WiSe 25/26  
Philosophy and ...  
Medieval Latin ...  
Course

Institute of Greek and Latin Languages and Literatures

Medieval Latin Language and Literature

0070c_m30
  • Methods and Fundamentals of Medieval Latin Philology

    0070cA1.1
    • 16320 Lecture
      Bonaventura und seine Zeit (Bernd Roling)
      Schedule: Mi 14:00-16:00 (Class starts on: 2025-10-15)
      Location: JK 31/124 (Habelschwerdter Allee 45)

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      Franziskus mochte ebenso revolutionär wie egalitär gewesen sein, schon seine Schüler der ersten Generation mußten realisieren, daß sie den Geist des Erzheiligen auch an die Universitäten zu tragen hatten. Spiritualität und intellektuelle Durchdringung der Theologie, Skepsis gegenüber einem zu weitreichenden Rationalismus, die philosophische Absicherung der Dogmatik und die Auseinandersetzung mit den großen Herausforderungen, vor die vor allem die Philosophie des Aristoteles die Theologie des 13. Jahrhunderts gestellt hatte, betrafen die Franziskaner ebenso wie die weltlichen Kleriker. Franziskaner gehörten zu den ersten Hörern an der Universität Oxford, Franziskaner besetzten die ersten Ordenslehrstühle in Paris; sie sollten mit ihren Konkurrenten aus dem Dominikanerorden zur Avantgarde des Christentums werden. Die Bandbreite ihrer ersten Denker reicht weit, vom technophilen Vertreter der Oxforder Franziskanerschule und Erben Robert Grossetestes, Roger Bacon, über Lichtmetaphysiker wie den Erzbischof von Canterbury John Peckham bis zu dem Verfasser der Summa Halensis, Alexander von Hales. Über allen aber steht der siebte General des Ordens, Bonaventura, in dessen breitgefaßtem Werk sich eine avicennistische Theologie mit tiefer Frömmigkeit und erbaulichen Schriften wie dem ‚Itinerarium mentis in Deum’, die zu Klassikern der christlichen Literatur werden sollten, vereinigen konnten. In der Vorlesung soll ein Überblick über die Franziskanertheologen des 13. Jahrhunderts gegeben werden. Im Zentrum wird diesmal Bonaventura stehen.

      Suggested reading

      Arthur Armstrong (Hg.), The Cambridge History of Late Antique and Early Medieval Philosophy, Cambridge 2005; Kurt Flasch, Das philosophische Denken im Mittelalter, Stuttgart 2006, Theo Kobusch, Philosophie des Hoch- und Spätmittelalters (Geschichte der Philosophie 5), München 2011.

  • Early Christian and Carolingian Literature

    0070cA1.2
    • 16321 Seminar
      Häresie und die Suche nach dem Absoluten: Margareta Porete (Bernd Roling)
      Schedule: Mi 16:00-18:00 (Class starts on: 2025-10-15)
      Location: K 29/204 (Habelschwerdter Allee 45)

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      Zu den interessantesten und umstrittensten Figuren der Frauenmystik des Hochmittelalters gehört die 1310 in Paris hingerichtete Margarete Porete. Die Französin Margarete, die aus der Gegend um Valenciennes stammte, hatte als junge Frau eine solide und breite Bildung genossen, war offensichtlich schon früh in Kontakt mit der Bewegung der Beginen, der weiblichen Laienfrömmigkeit der Zeit und Gestalten wie Hadewijch und Beatrijs von Nazareth, gekommen und hatte als Resultat angefangen, selbst im wallonischen Raum zu predigen. Als Ergebnis ihrer öffentlichen Auftritte verfaßte sie in mittelfranzösischer Sprache den ‚Spiegel der einfachen Seelen‘, den ‚Mirouer des simples ames‘, der in 139 kurzen Kapitel das Modell einer radikalen Mystik entwarf, eine Eckhard verwandte Mystik, die die Zeitgenossinnen ebenso begeistert wie verstört hatte. Im Zentrum dieses sprachmächtigen, wenn auch wenig systematisch in Dialoge gegliederten Werkes fand sich eine radikale Form der Selbstentäußerung, die jeden Eigenwillen zugunsten des göttlichen Willens auszumerzen hatte. Am Ende dieses siebenstufigen Prozesses der Ablösung stand eine Seele, die zur Gänze erfüllt war von göttlicher Liebe und sich in einem Zustand der absoluten Freiheit befand, der die Seele nicht nur von allen weltlichen Bedrängnissen löste, sondern auch von der Notwendigkeit der tugendhaften Werke und schließlich der Kirche als Institution. Vor allem letzteres hatte einen Inquisitionsprozeß zur Folge, der Margarete zum Ende auf den Scheiterhaufen brachte. Der Beliebtheit des Werkes hatte das Verbot keinen Abbruch getan. Wohl noch zu Lebzeiten ins Lateinische übersetzt, sollten italienische und englische Fassungen folgen, die viel und gerne gelesen wurden.

      Im Seminar soll das Werk auf Latein und bei Bedarf gerne auch in deutscher Übersetzung gelesen werden. Alle Texte werden zur Verfügung gestellt.

      Literatur: Margareta Porete, Speculum simlicium animarum – Le mirouer des simples ames, hg. Von Romana Guarnieri – Paul Verdeyen (CCCM 69), Turnhout 1986, Marageta Porete, Der Spiegel der einfachen Seelen, übersetzt von Luise Gnädinger, Zürich 1987, Suzanne Kocher, Allegories of Love in Marguerite Porete’s Mirror of Simple Souls, Turnhout 2008, Sean L. Field, The Beguine, the Angel and the Inquisitor. The Trials of Marguerite Porete and Guiard Of Cressonessart, Notre Dame 2012.       

  • Paleography

    0070cB1.1
    • 16324 Seminar
      Die römische Verssatire und ihre neulateinische Kommentierung: Persius und luvenal (Benjamin Wallura)
      Schedule: Di 12:00-14:00 (Class starts on: 2025-10-14)
      Location: J 30/109 (Habelschwerdter Allee 45)

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      Neben Lucillius und Horaz (und in Teilen Varro), gelten Aules Persius Flaccus (34-62 n. Chr.) und Decimus Iunius Iuvenalis (ca. 60-140 n. Chr.) als die beiden Endpunkte in der Gattungsgeschichte der römischen Verssatire. Wie Quintillian, der römische Rhetor, im berüchtigten 10. Buch seiner „Institutio oratoria“ verkündete, war die „satura“ eine genuin römische Gattung („tota nostra est“). Viele ihrer Merkmale kulminieren bei Persius und Iuvenal oder treten dort in gewandt variierter Form erneut wieder auf. Dabei ist eines der wesentlichen Merkmale dieser in Abgrenzung zum Ernst etwa der epischen Dichtung oder des Dramas konzipierten Kleindichtung gerade ihr Hang zur „Un-Form“ (dell‘Anno). An vielen Stellen entzieht sich die römische Verssatire allzu starrer Gattungskonventionen, spielt mit ihnen, ja verhöhnt sie sogar. Das Seminar will die Chance nutzen, anhand der Satirenbücher von Persius und Iuvenal diesem ,querulantischem’ Gattungscharakter der römischen Satire, so er sich beschreiben lässt, nachzuspüren. Persius und Iuvenal eignen sich dafür im Besonderem, denn viele Zitate und Wendungen, die auch im frühneuzeitlichen, modernen Satirekontext noch begegnen, finden sich an prominenter Stelle bei diesen beiden römischen Satirikern: „am Helikon Wolken sammeln“, „ganz bei sich leben“, „Brot und Spiele“ (panem et circenses) usw. sind allesamt Wendungen, z.T. entlehnt aus der griechischen Literatur, die vor allem durch Persius und Iuvenal erst zu festen Referenzen in der Literaturgeschichte geworden sind. Einen Mehrwert bieten die beiden Dichter durch die faszinierende Alltagsnähe ihrer Dichtung, die die Lesenden mitten ins antike Rom führt. Beide Dichter, so konnte es Durs Grünbein insbesondere für Iuvenal bereits geltend machen, waren die ersten wirklichen Großstadtdichter und -kritiker, die der Okzident hervorgebracht hat. Prokrastination, Sex, Crime, Völlerei, Wucherei, Erbschleicherei, Verrat, Betrug, soziale, ethnische und religiöse Spannungen, geistige Armut und Dekadenz und vieles mehr nehmen die beiden Dichter in ihren Satiren auseinander. Ihre Fernwirkung brach vor allem auch in Mittelalter und Früher Neuzeit nicht ab, weshalb das Seminar im letzten Teil des Seminars auch einige Proben aus der mittel- und neulateinischen Kommentarliteratur und einige prominente Nachdichtungen behandeln wird, nachdem wir in einer exemplarischen Auswahl zuerst Persius und dann Iuvenal lesen werden. Lateinkenntnisse sind für den Kurs von Vorteil, aber nicht zwingend bindend für die Teilnahme. Alle Texte werden auch in Übersetzung zur Verfügung gestellt. Übersetzt und kommentiert werden immer nur ausgewählte Passagen, die zuvor über das BlackBoard verfügbar sein werden.

  • Genres and Genre Theory

    0070cB1.2
    • 16322 Seminar
      Sensualismus und Empirie: Etienne Condillac (Bernd Roling)
      Schedule: Do 12:00-14:00 (Class starts on: 2025-10-16)
      Location: J 30/109 (Habelschwerdter Allee 45)

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      Als Antwort auf die radikalen englischen Empiristen, unter denen John Locke mit seinem ‚Essay concerning human understanding‘ herausragte, hatte sich in Frankreich eine philosophische Strömung gebildet, die heute gerne mit dem Begriff ‚Sensualismus‘ überschrieben wird. Alle Erkenntnisse, damit aber auch das Modell einer Seelen- und Erkenntnislehre sollten aus dem ersten, nicht weiter reduzierbaren Prinzip der Sinneswahrnehmung abgeleitet werden. Weder konnten eingeborene Ideen existieren, noch ließen sich Begriffe als mentale Wirklichkeiten durch Reflektion erschließen, wie noch bei Descartes. Wichtigster Vertreter, wenn nicht gar Begründer dieser neuen Philosophie, deren Echo sich bis Holbach, Diderot oder Rétif de la Bretonne verfolgen ließ, war der Kleriker Étienne Condillac (1714–1780). Der Franzose hatte wahrhaft enzyklopädisch gearbeitet und sich als Erzieher des Prinzen von Parma zu wirklich jeder Fragestellung äußern müssen. Condillacs ‚Abhandlung über die Empfindungen‘ (1754) liefert eine voraussetzungslose Deduktion einer Seelenlehre aus der Wahrnehmung; spätere Schriften wie die ‚Abhandlung über die Lebewesen‘ behandeln nicht zuletzt auch den Seelenhaushalt der nichtmenschlichen Kreaturen und sprachtheoretische Probleme. Im Seminar soll der erstgenannte ‚Traité des sensations‘, begleitet von weiteren Werken gelesen und interpretiert werden.

      Suggested reading

      Étienne Condillac, Abhandlung über die Empfindungen, übersetzt von Lothar Kreimendahl, Hamburg 1983 (Textgrundlage), Étienne Condillac, Abhandlung über die Lebewesen, übersetzt von Vanessa Kayling, Würzburg 2019, Étienne Condillac, Versuch über den Ursprung der menschlichen Erkenntnis, übersetzt von Angelika Oppenheimer, Würzburg 2006, John C. O’Neal, The Authority of Experience. Sensationist Theory in the French Enlightenment, Philadelphia 1996

    • 16325 Seminar
      Let's Play Philosophy: Philosophische Theorien des Spiels von der Antike bis zur Gegenwart (Sinem Derya Kilic)
      Schedule: Mi 12:00-14:00 (Class starts on: 2025-10-15)
      Location: KL 32/202 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

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      »Video games are bad for you? That’s what they said about rock ’n’ roll.« - Shigeru Miyamoto Was bedeutet es, zu spielen? Ist das Spiel bloßer Zeitvertreib und Eskapismus – oder die eigentliche Daseinsform, in der Menschen Freiheit erfahren? Schon Heraklit sah im Bild eines Kindes, das den Zeitenkreis mit Steinen auf dem Spielbrett ordnet, eine Metapher für Welt und Werden (vgl. DK 22 B 52). Nietzsches Satz, dass »die Welt ein göttliches Spiel sei und jenseits von Gut und Böse«, trägt diesen Gedanken weiter und mündet in der Pointe, dass alles Handeln nur ludischer Art sein kann – das Philosophieren eingeschlossen: »mir ward Alles Spiel«. In diesem Kurs werden wir uns mit den wichtigsten philosophischen Betrachtungen zum Thema Spiel beschäftigen und dabei versuchen, die »verschwommenen Ränder«, die Wittgenstein noch beim Begriff ›Spiel‹ diagnostizierte (vgl. Philosophische Untersuchungen §71), klarer zu konturieren. Dabei wird uns Schillers berühmter Satz – »Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt« – als Leitmotiv dienen, um das Spannungsfeld zwischen Notwendigkeit und Freiheit, zwischen Ernst und Leichtigkeit zu erkunden. Ziel der Veranstaltung ist es, die Vielfalt philosophischer Spieltheorien von der Antike bis zur Gegenwart kennenzulernen, ihre Aktualität im Hinblick auf digitale Spielkulturen und gesellschaftliche Praktiken zu reflektieren und das eigene philosophische Denken im Modus des Spiels zu erproben. Alle Texte werden zu Beginn des Semesters auf Blackboard in deutscher oder englischer Sprache zur Verfügung gestellt.

  • Latin Literature of the High and Late Middle Ages

    0070cB1.3
    • 16323 Seminar
      Allmacht und Skepsis: Erkenntnistheorie bei Wilhelm von Ockham (Bernd Roling)
      Schedule: Do 16:00-18:00 (Class starts on: 2025-10-16)
      Location: JK 31/239 (Habelschwerdter Allee 45)

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      Nach Thomas von Aquin und Duns Scotus dürfte der englische Franziskaner William von Ockham der dritte Denker des Mittelalters gewesen sein, mit dessen Philosophie sich eine Epochenwende verbindet. Ihre Wirkung sollte über Gabriel Biel weit bis Luther reichen, ja vielleicht sogar bis in die Skepsis des 18. Jahrhunderts. Heute mag Ockham den Historikern vor allem als Protagonist des Armutsstreits und als Papstgegner geläufig sein, der gegen die Kurie die Partei Kaiser Ludwigs IV. ergriffen hatte, doch in die Geistesgeschichte hatte er sich als Philosoph eingeschrieben. Nicht mehr Abstraktion und Universalien, sondern Intuition und das Einzelding, das unmittelbar, doch zum Ende nur mit Gottes Hilfe, erkannt werden konnte, standen im Zentrum seines Denkens. Nicht nur der alte an Augustinus orientierte Platonismus der Franziskaner und der christianisierte Aristotelismus des Aquinaten erodierten im berüchtigten Distinktionengewitter Ockhams als Folge, auch die Begriffsphilosophie seines Ordensbruders Duns Scotus begann brüchig zu werden. Das Hauptinstrumente der Beweisführungen Ockhams bildete dabei eine Sprach- und Satzanalyse, die nach der Grundlage der Termini, den supposita fragte. Es gab keine allgemeine Wirklichkeit außerhalb des konkreten Objektes, statt der scheinbar in sich selbst ruhenden Begriffe existierten Zeichen, so das Resultat, die wir zur Verständigung über die Eigenschaften der Objekte nutzten. Doch was konnte an verbindlichem Wissen unter dieser Voraussetzung noch übrigbleiben? Blieb nur Gott der letzte Garant der Wirklichkeit? Im Seminar soll als Einführung in das Denken des Franziskaners eine Auswahl aus den philosophischen Schriften Ockhams in deutscher und ggf. auch in englischer Sprache gelesen werden.

      Suggested reading

      Wilhelm von Ockham, Probleme der Metaphysik, übersetzt von Hans Kraml und Gerhard Leibold, Freiburg 2012, ders., Texte zur Theorie der Erkenntnis und der Wissenschaft, übersetzt von Ruedi Imbach, Stuttgart 1984, ders., Über die Verknüpfung der Tugenden, übersetzt von Volker Leppin, Freiburg 2008, ders., Quodlibetal Questions (2 Bde.), translated by Alfred J. Freddoso, New Haven 1991, ders., Questions on virtue, goodness and the will, translated by Eric Hagedorn, Cambridge 2021