltliteratur“ begegnet uns im literarischen Betrieb auf ganz unterschiedlichen Ebenen: Es kann werbesprachlich den Verkauf von Buchreihen fördern, als besondere Auszeichnung in einer Feuilletonrezension fungieren, die Hoffnung auf eine transnationale Gemeinschaft zum Ausdruck bringen, die besondere Bildung einer Person „von Welt“ ausstellen oder auf die Kanonizität einer Auswahl von Werken verweisen, die jenseits der Nationalliteraturen als „Klassiker“ gelten sollen.
Gleichzeitig wurde die „Weltliteratur“ immer wieder Anlass für Begriffsarbeit und theoretische Debatten über den Bezugsrahmen von Literatur und Literaturwissenschaft. Die Beschäftigung mit dem Begriff ermöglicht uns daher auch, die Geschichte der Komparatistik zu erforschen und grundlegende Fragen an unsere Fachtradition zu stellen: Was umfasst die „Welt“ in „Weltliteratur“? Welche Literaturen werden mit diesem Begriff nobilitiert, welche nicht? Und welches kritische Potential liegt in der Bewegung vom Lokalen zur Welt und wieder zurück?
Das Seminar widmet sich der Geschichte des Begriffs seit dem 19. Jahrhundert, möchte aber vor allem neueste Forschungsperspektiven diskutieren. Mögliche Lektüren wären etwa Johann Wolfgang von Goethe, Erich Auerbach, Gayatri Chakravorty Spivak, B. Venkat Mani, Gisèle Sapiro, Erhard Schüttpelz und Schamma Schahadat.
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