Institut für Griechische und Lateinische Philologie (WE 2)
60 LP Lateinische Philologie (SPO gültig ab WS 15/16)
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Methoden und Grundlagen der lateinischen Philologie
0059dA1.1-
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Vorlesung
Die antike Autobiographie in Vers und Prosa (Melanie Möller)
Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 22.10.2025)
Ort: JK 27/106 (Habelschwerdter Allee 45)
Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen
Wir wollen uns das Problemfeld „Autobiographie“ für den römischen Bereich erschließen, indem wir verschiedene Textsorten auf ihre Selbstkonzepte und Schreibverfahren hin befragen: von den frühen Inschriften über die Tradition der hellenistisch-römischen Hypomnemata, über die politisch motivierte Selbstdarstellung (Caesar, Augustus), über die Elegien und Epigramme der republikanischen, augusteischen, kaiserzeitlichen und spätantiken Literatur (bes. Catull, Tibull, Ovid, Martial) bis hin zu den philosophisch-theologischen Traktaten in ihren rhetorischen Modalitäten (Cicero, Augustinus, Boethius).
Auf der Grundlage dieser Texte wollen wir die verschiedenen Facetten des römischen „Selbst-Verständnisses“ und die ästhetischen wie soziologischen Bedingungen, unter denen es zur Darstellung kommt, herausarbeiten. Das Problem der Gattung „Autobiographie“ in all seinen theoretischen und praktischen Verästelungen werden wir mit Bezug auf die verschiedenen Textsorten je neu durchdenken müssen.
Texte und Folien werden online zur Verfügung gestellt!
Kommentar
Der Wunsch nach „Authentizität“ dominiert noch das Publikum unserer Tage: Ob in Kunst, Literatur, Politik oder Medien, stets will der Rezipient das „Innere“ des Produzenten möglichst „echt“ erleben. Dabei ist dieser Wunsch beinahe genauso alt wie die Erkenntnis seiner Uneinlösbarkeit: Zu komplex ist die Gemengelage von Kunst und Leben, als dass ihre Konturen in der ersehnten Transparenz freigelegt werden könnten. Das gilt erst recht für die literarische Form der Autobiographie, die die Hoffnungen auf ein „authentisches“ Selbst von jeher besonders reich genährt hat. Hier tritt erschwerend das generische Problem hinzu: Eine Gattung „Autobiographie“ lässt sich nicht scharf von anderen Textsorten abgrenzen. Schon mit Blick auf die frühesten Zeugnisse der literarischen Selbstdarstellung kann man daher feststellen, dass autobiographische Elemente nahezu überall zu finden sind, nicht etwa nur in lyrischen Formaten (Epigramm, Elegie u.a.). Die Subtilität der poetischen Selbstentwürfe zeigt sich allerdings daran, dass sie sozusagen im Moment ihrer Genese von komplizierten Defragmentierungsstrategien durchzogen sind (Sappho, Catull, Ovid). Auch dort, wo (auto-)biographische Elemente verfremdet oder stilisiert sind, zeugen sie von einer nachhaltigen Auseinandersetzung mit der Rolle, die ein schreibendes Selbst im Prozess der künstlerischen Darstellung einnimmt. Wie textimmanent diese Rolle auch immer entfaltet wird, so erlaubt sie doch Schlüsse auf die Konstitution von Ich und Welt.
Jeder mit autobiographischen Zügen versetzte Text steht im Zeichen der Spannung von Fiktion und Wahrheit und ist darin zwangsläufig rhetorisch. Paul De Man ist in seinen Allegories of Reading soweit gegangen, die Autobiographie selbst als „Redefigur“ zu bewerten. Es ist also kein Wunder, dass einige der ersten autobiographisch zu nennenden Texte im rhetorischen Schrifttum zu finden sind. Mit den sprachphilosophischen und rhetoriktheoretischen Ausführungen des Gorgias und des Isokrates ist der Boden bereitet für eine Theorie der „vormodernen Subjektivität“, die sich aus der Überlagerung von Schein und Sein, von Fakten und Fiktionen konstituiert. Die Erfolgsgeschichte der Autobiographie in der griechisch-römischen Antike ist zunächst der allmählichen Stärkung des individuellen Ich-Bewussteins geschuldet, das seine soziologischen Bezüge stets mitbedenkt. Das Ich-Bewusstsein und seine Auswirkungen auf gesellschaftliche Entwicklungen müssen freilich ein zentraler Gegenstand philosophischer Erörterungen sein. Von besonderem Interesse ist hier die persona-Theorie, wie Cicero sie, im Anschluss an die stoische Typenlehre, in De officiis entwickelt. Hier betont Cicero die Wahrung der Identität als perpetuierte soziale Rolle vor allem aus gesellschaftlicher Perspektive. Daran kann in der Spätantike die christliche Autobiographie anknüpfen, wie sie besonders prominent Augustinus vertritt, der mit seinen Confessiones immer noch als ‚Erfinder’ der Autobiographie gefeiert wird.
Literaturhinweise
Literatur zur Einführung:
Alexander Arweiler/Melanie Möller (Hg.), Vom Selbst-Verständnis in Antike und Neuzeit. Notions of the Self in Antiquity and Beyond, Berlin/New York 2008; Georg Misch, Geschichte der Autobiographie, 2 Bde (bes. Bd. 1: Das Altertum), Leipzig/Berlin 1931; Martina Wagner-Egelhaaf, Autobiographie, Stuttgart/Weimar 2005
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16224
Übung
Zu den Methoden der Klassischen Philologie (Nikolaus Thurn)
Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 14.10.2025)
Ort: JK 31/124 (Habelschwerdter Allee 45)
Hinweise für Studierende
Von den Studenten wird erwartet, in Form von Referaten sich Teilbereiche des Stoffes selbst zu erarbeiten.
Kommentar
Die Übung gibt eine Einführung in die Arbeitsweise und
Problemstellungen der lateinischen Philologie, neben allgemeiner
Grundlagenvermittlung in Bezug auf das Erstellen einer Hausarbeit,
dem daktylischen Versmaß, der Literaturrecherche wird auch ein
kurzer Überblick über die Geschichte der lateinischen Literaturerfolgen.
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16220
Vorlesung
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Grundkenntnisse der Übersetzungspraxis
0060dA1.2-
16231
Sprachpraktische Übung
Lateinische Syntaxübung I (Celine Lehmann)
Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 15.10.2025)
Ort: KL 29/110 (Habelschwerdter Allee 45)
Hinweise für Studierende
Zum erfolgreichen Abschluss dieses Kurses ist eine aktive und regelmäßige Teilnahme unerlässlich. Diese erfüllen Sie durch die regelmäßige Teilnahme an den Kurssitzungen (mindestens 80%) und die Abgabe wöchentlicher Übersetzungsübungen.
Die Modulabschlussprüfung besteht aus einer 90-minütigen Deutsch-Latein-Klausur.Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen
Angesichts der Stofffülle der Syntaxübung ist es unerlässlich, dass Sie Ihre bisherigen Grammatikkenntnisse auffrischen. Morphologie und Formwissen werden vorausgesetzt und werden - mit Ausnahme einiger Randphänomene - innerhalb des Kurses nicht explizit thematisiert.
Kommentar
In der lateinischen Syntaxübung erweitern Sie Ihre aktive Sprachkompetenz, indem Sie sich systematisch die Syntaxphänomene des einfachen Satzes erarbeiten und leichte deutsche Einzelsätze in klassisches Latein übersetzen. Das Übungsmaterial orientiert sich dabei vorrangig an den Prosaautoren Cäsar und Cicero.
Grundlage dafür sind die Grammatik von Rubenbauer und Hofmann sowie der Grund- und Aufbauwortschatz von Klett, die Sie bis zum Kursbeginn erwerben sollten.Literaturhinweise
- Hofmann, J. B. / Rubenbauer, H., Lateinische Grammatik, neu bearb. v. R. Heine, Bamberg/München 1995. [RHH]
- Habenstein, Ernst / Hermes, Eberhard / Zimmermann, Herbert, Grund- Und Aufbauwortschatz Latein, neu bearb. v. Gunther H. Klemm, Stuttgart [u.a.]: Klett, 2012.
- Georges, K. E., Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bde, Hannover 1988. [kostenlos online erreichbar über www.zeno.org] -
16226
Lektürekurs
Zur Einführung in die Lektüre lateinischer Texte: Cicero, Pro Cluentio Habito (Melanie Möller)
Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 22.10.2025)
Ort: K 29/204 (Habelschwerdter Allee 45)
Kommentar
Der römische Ritter Aulus Cluentius Habitus soll seinen Schwiegervater Oppianicus vergiftet haben. Dieser Vorwurf wiegt noch schwerer vor dem Hintergrund der Anklage, die Cluentius acht Jahre zuvor gegen eben jenen Oppianicus erhoben hatte, weil dieser seinerseits ihn, Cluentius, mit Gift habe aus dem Weg räumen wollen. Cluentius war damals mit seiner Anklage erfolgreich, der lästige Schwiegervater wurde schuldig gesprochen und in die Verbannung geschickt. Aber war das Verfahren korrekt? Cluentius muss sich nun nicht nur des Vorwurfs erwehren, sich des Alten gewaltsam entledigt, sondern auch dessen, das Gericht seinerzeit bestochen zu haben. Cicero verteidigt ihn und brilliert mit einer kühnen, überlegenen Strategie. Quintilian bezeugt eine Äußerung Ciceros, mit dieser Rede habe er den Richtern bewusst Sand in die Augen gestreut (inst. 2, 17, 21).
Literaturhinweise
Textausgaben/Kommentare/Literatur: Wird online zur Verfügung gestellt
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Sprachpraktische Übung
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Lateinische Literatur der Vor- und Nachklassik
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Lektürekurs
Lektüre: Lucan, Pharsalia (Nikolaus Thurn)
Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 15.10.2025)
Ort: K 29/204 (Habelschwerdter Allee 45)
Kommentar
Marcus Annaeus Lucanus (39-65 n. Chr.), der Neffe des Philosophen Seneca, verfasste ein historisches Epos auf den Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius. Es blieb mit 9 Büchern unvollendet, wurde aber als bedeutendes Gegenstück zu Vergils Aeneis gelesen: ohne Götterapparat, mit - in ihrer Brutalität - eindrucksvollen Bildern und Vergleichen, negativen Helden und pessimistischer Weltsicht, trotzdem aber der stoischen Philosophie verpflichtet.
Es sollen ausgewählte Passagen gelesen und stets auf das kontrastierende Verhältnis zur Aeneis geachtet werden.
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16229
Lektürekurs
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Dichtung und Prosa der Klassischen Zeit 2
0060dB1.2-
16225
Seminar
Mittelseminar: Tacitus, Historien (Nikolaus Thurn)
Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 14.10.2025)
Ort: JK 31/124 (Habelschwerdter Allee 45)
Kommentar
Tacitus' Historiae - verfasst um das Jahr 110 - behandeln die Zeit von der Ermordung Neros bis Domitian; erhalten sind allerdings nur die ersten fünf Bücher. Im Seminar sollen ausgewählte Passagen gelesen werden; Referate werden allgemein auf das Werk des Tacitus, seine Einordnung in die römische Geschichtsschreibung sowie seine Rezeption eingehen.
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16225
Seminar
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Sprach- und Übersetzungskompetenz 2
0060dB1.5-
16232
Übung
Lateinische Stilübung Unterstufe (Celine Lehmann)
Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 13.10.2025)
Ort: K 31/201 (Habelschwerdter Allee 45)
Hinweise für Studierende
Zum erfolgreichen Abschluss dieses Kurses ist eine aktive und regelmäßige Teilnahme unerlässlich. Diese erfüllen Sie durch die regelmäßige Teilnahme an den Kurssitzungen (mindestens 80%) und die Abgabe wöchentlicher Übersetzungsübungen.
Die Modulabschlussprüfung besteht aus einer 90-minütigen Deutsch-Latein-Klausur. Angesichts der Stofffülle der beiden vorausgehenden Syntaxübungen empfehle ich die vorbereitende Wiederholung der Inhalte dieser Kurse dringend.Kommentar
Im Zentrum der Stilübung Unterstufe steht nun nicht mehr die Übersetzung von Einzelsätzen, sondern die Arbeit am Text: Basierend auf Ihren in den Syntaxübungen I und II erworbenen Kompetenzen werden wir schrittweise die Übersetzung von leichten deutschen Prosatexten in klassisches Latein einüben. Darüber hinaus werden wir einige erweiterte grammatische und stilistische Fragen adressieren und uns mit ergänzenden grammatischen Phänomenen beschäftigen. Die Auswahl der Übungstexte, die im Verlauf des Semester über Blackboard zur Verfügung gestellt werden, orientiert sich an den Schriften Caesars.
Literaturhinweise
- Catrein, Christoph / Spal, Andreas, Lateinische Stilübungen für Studienanfänger, Darmstadt 2018.
- Hofmann, J. B. / Rubenbauer, H., Lateinische Grammatik, neu bearb. v. R. Heine, Bamberg/München 1995. [RHH]
- Habenstein, Ernst / Hermes, Eberhard / Zimmermann, Herbert, Grund- Und Aufbauwortschatz Latein, neu bearb. v. Gunther H. Klemm, Stuttgart [u.a.]: Klett, 2012.
- Georges, K. E., Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bde, Hannover 1988. [kostenlos online erreichbar über www.zeno.org]
- Meckelnborg, C / Meissner, C., Lateinische Phraseologie, Darmstadt [2004] 2010.
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16232
Übung
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Lateinische Literatur: Kontexte und Rezeption-Einführung 0059dA1.3
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Griechisch-Einführung 0059dA1.4
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Lateinische Literatur: Kontexte und Rezeption-Aufbau 0059dB1.3
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Griechisch-Aufbau 0059dB1.4
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Dichtung und Prosa der Klassischen Zeit 1 0060dB1.1
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