WiSe 25/26  
Philosophie und...  
M.A. Deutschspr...  
Lehrveranstaltung

Institut für Deutsche und Niederländische Philologie (WE 4)

M.A. Deutschsprachige Literatur – Neuere Literatur (SPO gültig ab WS 23/24)

0251c_MA120
  • Exemplarische Lektüren - Neuere Literatur

    0251cA1.1
    • 16710 Hauptseminar
      Erinnerungskonzepte in Foto-Texten und Comics (Irmela Marei Krüger-Fürhoff)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 15.10.2025)
      Ort: JK 31/101 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Bei einem Foto-Text handelt es sich um ein Werk, in dem Foto und Text annähernd gleichberechtigt nebeneinanderstehen und sich dabei ergänzen, erklären oder widersprechen. Davon ausgehend untersucht das Seminar das dialogische Zusammenspiel, aber auch die Spannungen zwischen Bild und Text sowohl in literarischen Texten, die zahlreiche Fotografien enthalten, als auch in Comics, die Fotografien als ‚Objekte‘ integrieren und dabei gelegentlich dem eigenen visuellen Stil anverwandeln. Dabei kreisen die ausgewählten Werke um die Suche nach familiärer Herkunft und eigener Identität, auch vor dem Hintergrund der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts und damit zusammenhängender Fragen von Überlieferung, dokumentarischem Material, Zeugenschaft, Verdrängung und Erinnerung. Was und wie wird auf der Text- und der Bildebene erzählt, welche Rolle spielen Konzepte von Authentizität, historischer Faktizität und Fiktion? Auf welche Weise nehmen die literarischen bzw. graphischen Werke Stellung zu erinnerungspolitischen Debatten und reflektieren ihre eigene(n) Medialität(en)? Auf dem Seminarprogramm stehen u.a. Texte von Arno Geiger, Monika Maron, W.G. Sebald und Katja Petrowskaja, Comics von Katia Fouquet, Art Spiegelman, Birgit Weye und Barbara Yelin sowie medien- und erinnerungstheoretische Aufsätze.

    • 16712 Hauptseminar
      Theaterliteratur (19.-20. Jahrhundert) (Cornelia Ortlieb)
      Zeit: Fr 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.10.2025)
      Ort: JK 29/124 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Das Theater ist nicht nur eine der ältesten Kunstformen einer demokratisch organisierten Gemeinschaft, die sich in diesem Medium zugleich reflektiert, sondern ein besonderer Gegenstand der Darstellung in literarischen Texten und benachbarten Künste, nicht zuletzt wiederum in Theatertexten. Das ‚Spiel im Spiel‘ in Dramen Shakespeares, vor allem als Mittel der Komödie, hat in der Moderne einige Nachahmung gefunden, wie etwa der berühmte Beginn von Anton Tschechows Komödie Die Möwe zeigt. Indem das Bühnenspiel sich als solches – spielend – zeigt, ist die Illusion zugleich durchbrochen und bestätigt; interessante Effekte entstehen aber auch überall dort, wo ein Bühnengeschehen die Schaukultur anderer Künste und Medien reflektiert, etwa in Franz Molnárs Schauspiel Liliom über die ‚Budenfiguren‘ des Budapester Jahrmarkts oder Ödön von Horváths auf dem Münchner Oktoberfest mit seinen Schaubuden spielendes Stück Kasimir und Karoline. Erzähltexte, wie die des Theaterkritikers Theodor Fontane, können Realismus-Effekte erzeugen, indem sie handelnde Figuren unter anderem bei Theaterbesuchen oder in der Diskussion von Aufführungen zeigen, wie ohnehin das Theater eine der ältesten und gewichtigsten Metaphern für die Welt, den geordneten Kosmos, ist. Das Seminar will entsprechend Theater-Szenen in der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts (auf-)suchen, um eine Art Typologie dieser interessanten Konstellationen zu erstellen; eigene Beispiele sind entsprechend willkommen. Mehr als ein Seitenblick soll dabei auch einer besonderen Umkehrfigur gelten: Schauspielerinnen sind klassische Projektionsflächen des (männlichen) Begehrens, zugleich wegen der prekären Umstände dieser Berufsausübung stets mindestens unter Verdacht (etwa der Prostitution). Schreibende Schauspielerinnen setzen dieser – misogynen – Erzählung ihre eigenen Darstellungen des Theaterlebens entgegen; hier sind auch teils in Vergessenheit geratene Autorinnen wie Alice Berend und Lili Grün wiederzuentdecken.
      Literatur (Beispiele in Auswahl):
      Gérard de Nerval: Sylvie, Theodor Fontane: Theaterkritik, Anton Tschechow: Die Möwe, Franz Molnár: Liliom, Ödön von Horváth: Kasimir und Karoline, Alice Berend: Frau Hempels Tochter, Lili Grün: Zum Theater, Lili Grün: Engagementlos

    • 16714 Hauptseminar
      Alfred Döblin, Berge Meere und Giganten (Reiner Niehoff)
      Zeit: Fr 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.10.2025)
      Ort: JK 31/228 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Das Seminar wird zusammen mit Herrn Sven Rücker durchgeführt.

      Kommentar

      Der Schriftsteller Klaus Modick über Alfred Döblins 1924 erschienenen Roman ‚Berge Meere und Giganten‘: „Was nach einem naturwissenschaftlichen Schauermärchen klingt, ist einer der unerhörtesten, bizarrsten Romane des 20. Jahrhunderts.“ Was mag das sein, ein bizarrer Roman? Worin liegt seine Bizarrerie? Und ließe sich daraus gar eine Ästhetik des Bizarren ableiten? Auf jeden Fall sollten wir uns den Roman genauer ansehen.

      Text: Bitte ausschließlich die Edition von Gabriele Sander verwenden (dtv 2006 oder Patmos 2006).

    • 16718 Hauptseminar
      Kinder- und Jugendmedien der Weimarer Republik (Hadassah Stichnothe)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 14.10.2025)
      Ort: JK 29/124 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Zeit der Weimarer Republik steht nicht nur für eine wichtige politische und gesellschaftliche Umbruchsphase, sondern sie stellt auch aus literaturhistorischer Sicht eine spannungsreiche und ausgesprochen vielfältige Periode dar. Für den Bereich der Kinder- und Jugendmedien ist sie verbunden mit wesentlichen formalen wie inhaltlichen Erneuerungen. So entsteht eine politisch engagierte Kinder- und Jugendliteratur unterschiedlicher Ausrichtungen im Bereich von Kindertheater, Lied und Roman. Das Bilderbuch wird erstmals zu einem Ausdrucksmittel avantgardistischer Kunstschaffender. Gleichzeitig ist die Weimarer Republik auch eine Phase, in der neue Medien Teil der Kinder- und Jugendkultur werden. So werden wir uns im Seminar neben Texten von u.a. Else Ury, Alex Wedding, Wolf Durian und Kurt Schwitters auch mit dem Radiohörspiel und dem Beginn des Kinderfilms beschäftigen. Darüber hinaus werden zeitgenössische Debatten zur Theorie von Kinder- und Jugendliteratur und -medien anhand von historischen Quellen und Texten der Sekundärliteratur erschlossen. Vorausgesetzt wird die Bereitschaft zur intensiven Beschäftigung mit den Seminarlektüren und eine aktive Beteiligung an den Seminardiskussionen.  

    • 16711 Hauptseminar
      Kleists Dramen und Erzählungen (Anne Fleig)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 14.10.2025)
      Ort: JK 31/101 (Habelschwerdter Allee 45)
    • 16713 Hauptseminar
      Goethe: Wahlverwandtschaften (Volkhard Wels)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.10.2025)
      Ort: JK 29/124 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Goethes 1809 erschienene „Wahlverwandtschaften“ gehören zu den wirkmächtigsten Romanen der deutschen Literaturgeschichte. Wir unterziehen den Roman in der ersten Hälfte des Semesters einer eingehenden, intensiven Lektüre und widmen uns dann in der zweiten Hälfte gezielt einzelnen Problemen der Interpretation. Eine abgeschlossene, erste Lektüre des Textes bereits zu Beginn des Seminars ist von Vorteil. Zur Anschaffung empfohlen ist die Ausgabe im Reclam-Verlag. Voraussetzung für eine Bestätigung der aktiven Teilnahme sind wöchentlich anzufertigende, kurze schriftliche Vorbereitungen.

  • Epochen und Epochenkonzepte

    0251cA1.2
    • 16633 Vorlesung
      Kunst und Künstlertum in der deutschen Literatur von Goethe bis Thomas Mann (Jürgen Brokoff)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 14.10.2025)
      Ort: Hs 1a Hörsaal (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Wenn Literatur und Kunst sich thematisch und poetologisch immer auch mit sich selbst beschäftigt haben, dann nicht, um eine selbstbezogene Nabelschau zu betreiben, sondern um die Stellung der Künstlerinnen und Künstler in der Gesellschaft und die Bedeutung der Kunst für die Gesellschaft kritisch zu reflektieren. Die Vorlesung gibt einen Überblick über diese Selbst-Thematisierung in der deutschsprachigen Literatur von Goethe bis zum Frühwerk Thomas Manns. Der historische Bogen reicht dabei von der Herausbildung moderner Künstlerexistenzen am Ende des 18. Jahrhunderts über diverse Politisierungs- und Ästhetisierungsprozesse im "langen" 19. Jahrhundert bis hin zur medialen Inszenierung künstlerischer Autorschaft am Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt der Vorlesung steht eine Reihe von Werkanalysen, die in den Kontext der literatur- und kulturgeschichtlichen Entwicklung zwischen 1780 und 1920 gestellt werden.

    • 16634 Vorlesung
      Von der Aufklärung zur Romantik (Volkhard Wels)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 16.10.2025)
      Ort: Hs 2 Hörsaal (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Aufklärung ist, nach der berühmten Definition Kants, „Aufgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“, wobei sich dieser Aufgang, wie es weiter heißt, „vorzüglich in Religionssachen“ ereigne. Die Vorlesung widmet sich diesem „Aufgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit“, wie er sich in den literarischen Werken der Zeit spiegelt, bis hin zum Abbruch dieser Bemühungen in der beginnenden Romantik. Im Mittelpunkt der Vorlesung steht dabei die Geschichte des Romans, von Christian Fürchtegott Gellert über Christoph Martin Wieland, Johann Karl Wezel, Karl Philipp Moritz und Johann Wolfgang Goethe bis hin zu Jean Paul, Friedrich von Hardenberg und Joseph von Eichendorff. Leitfrage wird sein, wie sich eine etwaige göttliche Providenz im Schicksal der Protagonisten abbildet, was gegebenenfalls an deren Stelle tritt und welche Rolle der menschlichen Vernunft zukommt.

    • 16711 Hauptseminar
      Kleists Dramen und Erzählungen (Anne Fleig)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 14.10.2025)
      Ort: JK 31/101 (Habelschwerdter Allee 45)
    • 16712 Hauptseminar
      Theaterliteratur (19.-20. Jahrhundert) (Cornelia Ortlieb)
      Zeit: Fr 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.10.2025)
      Ort: JK 29/124 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Das Theater ist nicht nur eine der ältesten Kunstformen einer demokratisch organisierten Gemeinschaft, die sich in diesem Medium zugleich reflektiert, sondern ein besonderer Gegenstand der Darstellung in literarischen Texten und benachbarten Künste, nicht zuletzt wiederum in Theatertexten. Das ‚Spiel im Spiel‘ in Dramen Shakespeares, vor allem als Mittel der Komödie, hat in der Moderne einige Nachahmung gefunden, wie etwa der berühmte Beginn von Anton Tschechows Komödie Die Möwe zeigt. Indem das Bühnenspiel sich als solches – spielend – zeigt, ist die Illusion zugleich durchbrochen und bestätigt; interessante Effekte entstehen aber auch überall dort, wo ein Bühnengeschehen die Schaukultur anderer Künste und Medien reflektiert, etwa in Franz Molnárs Schauspiel Liliom über die ‚Budenfiguren‘ des Budapester Jahrmarkts oder Ödön von Horváths auf dem Münchner Oktoberfest mit seinen Schaubuden spielendes Stück Kasimir und Karoline. Erzähltexte, wie die des Theaterkritikers Theodor Fontane, können Realismus-Effekte erzeugen, indem sie handelnde Figuren unter anderem bei Theaterbesuchen oder in der Diskussion von Aufführungen zeigen, wie ohnehin das Theater eine der ältesten und gewichtigsten Metaphern für die Welt, den geordneten Kosmos, ist. Das Seminar will entsprechend Theater-Szenen in der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts (auf-)suchen, um eine Art Typologie dieser interessanten Konstellationen zu erstellen; eigene Beispiele sind entsprechend willkommen. Mehr als ein Seitenblick soll dabei auch einer besonderen Umkehrfigur gelten: Schauspielerinnen sind klassische Projektionsflächen des (männlichen) Begehrens, zugleich wegen der prekären Umstände dieser Berufsausübung stets mindestens unter Verdacht (etwa der Prostitution). Schreibende Schauspielerinnen setzen dieser – misogynen – Erzählung ihre eigenen Darstellungen des Theaterlebens entgegen; hier sind auch teils in Vergessenheit geratene Autorinnen wie Alice Berend und Lili Grün wiederzuentdecken.
      Literatur (Beispiele in Auswahl):
      Gérard de Nerval: Sylvie, Theodor Fontane: Theaterkritik, Anton Tschechow: Die Möwe, Franz Molnár: Liliom, Ödön von Horváth: Kasimir und Karoline, Alice Berend: Frau Hempels Tochter, Lili Grün: Zum Theater, Lili Grün: Engagementlos

    • 16718 Hauptseminar
      Kinder- und Jugendmedien der Weimarer Republik (Hadassah Stichnothe)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 14.10.2025)
      Ort: JK 29/124 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Zeit der Weimarer Republik steht nicht nur für eine wichtige politische und gesellschaftliche Umbruchsphase, sondern sie stellt auch aus literaturhistorischer Sicht eine spannungsreiche und ausgesprochen vielfältige Periode dar. Für den Bereich der Kinder- und Jugendmedien ist sie verbunden mit wesentlichen formalen wie inhaltlichen Erneuerungen. So entsteht eine politisch engagierte Kinder- und Jugendliteratur unterschiedlicher Ausrichtungen im Bereich von Kindertheater, Lied und Roman. Das Bilderbuch wird erstmals zu einem Ausdrucksmittel avantgardistischer Kunstschaffender. Gleichzeitig ist die Weimarer Republik auch eine Phase, in der neue Medien Teil der Kinder- und Jugendkultur werden. So werden wir uns im Seminar neben Texten von u.a. Else Ury, Alex Wedding, Wolf Durian und Kurt Schwitters auch mit dem Radiohörspiel und dem Beginn des Kinderfilms beschäftigen. Darüber hinaus werden zeitgenössische Debatten zur Theorie von Kinder- und Jugendliteratur und -medien anhand von historischen Quellen und Texten der Sekundärliteratur erschlossen. Vorausgesetzt wird die Bereitschaft zur intensiven Beschäftigung mit den Seminarlektüren und eine aktive Beteiligung an den Seminardiskussionen.  

    • 16719 Hauptseminar
      Schreiben über's Schreiben - Poetiken der Gegenwart (Lea Schneider)
      Zeit: Fr 12:00-14:00 (Erster Termin: 24.10.2025)
      Ort: JK 26/101 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Selten scheint das Schreiben übers eigene Schreiben so im Trend gelegen zu haben wie in den letzten Jahren:

      2022 erhielt die Dichterin Uljana Wolf für ihre poetologische Essay-Sammlung „Etymologischer Gossip“ den Preis der Leipziger Buchmesse. Mit der „Edition Poeticon“ im Verlagshaus Berlin unterhält einer der wichtigsten deutschsprachigen Lyrik-Verlage gleich eine ganze Reihe für Poetiken der Gegenwart. Und zu den traditionsreichen Frankfurter Poetikvorlesungen, die seit 1959 abgehalten werden, haben sich unlängst Poetikdozenturen u.a. in Tübingen, Hannover, Wuppertal und Heidelberg gesellt.

      In welchem Verhältnis steht diese Popularität von poetologischen Meta-Texten zu anderen aktuellen Entwicklungen in der Gegenwartsliteratur, wie etwa Autofiktion und Autotheorie? Welche Rolle spielt das in den letzten Jahren zunehmende Angebot von „Creative Writing“-Studiengängen an deutschsprachigen Universitäten für ihre Entstehung?

      In diesem Seminar wollen wir dem Poetik-Trend nachspüren und herausfinden, ob sich Poetiken als eigenes literarisches Genre, vielleicht sogar als eine Form der Gegenwart, beschreiben lassen. Dabei werden wir einen Fokus auf Poetiken von Lyriker:innen legen, uns aber erlauben, mit einem sehr weiten Lyrikbegriff zu hantieren – und uns, wo immer es interessant und lohnenswert erscheint, auch mit Poetiken von Roman- und Sachbuchautor:innen zu befassen.

      Lektüre-Vorschläge der Teilnehmer:innen sind herzlich willkommen und können zu Anfang des Semesters in den Seminarplan integriert werden.

  • Literaturwissenschaft im interdisziplinären Zusammenhang

    0251cA1.3
    • 14477 Seminar
      Lilith. Adams erste Frau und Ikone des jüdischen Feminismus (Annett Martini)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 14.10.2025)
      Ort: 2.2059 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Hinweise für Studierende

      Es sind keine Hebräischkenntnisse nötig

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      In diesem Seminar sollen die unterschiedlichen Rezeptionsschichten dieser außerordentlich kraftvollen und schillernden Frauenfigur von ihrem Ursprung her bis in die moderne Literatur und Kunst sichtbar gemacht werden. Der Schwerpunkt wird dabei auf Liliths Wege und Wandlungen innerhalb der jüdischen Tradition liegen, wobei der Frage nachgegangen werden soll, wie diese durchaus negativ besetzte mythologische Figur die Herzen der jüdischen Feministinnen gewinnen konnte.

      Kommentar

      Auf der Suche nach den Spuren Liliths stößt man auf eine fantastische Kariere, in der sie in unterschiedlichen Gestalten weite kulturelle Kreise zog. Liliths mythische Biographie beginnt im 3. vorchristlichen Jahrhundert in der altorientalischen Welt Mesopotamiens. Dort erscheint sie als machtvolle Göttin des Lebens, der Liebe und der Weisheit, aber auch als Himmels- und Windgöttin, die aus der Götterwelt vertrieben Krankheit und Tod über die Menschen bringt. Noch in der Antike gefährdet sie in der Gestalt eines Wüstengeistes im gesamten orientalischen Raum schwangere Frauen; Männern fügt sie als sirenenhafte Verführerin Schaden zu; als blutdurstige Vampirin würgt und tötet sie Neugeborene. Im Mittelalter erzählen jüdische und islamische Exegeten von Lilith als erster Frau Adams, während christliche Theologen keinen Zweifel an ihrer Mitschuld am Sündenfall lassen. Sie soll im Garten Eden Eva zum Verzehr des Apfels gedrängt haben. Als Königin herrschte sie zwischenzeitlich über das berühmte Wüstenreich Saba. Schließlich erzählen jüdische Mystiker von ihrer Ehe mit Samael – dem Anführer der gefallenen Engel Gottes und verschaffen ihr einen enormen Aufstieg als dunkler Gegenpart Gottes. Trotz oder vielleicht auch wegen ihrer negativen Reputation beflügelt Lilith in der Moderne die Phantasie zahlreicher Literaten und Künstler, die ihre verhängnisvolle Verführungskraft besingen, ihre Treulosigkeit beklagen und sie ab dem 19. Jahrhundert als Femme fatale inszenieren. Lilith wird in der Astrologie als Vertreterin des melancholischen Saturn gefürchtet und in okkultistischen, schwarz-magischen Kreisen für ihr dunkles Charisma verehrt. Erst im 20. Jahrhundert macht Lilith noch einmal eine tiefgehende Wandlung durch. Sie wird von der jüdischen Frauenbewegung aufgegriffen und erstrahlt als Ikone des Feminismus in einem gänzlich neuen Licht.

    • 16199 Seminar
      Textanalyse mit R für die Geisteswissenschaften (Lisa Poggel)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 14.10.2025)
      Ort: JK 26/101 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Dieses Seminar vermittelt grundlegende praktische Kenntnisse der Textanalyse mit der Programmiersprache R. Der Fokus liegt auf der Verarbeitung und Analyse geisteswissenschaftlicher Daten. Das Seminar richtet sich insbesondere an Studierende ohne Programmiererfahrung und vermittelt neben Verfahren der Textanalyse und des Text Mining auch Grundlagen der Programmierung mit R. R kommt als besonders einstiegsfreundliche Programmiersprache vermehrt auch in geisteswissenschaftlichen Forschungsprojekten zur Anwendung, beispielsweise bei der quantitativen Textanalyse, in der digitalen Stilometrie, bei der Autorschaftserkennung oder zur Analyse und Visualisierung historischer Korrespondenznetzwerke. Das Seminar setzt keine Programmiererfahrung voraus. Es richtet sich explizit an Studierende aller Institute des Fachbereichs ›Philosophie und Geisteswissenschaften‹.

    • 16720 Hauptseminar
      Thomas Mann und die Demokratie (Jürgen Brokoff)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.10.2025)
      Ort: JK 29/124 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Das Verhältnis des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Thomas Mann (1875-1955) zur Demokratie als Staatsform, politischer Idee und „geistiger Lebensform“ war zeitlebens ein wechselvolles und spiegelt die Brüche und Abgründe der politischen (Demokratie-)Geschichte in Deutschland, Europa und der (westlichen) Welt wider. Das Spektrum reicht von den anfänglich demokratiekritischen und demokratiefeindlichen Einlassungen zur Zeit des Ersten Weltkrieg über die Wende zur ‚republikanischen Vernunft’ in der Weimarer Republik bis hin zur Opposition gegen NS-Deutschland, bis zum (Radio-)Engagement des ‚Amerikaners’ Mann im Zweiten Weltkrieg und bis zu den ambivalenten Positionierungen des Autors im geteilten Deutschland nach 1945. Das Seminar versucht anhand der Lektüre von Schlüsseltexten eine Bestimmung des Verhältnisses von Thomas Mann zur Demokratie.

      Einführende Literatur: Thomas Mann, Zur Verteidigung der Demokratie. Politische Schriften, hg. v. Matthias Löwe und Kai Sina, Frankfurt/M. 2025.

    • 16721 Hauptseminar
      Rilke und die bildende Kunst (Friederike Günther)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.10.2025)
      Ort: JK 31/228 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts beschäftigte sich Rainer Maria Rilke intensiv mit Werken der bildenden Kunst. 1902 erschien sein Buch über den Bildhauer Auguste Rodin, 1903 eine Studie über die Worpsweder Landschaftsmaler, und 1907 verfasste er die Briefe über Cézanne an seine Frau Clara, während er in Paris wochenlang eine Ausstellung des französischen Malers besuchte, 1908 folgte sein Requiem für eine Freundin nach dem Tod der Malerin Paula Modersohn-Becker; auch die Gemälde Picassos und Paul Klees finden ihren Niederschlag in seinen Gedichten. Im Seminar werden wir dem Interesse Rilkes an den bildenden Künsten nachgehen und herausarbeiten, welchen Einfluss sie auf seine Dichtung hatten und wie sich sein eigenes Werk in Vergleich und Konkurrenz zu ihnen profiliert. Nicht zuletzt erarbeiten wir uns anhand der exemplarischen Analyse von zentralen Texten Rilkes einen Einstieg in sein mittleres Werk.

      Literatur zum Einstieg ins Thema: Antje Büssgen: Art. „Bildende Kunst“, in: Manfred Engel (Hg.): Rilke-Handbuch. Leben-Werk-Wirkung. Stuttgart (Metzler) 2004, S. 130-150; Manfred Engel: Rilkes Schriften zur Kunst und Literatur, ebd., S. 480-497.

       

    • 16722 Hauptseminar
      # (N.N.)
      Zeit: -
      Ort: keine Angabe
    • 17560 Seminar
      Webscraping mit Python für die Geisteswissenschaften (Lisa Poggel)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 13.10.2025)
      Ort: JK 27/106 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Dieses Seminar vermittelt grundlegende praktische Kenntnisse im Web Scraping mithilfe der Programmiersprache Python und führt in verschiedene Ansätze und Strategien des »Scraping« geisteswissenschaftlicher Daten ein. Web Scraping beschreibt das automatisierte Auslesen von Inhalten aus Webseiten. Verfahren des Web Scraping können in den Geisteswissenschaften das Beschaffen und Zusammenstellen von Forschungsdaten und großen (Text)korpora erheblich vereinfachen. Im Rahmen des Seminars werden anhand konkreter Anwendungsfälle gemeinsam Strategien zur Datenextraktion aus verschiedenen Quellen wie digitalen Bibliotheken und Archiven, Internetportalen und -plattformen oder kommerziellen Webseiten erarbeitet und mithilfe von Python umgesetzt. Dabei werden die rechtlichen Einschränkungen und forschungspraktischen Implikationen der angewandten Verfahren zur Datenextraktion kritisch reflektiert. Erste Programmiererfahrungen sind für dieses Seminar von Vorteil, sind aber keine Voraussetzung. Es richtet sich explizit an Studierende aller Institute des Fachbereichs ›Philosophie und Geisteswissenschaften‹.

    • 16723 Praxisseminar
      Radiomagazin zu den 35. Berliner Märchentagen (Friederike Günther)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.10.2025)
      Ort: JK 28/112 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      In diesem Seminar entsteht eine einstündige Sendung über die 35. Berliner Märchentage, die im Uniradio (CouchFM) gesendet wird. Das Märchen ist auch inhaltlich das Thema des Seminars, das wir zu Beginn in seinen verschiedenen Aspekten (Aufbau, Figuren, Geschichte …) behandeln. In Gruppen  oder einzeln erstellen Sie kurze thematische Radiobeiträge, für die Sie Interviews bei den Berliner Märchentagen (6. – 23. November 25) organisieren und führen. Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Seminar ist die Bereitschaft, Interviews zu führen und die eigenen Texte im Studio des Uniradios einzusprechen. Das Seminar kann nur mit einer mündlichen Prüfung (+ Sendemanuskript) abgeschlossen werden, nicht mit einer Hausarbeit.

      Das Programm der Märchentage erscheint voraussichtlich im Oktober und Sie sollten vor dem Seminar in das Programm hineinsehen und sich mögliche Themen, die Sie für einen Beitrag interessieren könnten, aussuchen (https://berliner-maerchentage.de/). Zur Vorbereitung sehen Sie außerdem in das ‚Handbuch Märchen‘, hg. von Lothar Bluhm und Stefan Neuhaus, Heidelberg 2023, um sich mit möglichen Themen zum Thema Märchen vertraut zu machen (digital über Primo einsehbar).

  • Abschließende Planung eines wissenschaftlichen Projekts - Neuere Literatur

    0251cA1.4
    • 16724 Projektseminar
      Planung eines Forschungsprojekts (Cornelia Ortlieb)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 16.10.2025)
      Ort: JK 31/228 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Das Seminar unterstützt den Entwurf und das Verfassen der Abschlussarbeit, indem es zuallererst einen Raum für den Austausch und die offene Diskussion von Projekten schafft und diese mit passend ausgewählter Literatur in allen Phasen des Schreibprozesses begleitet. Dabei ist es nützlich und hilfreich, klassische Techniken gelehrter Lektüre und wissenschaftlichen Schreibens als Praktiken einzuüben, etwa das thesengeleitete Recherchieren und Bibliographieren, die Anfertigung von Exzerpten, das Verfassen kleiner Abstracts oder Exposés und schließlich die schrittweise Erarbeitung eines größeren Textzusammenhangs. Erkenntnisse der Schreib(prozess)forschung und der Schreibdidaktik können dabei helfen, die eigene Schreibarbeit zu konturieren und zu strukturieren; die Diskussion studentischer Abschlussarbeiten anhand anonymisierter Beispiele kann zusätzlich helfen, einen eigenen wissenschaftlichen Stil zu entwickeln. Bei Bedarf können darüber hinaus Grundlagentexte zur methodischen Reflexion oder Beispiele für aktuelle Positionen der Literaturwissenschaft und der Literaturkritik gemeinsam gelesen und diskutiert werden. Literatur: Lucas Marco Gisi, Hubert Thüring, Irmgard M. Wirtz (Hg.): Schreiben und Streichen. Zu einem Moment produktiver Negativität, Göttingen, Zürich 2011, Peter Rieß, Stefan Fisch, Peter Strohschneider (Hg.): Prolegomena zu einer Theorie der Fußnote, Hamburg 1995, Christoph Hoffmann: Schreiben im Forschen: Verfahren, Szenen, Effekte, Tübingen 2018.

  • Literaturtheorie, Ästhetik, Poetik - Ältere Literatur

    0251cB1.1
    • 16645 Vorlesung
      Emotionalität in der Literatur des Mittelalters (Jutta Eming)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.10.2025)
      Ort: KL 32/123 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      In literarischen Texten des Mittelalters begegnen uns – auf den ersten Blick – dieselben Emotionen wie in denen der Moderne: Zuneigung und Liebe; Traurigkeit und Verzweiflung; Neid, Zorn, Neugier oder Hass. Genauer besehen allerdings weicht vieles von modernen Darstellungskonventionen von Emotionalität in auffälliger Weise ab. So ist etwa typisch, dass ein Fürst oder König in einer politischen Krise vor Wut außer sich gerät oder auch, dass er heiße Tränen vergießt. Wenn Menschen Gefallen aneinander finden und sich ineinander verlieben, scheint dies nicht selten nichts mit persönlichen Vorzügen zu tun zu haben, sondern mit Stand, gesellschaftlichem Ansehen und der Bestätigung eines herrschenden Ideals von Perfektion. Anlässe, Ausdrucksmuster und Verlaufsformen von Emotionen weichen in literarischen Texten des Mittelalters darin in auffälliger Weise von modernen Konventionen ab. Die Spannung zwischen Ähnlichkeit und Differenz, Alterität und Modernität macht den literarischen Emotionsausdruck deshalb zu einem der wichtigsten und interessantesten Indikatoren für die Historizität mittelalterlicher Texte. In diesen Zusammenhang führt die Vorlesung auf der Basis historischer und moderner Emotionstheorien ein.

    • 16691 Seminar
      Magie in der Literatur des Mittelalters (Jutta Eming)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 13.10.2025)
      Ort: JK 31/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Das Seminar wird sich mit einem Spektrum von Quellen vom Frühmittelalter bis zur Frühen Neuzeit befassen, welche Inhalte erzählen oder evozieren, welche sich als magisch bezeichnen lassen. Dazu gehören Zaubersprüche, heilkundliche Texte, literarische Texte vom Hoch- bis Spätmittelalter bis zur sogenannten Wunderzeichenliteratur der Frühen Neuzeit. In welchem Sinne dabei jeweils von Magie gesprochen werden kann, wird im Seminar nicht vorab definiert, sondern aus den Texten abgeleitet und in Forschungsliteratur fundiert. Von den Teilnehmer:innen wird die Bereitschaft erwartet, sich eingehend mit der Überlieferung und materiellen Verfasstheit der im Mittelpunkt stehenden Primärtexte auseinanderzusetzen, die in nicht übersetzter Form gelesen werden.   

       

  • Literaturtheorie, Ästhetik, Poetik - Neuere Literatur

    0251cB1.2
    • 16633 Vorlesung
      Kunst und Künstlertum in der deutschen Literatur von Goethe bis Thomas Mann (Jürgen Brokoff)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 14.10.2025)
      Ort: Hs 1a Hörsaal (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Wenn Literatur und Kunst sich thematisch und poetologisch immer auch mit sich selbst beschäftigt haben, dann nicht, um eine selbstbezogene Nabelschau zu betreiben, sondern um die Stellung der Künstlerinnen und Künstler in der Gesellschaft und die Bedeutung der Kunst für die Gesellschaft kritisch zu reflektieren. Die Vorlesung gibt einen Überblick über diese Selbst-Thematisierung in der deutschsprachigen Literatur von Goethe bis zum Frühwerk Thomas Manns. Der historische Bogen reicht dabei von der Herausbildung moderner Künstlerexistenzen am Ende des 18. Jahrhunderts über diverse Politisierungs- und Ästhetisierungsprozesse im "langen" 19. Jahrhundert bis hin zur medialen Inszenierung künstlerischer Autorschaft am Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt der Vorlesung steht eine Reihe von Werkanalysen, die in den Kontext der literatur- und kulturgeschichtlichen Entwicklung zwischen 1780 und 1920 gestellt werden.

    • 16634 Vorlesung
      Von der Aufklärung zur Romantik (Volkhard Wels)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 16.10.2025)
      Ort: Hs 2 Hörsaal (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Aufklärung ist, nach der berühmten Definition Kants, „Aufgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“, wobei sich dieser Aufgang, wie es weiter heißt, „vorzüglich in Religionssachen“ ereigne. Die Vorlesung widmet sich diesem „Aufgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit“, wie er sich in den literarischen Werken der Zeit spiegelt, bis hin zum Abbruch dieser Bemühungen in der beginnenden Romantik. Im Mittelpunkt der Vorlesung steht dabei die Geschichte des Romans, von Christian Fürchtegott Gellert über Christoph Martin Wieland, Johann Karl Wezel, Karl Philipp Moritz und Johann Wolfgang Goethe bis hin zu Jean Paul, Friedrich von Hardenberg und Joseph von Eichendorff. Leitfrage wird sein, wie sich eine etwaige göttliche Providenz im Schicksal der Protagonisten abbildet, was gegebenenfalls an deren Stelle tritt und welche Rolle der menschlichen Vernunft zukommt.

    • 16715 Hauptseminar
      Grundlagen feministischer Theorie (Anne Fleig)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 14.10.2025)
      Ort: JK 29/124 (Habelschwerdter Allee 45)
    • 16716 Hauptseminar
      Der Essay als Erfahrungsform, von Montaigne bis zur Gegenwart (Sandra Fluhrer)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 13.10.2025)
      Ort: JK 31/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      „Anstatt wissenschaftlich etwas zu leisten oder künstlerisch etwas zu schaffen, spiegelt noch seine Anstrengung die Muße des Kindlichen wider, der ohne Skrupel sich entflammt an dem, was andere schon getan haben. Er reflektiert das Geliebte und Gehaßte, anstatt den Geist nach dem Modell unbegrenzter Arbeitsmoral als Schöpfung aus dem Nichts vorzustellen. Glück und Spiel sind ihm wesentlich.“ Theodor W. Adorno beschreibt in seinem Text „Der Essay als Form“, aus dem diese Sätze stammen, den Essay als widerständige Schreibform. Seinen Eigensinn bezieht der Essay daraus, dass er auf Erfahrung bezogen bleibt, leib-seelische Widerfahrnisse des schreibenden Ich, aus denen größere gesellschaftliche Erfahrungen widerhallen.

      Den für den Essay konstitutiven und doch häufig vernachlässigten Erfahrungsbezug verfolgen wir im Seminar zunächst zurück zu den Anfängen der Gattung bei Michel de Montaigne, einem der größten Philosophen und Schriftsteller der Erfahrung. Von Montaigne aus und in Begleitung jüngerer Theorien zur Erfahrung (u.a. Bernhard Waldenfels) arbeiten wir uns zur Gegenwart vor, jeweils mit besonderem Blick auf Details der verschiedenen essayistischen Schreibweisen und mit der Frage, was es im Essays jeweils bedeutet, ‚ich‘ zu sagen und welche Rolle Geschlecht/Gender dabei spielt.

      Zum Textkorpus könnten etwa Essays (darunter einige Essays über den Essay) gehören von Michel de Montaigne, Denis Diderot, Friedrich Schlegel, Friedrich Nietzsche, Georg Luka´cs, Walter Benjamin, Theodor W. Adorno, Virginia Woolf, Susan Sontag, Roland Barthes, Silvia Bovenschen. Aus der jüngeren Gegenwart bieten sich Essays von Wolfram Ette, Lauren Elkin und besonders Heike Geißler an. Vorschläge für alternative Lektüren sind willkommen.

      Die abschließende Hausarbeit kann die Form eines Essay annehmen.

       

      Zur Orientierung: Christian Schärf: Geschichte des Essays. Von Montaigne bis Adorno. Göttingen 1999.

      Außerdem empfehle ich begleitend: Florian Sprenger: Ich-Sagen. Eine Genealogie der Situiertheit. Berlin 2025 (Open Access).

       

    • 16719 Hauptseminar
      Schreiben über's Schreiben - Poetiken der Gegenwart (Lea Schneider)
      Zeit: Fr 12:00-14:00 (Erster Termin: 24.10.2025)
      Ort: JK 26/101 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Selten scheint das Schreiben übers eigene Schreiben so im Trend gelegen zu haben wie in den letzten Jahren:

      2022 erhielt die Dichterin Uljana Wolf für ihre poetologische Essay-Sammlung „Etymologischer Gossip“ den Preis der Leipziger Buchmesse. Mit der „Edition Poeticon“ im Verlagshaus Berlin unterhält einer der wichtigsten deutschsprachigen Lyrik-Verlage gleich eine ganze Reihe für Poetiken der Gegenwart. Und zu den traditionsreichen Frankfurter Poetikvorlesungen, die seit 1959 abgehalten werden, haben sich unlängst Poetikdozenturen u.a. in Tübingen, Hannover, Wuppertal und Heidelberg gesellt.

      In welchem Verhältnis steht diese Popularität von poetologischen Meta-Texten zu anderen aktuellen Entwicklungen in der Gegenwartsliteratur, wie etwa Autofiktion und Autotheorie? Welche Rolle spielt das in den letzten Jahren zunehmende Angebot von „Creative Writing“-Studiengängen an deutschsprachigen Universitäten für ihre Entstehung?

      In diesem Seminar wollen wir dem Poetik-Trend nachspüren und herausfinden, ob sich Poetiken als eigenes literarisches Genre, vielleicht sogar als eine Form der Gegenwart, beschreiben lassen. Dabei werden wir einen Fokus auf Poetiken von Lyriker:innen legen, uns aber erlauben, mit einem sehr weiten Lyrikbegriff zu hantieren – und uns, wo immer es interessant und lohnenswert erscheint, auch mit Poetiken von Roman- und Sachbuchautor:innen zu befassen.

      Lektüre-Vorschläge der Teilnehmer:innen sind herzlich willkommen und können zu Anfang des Semesters in den Seminarplan integriert werden.