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M.A. Religionsw...  
Lehrveranstaltung

SoSe 23: Altertumswissenschaften und Religionswissenschaft (WE 3)

M.A. Religionswissenschaft (Studienordnung 2013)

0328b_MA120

Die aktuelle Studien- und Prüfungsordnung finden Sie bitte hier .

  • Grundlagen religionswissenschaftlicher Forschung

    0328bA1.1

    Qualifikationsziele:

    Die Studentinnen und Studenten sind in der Lage, die Reichweite und die Grenzen religionswissenschaftlicher Verfahrensweisen zu erfassen und darzustellen. Sie sind sowohl mit der genauen Arbeit an Texten und anderen Materialien als auch mit der intensiven Diskussion von Interpretations- und Analyseverfahren vertraut. Die Studentinnen und Studenten verfügen über vertieftes Grundlagenwissen, auf dem weitergehendes historisch-methodologisches Forschen aufbauen kann und besitzen Einblick in zentrale religionswissenschaftliche Forschungspositionen. Sie sind in der Lage, sich mit den gewonnenen Kenntnissen selbstständig und kritisch auseinanderzusetzen.

    Inhalte:

    Das Modul ermöglicht den Studentinnen und Studenten, Fragestellungen, Theorien, Begriffe und Arbeitstechniken der Religionswissenschaft (wie etwa theoriegeleitete Text-, Bild oder Praxisanalyse) zu vertiefen und sich damit forschungsnah auseinanderzusetzen. Diese Fragestellungen, Theorien, Begriffe und Arbeitstechniken werden dabei zugleich wissenschaftshistorisch eingeordnet. Der Grundkurs vermittelt eine forschungsorientierte Übersicht zu dementsprechenden wichtigen Grundlagen der Religionswissenschaft; das Hauptseminar vertieft diesbezügliche Kenntnisse durch exemplarische Lektüre.

    Lehr- und Lernformen/ Umfang / Pflicht zur regelmäßigen Teilnahme

    Grundkurs / 2 SWS / ja Hauptseminar / 2 SWS / ja

    Modulprüfung

    Klausur (90 Minuten)

    Veranstaltungssprache

    Deutsch

    Arbeitszeitaufwand

    450 Stunden (15 LP)

    Dauer des Moduls / Häufigkeit des Angebots

    ein Semester / jedes Wintersemester
    • 14664 Seminar
      Mythen, Götter und römische Identität in der augusteischen Literatur (Emrys Bell-Schlatter)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Geerbt oder geklaut, erfunden oder neubearbeitet? Welche Mythen erzählen die Römer – und was ist an ihren Mythen spezifisch römisch? Erzählungen über die mythisch-historische Vergangenheit Roms in zentralen literarischen Werken des „goldenen Zeitalters“, der kulturellen Blütezeit unter Augustus, stehen im Mittelpunkt dieses Einführungsseminars, das u.a. nach Verflechtungen von Mythologie und Religion, Identität und Politik, Tradition und Innovation, Geschichtsschreibung und Dichtung um die Zeitwende fragt. Warum kommt eine der wichtigsten Gründungsfiguren Roms aus dem untergegangenen Troja – und bringt er kleinasiatische Gottheiten (oder gar fremde Kleidermode) nach Italien mit? Verhalten sich die römischen Götter anders als ihre griechischen Cousins, inwiefern werden sie anders dargestellt? Grenzen sie sich von den fremden Göttern ab, die das römische Weltreich inzwischen auch bevölkern? Warum tanzen die Marspriester bzw. welche Ursprünge postulieren die Römer für ihre Riten und Feste? Darf man solche Mythen ändern, kritisieren, mit Humor erzählen? Warum interessieren sich die Römer zu dieser Zeit so stark für ihre Vergangenheit, Ursprünge und Traditionen? Zur Textauswahl des Seminars gehören hauptsächlich Vergil (bes. die Aeneis), Livius (bes. die ersten Bücher) und Ovid (bes. die Fasti/Festkalender) in Übersetzung; fachliche Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.

      Literaturhinweise

      Die benötigten Texte werden im Seminar zur Verfügung gestellt. Zur Vorbereitung empfohlen: LITERATUR UND RELIGION: D. Feeney: The History of Roman Religion in Roman Historiography and Epic, in: J. Rüpke (Hg.): A Companion to Roman Religion, Oxford 2007, S. 129–142. [In Primo] / MYTHOLOGIE IN ROM: T.P. Wiseman: The Myths of Rome, Exeter 2004. RELIGION UNTER AUGUSTUS: M. Beard – J. North – S. Price: Religions of Rome, Cambridge 1998. 2 Bde. Volume 1: A History, Kapitel 4, auf S. 167–210 oder C. E. Schultz: Rome, in: B. Stanley Spaeth (Hg.): The Cambridge Companion to Ancient Mediterranean Religions, Cambridge 2013, S. 157–176. RÖMISCHE KULTUR UND AUGUSTUS: P. Zanker: Augustus und die Macht der Bilder, München 1987 (vschd. Nachdrucke).

    • 14666 Einführungskurs
      Einführung in das antike Christentum (Hartmut Zinser)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Das Christentum ist seit der Antike bis heute die bedeutendste Religion in Europa. Es ist für viele Vorstellungen unserer Zeit, z.B. Gleichheit von Mann und Frau, Gerechtigkeit und soziale Verantwortung von großer Bedeutung. In der Vorlesung werden die Lehren und Rituale nach den Evangelien, die Entstehung des Neuen Testamentes, des Glaubensbekenntnisses und die Ausbildung seiner organisatorischen Gestaltung (apostolische Sukzession) dargestellt und ihre geschichtliche Entwicklung von den frühen Christen bis ins 4. Jahrhundert nachgezeichnet. Die Vorlesung kann mit einer Klausur oder durch eine Hausarbeit abgeschlossen werden.

      Literaturhinweise

      Zur Vorbereitenden Lektüre empfehle ich: Hartmut Leppin: Die frühen Christen, München: Beck 2021.

    • 14669 Einführungskurs
      (Ek) Einführung in die Religionen Indiens (Lidia Julianna Guzy)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 02.06.2023)
      Ort: 2.2051 Besprechungsraum (Fabeckstr. 23/25)

      Hinweise für Studierende

      Blocktermine Anfang Juni

      Kommentar

      Dieses Seminar führt in die kulturelle, regionale und religiöse Vielfalt der indischen Religionen ein: Grundlegende Konzepte des Hinduismus, des Polytheismus, der indischen Göttinnenverehrung, asketischer Traditionen, devotionaler Verehrungsformen wie Bhakti, Sufi, Boul und die Vielzahl von indigenen Stammesreligionen werden vorgestellt und diskutiert. Eine Bereitschaft zum intensiven Lesen und zur Übernahme eines Referats wird erwartet.

    • 14660 Einführungskurs
      Mythos und Natur: Ovids Metamorphosen (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Ovid erzählt in seinen Metamorphosen (1. Jh. n. Chr.) die Geschichte der Welt von den Anfängen bis in seine Lebenszeit, die Zeit des Kaisers Augustus. „Ein Gott und die bessere Natur“ (1,21) tragen gleichermaßen zu dieser Entstehung bei, die dann vor allem ein Spektakel der Naturgewalten, aber auch ein organischer Prozess der allmählichen Formung aus der Erde ist. In der Folge dieser Kosmologie erzählt Ovid zahlreiche antike Mythen, deren Konfliktpotential stets in eine Verwandlung mündet. Menschen in ihrer Not oder auch in ihrer Hybris werden zu Bäumen, Blumen, Steinen oder Tieren, und entgehen so Gewalt und Streit. Mythologie, die häufig anthropologische Grundfragen verhandelt (wie Liebe, Eifersucht oder biographische und biologische Übergänge), wird zum Teil der Naturgeschichte, und auch das Verhältnis von Kunst und Natur wird immer wieder reflektiert. Gegen Ende der Metamorphosen schließen sich zwei Phasen der ‚politischen‘ Geschichte an: Ovids Erzählung vom Troianischen Krieg sowie seine kurzen Einlassungen zu Caesar und Augustus, die seine politische Haltung nur sehr verdeckt preisgeben können. Wichtig für das Verständnis des metamorphotischen Prinzips ist die Rede des weisen Naturphilosophen Pythagoras im 15. Buch. Dessen credo „alles wandelt sich, nichts geht unter“ (15,165) entspricht seiner Auffassung der Seelenwanderung, aus der sich auch seine Opferkritik ableitet. Von hier ausgehend soll im Seminar gefragt werden, ob sich das vielfach ironisch-allusive Werk auch als Verhandlung religionsphilosophischer Fragen und posthumaner Spielarten der Existenz lesen lässt. Nicht zuletzt soll die Struktur der ‚aitiologischen‘ Mythen (Erzählungen von Ursachen, causae), die in einem literarischen Duktus ‚erklären’, wie und warum etwas entstanden ist, untersucht werden. Die zu behandelnden Texte werden zu Semesterbeginn in Blackboard bereitgestellt.

      Literaturhinweise

      Ovid. Metamorphosen. Lateinisch/Deutsch, übers. u. hg. v. Michale von Albrecht, Stuttgart: Reclam 1994. – Melanie Möller: Ovid. 100 Seiten, Stuttgart: Reclam2016. – Melanie Möller (Hg.): Ovid. Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart: Metzler 2021

    • 14662 Einführungskurs
      Theorien des Mythos (Susanne Gödde)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Seit dem Entstehen einer modernen Mythenforschung im ausgehenden 18. Jahrhundert ist Mythos ein Streitbegriff. Bald verbindet sich ein vehementer Wahrheitsanspruch mit dem Konzept, bald im Gegenteil der Vorwurf des Einfältig-Naiven oder des Unwahren. Rationalisten stellten die Reichweite und Glaubwürdigkeit der Mythen in Frage, Romantiker sahen darin den Schlüssel zu verborgenen und kollektiven Formen des Denkens, Sprechens und Fühlens, zu den Ursprüngen der Geschichte, der Dichtung oder der Religion. Häufig wird dem Mythos eine spezifische Anfänglichkeit bzw. Archaik oder gar ein Aspekt von (fundierender oder bedrohlicher) Gewalt zugeschrieben. Besonders die zuletzt genannten Verknüpfungen – Anfang und Gewalt – sollen die ausgewählten Lektüren mythentheoretischer Texte im Seminar leiten. Welche Implikationen haben Anfänge für die Mythentheoretiker und seit wann und mit welcher Argumentation repräsentiert der Mythos Gewaltverhältnisse? In Horkheimer/Adornos Dialektik der Aufklärung (1944) etwa wird die mythische Vorzeit von dämonischen ‚Naturmächten‘ beherrscht. In Cassirers Vom Mythus des Staates (1946) wird der Mythos als Waffe bezeichnet, die in totalitären Systemen missbraucht zu werden droht. René Girard (Das Heilige und die Gewalt, 1972) findet das kathartisch-befriedende Menschenopfer, auf das Gemeinschaft gegründet werden kann, im archaischen Mythos, unterscheidet diesen aber von der Gewaltlosigkeit des christlichen Opfers. Poststrukturalistische Reflexionen über den Mythos schließlich stellen Ursprungsdenken grundsätzliche in Frage und warnen vor der Anmaßung der Aneignung von Ursprüngen über den Mythos (so Jean-Luc Nancy). Für die Frage, wie sich das Amalgam aus Mythos und Gewalt historisch entwickelt hat, ist eine bestimmte Spielart des Mythos in der Romantik zu betrachten, nämlich die Verbindung von Mythos und nationaler Identität, die schließlich in Nietzsches Feier von Wagners Musik als der Wiederkehr des „deutschen Mythos“ gipfelt. Neben dieser Rekonstruktion der Geschichte des Nachdenkens über den Mythos soll auch gefragt werden, welche Rolle der Mythos in der gegenwärtigen Theoriebildung spielt, etwa als reevaluiertes Instrument posthumanistischer oder feministischer Theorien. Die zu behandelnden Texte werden zu Semesterbeginn in Blackboard bereitgestellt.

      Literaturhinweise

      Texte zur modernen Mythentheorie, hg. v. Wilfried Barner, Anke Detken, Jörg Wesche, Stuttgart: Reclam 2003. – Christoph Jamme: Einführung in die Philosophie des Mythos, Band 2: Neuzeit und Gegenwart, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1991.

    • 14667 Seminar
      Tieropfer und andere Zeichensysteme in den antiken Religionen (Sebastian Zerhoch)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: 0.2002 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Hinweise für Studierende

      Kursmaterialien werden im Blackboard zur Verfügung gestellt.

      Kommentar

      In diesem Kurs werden wir uns mit dem Tieropfer (animal sacrifice) und anderen Riten beschäftigen, die in antiken Religionen eine wesentliche Rolle spielten. Dazu gehören auch scheinbar unscheinbare rituelle Handlungen wie die Libation (das rituelle Ausgießen von Flüssigkeiten) oder das Verbrennen von Weihrauch. Zahlreiche Quellen, etwa Inschriften und literarische Beschreibungen oder auch Bilder auf Vasen oder Reliefs, geben uns Auskunft über verschiedene Aspekte dieser Riten. Im Kurs werden wir uns ausgewählte Beispiele solcher Riten genauer ansehen und diese gemeinsam diskutieren und religionswissenschaftlich analysieren. Zunächst werden wir uns mit Fragen des Aufbaus und Ablaufs dieser Riten beschäftigen sowie mit der Frage, welche Rolle Tiere spielen oder Flüssigkeiten wie Wein oder Honig. Im Zentrum des Kurses steht die Frage nach der Bedeutung dieser Riten: Was meinen wir, wenn wir von der "Bedeutung" eines Rituals sprechen? Wie lassen sich sowohl einfache als auch komplexe Rituale überhaupt religionswissenschaftlich analysieren? Zur Beantwortung dieser Fragen werden wir uns mit Zeichentheorie (Semiotik) befassen und gemeinsam diskutieren, inwiefern Riten Zeichensysteme sind und wie eine semiotische Analyse eines Rituals aufgebaut sein könnte.

      Literaturhinweise

      Bibliographie U. Eco, Zeichen: Einführung in einen Begriff und seine Geschichte, Frankfurt am Main 1990. M. Gaifman, The Art of Libation in Classical Athens, New Haven/London 2018. F. Graf, "Zeichenkonzeptionen in der Religion der griechischen und römischen Antike", in: R. Posner (Hg.), Semiotik: Ein Handbuch zu den zeichentheoretischen Grundlagen von Natur und Kultur, 1. Teilband, Berlin 2008, 939-958. H. Hubert und M. Mauss, Sacrifice: its Nature and Function, Chicago 1981. N. S. Meshel, The "Grammar" of sacrifice: a generativist study of the Israelite sacrificial system in the priestly writings with a "Grammar" of S [Sigma], Oxford 2014. Michaels, A., Homo Ritualis: Hindu Ritual and its Significance for Ritual Theory, New York 2016. F. S. Naiden, Smoke Signals for the Gods: Ancient Greek Sacrifice from the Archaic through Roman Periods, New York 2013.

  • Methoden religions- und kulturwissenschaftlicher Forschung

    0328bA1.2

    Qualifikationsziele:

    Die Studentinnen und Studenten können größere Themenkomplexe anhand von Fachliteratur bearbeiten und das vorhandene Grundlagenwissen vertiefen. Sie sind in der Lage, bestimmte religions- und kulturgeschichtliche Problemstellungen und Forschungsfragen beispielhaft zu reflektieren, methodisch differenziert zu bearbeiten und genauer zu durchdringen und können die historische Modellierung von Geschlechterverhältnissen sowie von sozialer und religiöser Heterogenität analysieren. Die Studentinnen und Studenten besitzen vor allem einen umfassenden historisch-methodologischen Überblick und können dies auf europäische sowie außereuropäische Traditionen anwenden.

    Inhalte:

    An ausgewählten Problemstellungen und Forschungsfragen werden historische und methodische Kenntnisse intensiviert und angewandt. Die Vermittlung und Erarbeitung des Wissensstoffes im Detail sowie die forschungspraktische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Methoden des Faches am konkreten religions- und kulturhistorischen Material stehen dabei im Vordergrund. Im Hauptseminar werden Kenntnisse anhand exemplarischer Materialanalysen vertieft. Die Übungen konzentrieren sich auf die historisch-methodologische Kontextualisierung der Problemstellungen und Forschungsfragen einschließlich ihrer Gender- und Diversity-Aspekte. Konkretisiert wird dies sowohl an Gegenständen, welche die europäische Tradition religiöser Vorstellungen und Praktiken von der Antike bis in die Gegenwart betreffen, als auch an Gegenständen, die kulturanthropologische Themenbereiche und Fragestellungen oder außereuropäische religiöse Vorstellungen und Praktiken betreffen.

    Lehr- und Lernformen/ Umfang / Pflicht zur regelmäßigen Teilnahme

    Übung A / 2 SWS / ja Übung B / 2 SWS / ja Hautseminar / 2 SWS / ja

    Modulprüfung

    Hausarbeit (etwa 12 Seiten)

    Veranstaltungssprache

    Deutsch

    Arbeitszeitaufwand

    450 Stunden (15 LP)

    Dauer des Moduls / Häufigkeit des Angebots

    ein Semester / jedes Sommersemester
    • 14660 Einführungskurs
      Mythos und Natur: Ovids Metamorphosen (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Ovid erzählt in seinen Metamorphosen (1. Jh. n. Chr.) die Geschichte der Welt von den Anfängen bis in seine Lebenszeit, die Zeit des Kaisers Augustus. „Ein Gott und die bessere Natur“ (1,21) tragen gleichermaßen zu dieser Entstehung bei, die dann vor allem ein Spektakel der Naturgewalten, aber auch ein organischer Prozess der allmählichen Formung aus der Erde ist. In der Folge dieser Kosmologie erzählt Ovid zahlreiche antike Mythen, deren Konfliktpotential stets in eine Verwandlung mündet. Menschen in ihrer Not oder auch in ihrer Hybris werden zu Bäumen, Blumen, Steinen oder Tieren, und entgehen so Gewalt und Streit. Mythologie, die häufig anthropologische Grundfragen verhandelt (wie Liebe, Eifersucht oder biographische und biologische Übergänge), wird zum Teil der Naturgeschichte, und auch das Verhältnis von Kunst und Natur wird immer wieder reflektiert. Gegen Ende der Metamorphosen schließen sich zwei Phasen der ‚politischen‘ Geschichte an: Ovids Erzählung vom Troianischen Krieg sowie seine kurzen Einlassungen zu Caesar und Augustus, die seine politische Haltung nur sehr verdeckt preisgeben können. Wichtig für das Verständnis des metamorphotischen Prinzips ist die Rede des weisen Naturphilosophen Pythagoras im 15. Buch. Dessen credo „alles wandelt sich, nichts geht unter“ (15,165) entspricht seiner Auffassung der Seelenwanderung, aus der sich auch seine Opferkritik ableitet. Von hier ausgehend soll im Seminar gefragt werden, ob sich das vielfach ironisch-allusive Werk auch als Verhandlung religionsphilosophischer Fragen und posthumaner Spielarten der Existenz lesen lässt. Nicht zuletzt soll die Struktur der ‚aitiologischen‘ Mythen (Erzählungen von Ursachen, causae), die in einem literarischen Duktus ‚erklären’, wie und warum etwas entstanden ist, untersucht werden. Die zu behandelnden Texte werden zu Semesterbeginn in Blackboard bereitgestellt.

      Literaturhinweise

      Ovid. Metamorphosen. Lateinisch/Deutsch, übers. u. hg. v. Michale von Albrecht, Stuttgart: Reclam 1994. – Melanie Möller: Ovid. 100 Seiten, Stuttgart: Reclam2016. – Melanie Möller (Hg.): Ovid. Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart: Metzler 2021

    • 14667 Seminar
      Tieropfer und andere Zeichensysteme in den antiken Religionen (Sebastian Zerhoch)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: 0.2002 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Hinweise für Studierende

      Kursmaterialien werden im Blackboard zur Verfügung gestellt.

      Kommentar

      In diesem Kurs werden wir uns mit dem Tieropfer (animal sacrifice) und anderen Riten beschäftigen, die in antiken Religionen eine wesentliche Rolle spielten. Dazu gehören auch scheinbar unscheinbare rituelle Handlungen wie die Libation (das rituelle Ausgießen von Flüssigkeiten) oder das Verbrennen von Weihrauch. Zahlreiche Quellen, etwa Inschriften und literarische Beschreibungen oder auch Bilder auf Vasen oder Reliefs, geben uns Auskunft über verschiedene Aspekte dieser Riten. Im Kurs werden wir uns ausgewählte Beispiele solcher Riten genauer ansehen und diese gemeinsam diskutieren und religionswissenschaftlich analysieren. Zunächst werden wir uns mit Fragen des Aufbaus und Ablaufs dieser Riten beschäftigen sowie mit der Frage, welche Rolle Tiere spielen oder Flüssigkeiten wie Wein oder Honig. Im Zentrum des Kurses steht die Frage nach der Bedeutung dieser Riten: Was meinen wir, wenn wir von der "Bedeutung" eines Rituals sprechen? Wie lassen sich sowohl einfache als auch komplexe Rituale überhaupt religionswissenschaftlich analysieren? Zur Beantwortung dieser Fragen werden wir uns mit Zeichentheorie (Semiotik) befassen und gemeinsam diskutieren, inwiefern Riten Zeichensysteme sind und wie eine semiotische Analyse eines Rituals aufgebaut sein könnte.

      Literaturhinweise

      Bibliographie U. Eco, Zeichen: Einführung in einen Begriff und seine Geschichte, Frankfurt am Main 1990. M. Gaifman, The Art of Libation in Classical Athens, New Haven/London 2018. F. Graf, "Zeichenkonzeptionen in der Religion der griechischen und römischen Antike", in: R. Posner (Hg.), Semiotik: Ein Handbuch zu den zeichentheoretischen Grundlagen von Natur und Kultur, 1. Teilband, Berlin 2008, 939-958. H. Hubert und M. Mauss, Sacrifice: its Nature and Function, Chicago 1981. N. S. Meshel, The "Grammar" of sacrifice: a generativist study of the Israelite sacrificial system in the priestly writings with a "Grammar" of S [Sigma], Oxford 2014. Michaels, A., Homo Ritualis: Hindu Ritual and its Significance for Ritual Theory, New York 2016. F. S. Naiden, Smoke Signals for the Gods: Ancient Greek Sacrifice from the Archaic through Roman Periods, New York 2013.

    • 14668 Seminar
      Zeitzeugenschaft (Insa Eschebach)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Die Figur des Zeitzeugen / der Zeitzeugin hat seit Ende der 1970er Jahren eine beeindruckende Konjunktur erfahren: Aus der Gedenkstättenarbeit und den medial vermittelten Geschichtserzählungen sind die Zeugnisse der Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung nicht mehr wegzudenken. Digitale Archive stellen zehntausende audiovisuell gespeicherte Interviews mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen bereit. Thema des Seminars sind die Theorien und divergierenden Konzepte von Zeugnis und (Zeit-)Zeugenschaft. Semantisch rekurrieren die Begriffe auf die sakrale Umdeutung des griechischen Rechtsbegriffs für Zeuge, martys, als Bezeichnung für Märtyrer. Diskutiert wird das Spannungsverhältnis zwischen einer als sakrosankt wahrgenommenen, authentischen Erfahrung der Zeitzeugen einerseits und dem historiographischen Diskurs andererseits Analysiert wird die Faszinationskraft wie auch die Mediengeschichte der Figur des Zeitzeugen / der Zeitzeugin ( bis hin zu aktuellen Projekten virtueller Zeitzeugenschaft als interaktive Installation) auch unter geschichtsphilosophischen und geschlechterhistorischen Fragestellungen. These ist, dass Geschlechterbilder nicht nur die Darstellungen historischer Ereignisse strukturieren, sie sind auch wirkmächtig in der Art und Weise, wie Frauen und Männer ihre Erfahrungen in der nationalsozialistischen Lagerwelt deuten und retrospektiv vermitteln.

      Literaturhinweise

      Die benötigten Texte werden im Seminar zur Verfügung gestellt. Zur Vorbereitung empfohlen: Steffi de Jong, Zeitzeugin/Zeitzeuge Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 24.06.2022 http://docupedia.de/zg/Jong_zeitzeuge_v1_de_2022 DOI: http://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok-2396 Insa Eschebach und Silke Wenk, Soziales Gedächtnis und Geschlechterdifferenz. Eine Einführung, in: Dies., Sigrid Jacobeit (Hg.), Gedächtnis und Geschlecht. Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Frankfurt a.M. 2002, S. 13-38.

    • 14661 Übung
      Dunkelgrüne Religion (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Im Zuge der Klimakrise hat das gesellschaftliche und individuelle Interesse an Natur-Spiritualität in den letzten Jahren deutlich zugenommen. In diesem Kontext wird die Erde als bewahrens- und schützenswerter Lebensraum religiös aufgeladen, als Objekt von Verehrung, und als lebendiger Kosmos. Diese Auffassung einer als spirituell, belebt und göttlich erfahrenen Welt knüpft an in der Religionswissenschaft seit Langem prominente Konzepte an, wie den Pantheismus oder den Animismus; auch der (Neo-)Paganismus fließt in das neue Interesse an Naturreligion mit ein. Dabei muss beachtet werden, dass Naturverehrung in rassistische Ideologien umschlagen kann und dass der Neopaganismus im Nationalsozialismus eine Konjunktur erfuhr. Denker wie Baruch Spinoza (17. Jhdt.) und Jean Jaques Rousseau (18. Jhdt.) haben sich für die heilsame Wirkung naturbasierter Religionen ausgesprochen und sind somit Vorläufer der aktuellen Anthropozentrismus-kritischen Debatten um ‚deep ecology‘ (Arne Naess) und (dunkel-)grüne Religion. Autoren, die sich dieser Forschungsrichtung verschreiben, wie Bron Taylor, dem der Titel des Seminars entlehnt ist, stehen zudem in der Tradition der von James Lovelock in den 70er Jahren des 20. Jhdts. aufgebrachten „Gaia-Hypothese“, die Naturwissenschaft, New Age und Hippie-Kultur miteinander verbindet. Gaia, die Mutter Erde, erscheint ebenfalls prominent im Titel einer öko-kritischen Essay-Sammlung von Bruno Latour (Face à Gaia / Kampf um Gaia) aus dem Jahr 2015. Im Seminar sollen, ausgehend von Bron Taylors Buch, verschiedene Stationen naturreligiösen Denkens von der Antike (Gaia etc.) über das 17., 18. und 19. Jahrhundert bis hin zu gegenwärtigen Debatten um Spiritualität und grüne Religion und bis in die Populärkultur (etwa James Cameron: Avatar) aufgesucht werden. Dabei wird auch die Geschichte und die politische Strategie des Konzepts innerhalb der Religionswissenschaft bzw. der Ethnologie bedacht. Die zu behandelnden Texte werden zu Semesterbeginn in Blackboard bereitgestellt.

      Literaturhinweise

      Bron Taylor: Dunkelgrüne Religion. Naturspiritualität und die Zukunft des Planeten, aus dem Englischen und mit einer Nachbemerkung von Kocku von Stuckrad, Paderborn: Fink 2020 (amerikan. Original 2009) – Karl-Heinz Kohl: Naturreligion, in: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe, Bd. IV, hg. v. Hubert Cancik, Burkhard Gladigow und Karl-Heinz Kohl, Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer 1998, S. 230-233.

    • 14664 Seminar
      Mythen, Götter und römische Identität in der augusteischen Literatur (Emrys Bell-Schlatter)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Geerbt oder geklaut, erfunden oder neubearbeitet? Welche Mythen erzählen die Römer – und was ist an ihren Mythen spezifisch römisch? Erzählungen über die mythisch-historische Vergangenheit Roms in zentralen literarischen Werken des „goldenen Zeitalters“, der kulturellen Blütezeit unter Augustus, stehen im Mittelpunkt dieses Einführungsseminars, das u.a. nach Verflechtungen von Mythologie und Religion, Identität und Politik, Tradition und Innovation, Geschichtsschreibung und Dichtung um die Zeitwende fragt. Warum kommt eine der wichtigsten Gründungsfiguren Roms aus dem untergegangenen Troja – und bringt er kleinasiatische Gottheiten (oder gar fremde Kleidermode) nach Italien mit? Verhalten sich die römischen Götter anders als ihre griechischen Cousins, inwiefern werden sie anders dargestellt? Grenzen sie sich von den fremden Göttern ab, die das römische Weltreich inzwischen auch bevölkern? Warum tanzen die Marspriester bzw. welche Ursprünge postulieren die Römer für ihre Riten und Feste? Darf man solche Mythen ändern, kritisieren, mit Humor erzählen? Warum interessieren sich die Römer zu dieser Zeit so stark für ihre Vergangenheit, Ursprünge und Traditionen? Zur Textauswahl des Seminars gehören hauptsächlich Vergil (bes. die Aeneis), Livius (bes. die ersten Bücher) und Ovid (bes. die Fasti/Festkalender) in Übersetzung; fachliche Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.

      Literaturhinweise

      Die benötigten Texte werden im Seminar zur Verfügung gestellt. Zur Vorbereitung empfohlen: LITERATUR UND RELIGION: D. Feeney: The History of Roman Religion in Roman Historiography and Epic, in: J. Rüpke (Hg.): A Companion to Roman Religion, Oxford 2007, S. 129–142. [In Primo] / MYTHOLOGIE IN ROM: T.P. Wiseman: The Myths of Rome, Exeter 2004. RELIGION UNTER AUGUSTUS: M. Beard – J. North – S. Price: Religions of Rome, Cambridge 1998. 2 Bde. Volume 1: A History, Kapitel 4, auf S. 167–210 oder C. E. Schultz: Rome, in: B. Stanley Spaeth (Hg.): The Cambridge Companion to Ancient Mediterranean Religions, Cambridge 2013, S. 157–176. RÖMISCHE KULTUR UND AUGUSTUS: P. Zanker: Augustus und die Macht der Bilder, München 1987 (vschd. Nachdrucke).

    • 14662 Einführungskurs
      Theorien des Mythos (Susanne Gödde)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Seit dem Entstehen einer modernen Mythenforschung im ausgehenden 18. Jahrhundert ist Mythos ein Streitbegriff. Bald verbindet sich ein vehementer Wahrheitsanspruch mit dem Konzept, bald im Gegenteil der Vorwurf des Einfältig-Naiven oder des Unwahren. Rationalisten stellten die Reichweite und Glaubwürdigkeit der Mythen in Frage, Romantiker sahen darin den Schlüssel zu verborgenen und kollektiven Formen des Denkens, Sprechens und Fühlens, zu den Ursprüngen der Geschichte, der Dichtung oder der Religion. Häufig wird dem Mythos eine spezifische Anfänglichkeit bzw. Archaik oder gar ein Aspekt von (fundierender oder bedrohlicher) Gewalt zugeschrieben. Besonders die zuletzt genannten Verknüpfungen – Anfang und Gewalt – sollen die ausgewählten Lektüren mythentheoretischer Texte im Seminar leiten. Welche Implikationen haben Anfänge für die Mythentheoretiker und seit wann und mit welcher Argumentation repräsentiert der Mythos Gewaltverhältnisse? In Horkheimer/Adornos Dialektik der Aufklärung (1944) etwa wird die mythische Vorzeit von dämonischen ‚Naturmächten‘ beherrscht. In Cassirers Vom Mythus des Staates (1946) wird der Mythos als Waffe bezeichnet, die in totalitären Systemen missbraucht zu werden droht. René Girard (Das Heilige und die Gewalt, 1972) findet das kathartisch-befriedende Menschenopfer, auf das Gemeinschaft gegründet werden kann, im archaischen Mythos, unterscheidet diesen aber von der Gewaltlosigkeit des christlichen Opfers. Poststrukturalistische Reflexionen über den Mythos schließlich stellen Ursprungsdenken grundsätzliche in Frage und warnen vor der Anmaßung der Aneignung von Ursprüngen über den Mythos (so Jean-Luc Nancy). Für die Frage, wie sich das Amalgam aus Mythos und Gewalt historisch entwickelt hat, ist eine bestimmte Spielart des Mythos in der Romantik zu betrachten, nämlich die Verbindung von Mythos und nationaler Identität, die schließlich in Nietzsches Feier von Wagners Musik als der Wiederkehr des „deutschen Mythos“ gipfelt. Neben dieser Rekonstruktion der Geschichte des Nachdenkens über den Mythos soll auch gefragt werden, welche Rolle der Mythos in der gegenwärtigen Theoriebildung spielt, etwa als reevaluiertes Instrument posthumanistischer oder feministischer Theorien. Die zu behandelnden Texte werden zu Semesterbeginn in Blackboard bereitgestellt.

      Literaturhinweise

      Texte zur modernen Mythentheorie, hg. v. Wilfried Barner, Anke Detken, Jörg Wesche, Stuttgart: Reclam 2003. – Christoph Jamme: Einführung in die Philosophie des Mythos, Band 2: Neuzeit und Gegenwart, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1991.

    • 14665 Seminar
      Philosophie und Religion in der Spätantike (Emrys Bell-Schlatter)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      „Die Götter sollen zu mir kommen, nicht ich zu ihnen.“ So soll Plotin (205 n.Chr.–270 n.Chr.) die Einladung eines ritualbeflissenen Schülers zum Neumondfest abgelehnt haben, und auch wenn die genaue Bedeutung unbekannt bleibt (der Schüler wagte nicht nachzufragen), deutet die in früheren Epochen unvorstellbare Antwort nicht nur auf ein besonderes Verhältnis des Philosophen zum Göttlichen, sondern auch auf eine sich wandelnde Relation zwischen Religion, Ritual und Philosophie im 3. Jh. n.Chr. Vor dem Hintergrund des intensivierten Kultkontakts und der Beschäftigung mit der griechischen literarischen Tradition im Imperium Romanum generell, aber auch der Vorherrschaft des (Neu-)Platonismus und der v.a. im 4. Jh. n.Chr. zunehmenden Bedeutung des Christentums befassen wir uns in diesem Seminar mit ausgewählten „paganen“ Philosophen des 3.–4. Jh. n.Chr. und ihren Erörterungen zu Fragen wie: Wie funktionieren Divination und Opfer, und übt der Mensch durch Rituale eine Macht auf die Götter aus (Porphyrios, Jamblich)? Wendet man sich dem Göttlichen am besten durch Kontemplation zu, oder gilt es, Philosophie und rituelle Handlungen zu vereinbaren (vgl. Theurgie)? In welchem Verhältnis stehen göttliche Offenbarung und Rationalität zueinander? Warum ist eine Grotte (sei sie den Nymphen oder dem Gott Mithras heilig) ein Bild des Kosmos? Wie göttlich ist oder kann der Mensch werden? Bei der Auseinandersetzung mit den Texten stellen wir uns zudem grundsätzliche Fragen über Argumentation und Autorität (welche Beweise werden für metaphysische Erklärungen angeführt? Worauf beruht das Wissen über das Göttliche – auf Offenbarung, Orakeln, Lehrern, Platon und Pythagoras, Allegorese?), Konstruktionen religiöser Erfahrung, Vorstellungen „fremder“ Religionen (z.B. Hermes Trismegistos, Mithras-Kult) und die Ordnung der Götterwelt (Göttliches, Gott und Götter, Zwischenwesen, Hierarchien und Synkretismus). Alle zu diskutierenden Texte werden in Übersetzung zur Verfügung gestellt.

      Literaturhinweise

      A. SMITH: Philosophy and Religion, in: ders.: Philosophy in Late Antiquity, London/New York 2004, S. 77–89. / D. KING: Ancient Philosophy Transformed: The Religious Turn in Philosophy, in: J. Lössl – N. Baker-Brian (Hgg.): A Companion to Religion in Late Antiquity, Malden, Massachusetts 2018. / M. J. EDWARDS: Porphyry and Iamblichus, in: G. Oppy – N.N. Trakakis (Hgg.): Ancient Philosophy of Religion, London/New York 2009, S. 223–234. / J. DILLON: Prayer and Contemplation in the Neoplatonic and Sufi Traditions, in: E. Pachoumi – M. Edwards (Hgg.): Praying and Contemplating in Late Antiquity: Religious and Philosophical Interactions, Tübingen 2018, S. 7–22. // Antike Philosophie im Überblick (Hintergrund): F. RICKEN: Philosophie, in: H.-G. Nesselrath (Hg.): Einleitung in die griechische Philosophie, Wiesbaden 1997, S. 507–560, und H. GÖRGEMANNS: Religiöse Philosophie und philosophische Religion in der griechischen Literatur der Kaiserzeit, in: R. Hirsch-Luipold – H. Görgemanns – M. von Albrecht (Hgg.): Religiöse Philosophie und philosophische Religion der frühen Kaiserzeit. Literaturgeschichtliche Perspektiven, Tübingen 2009, S. 47–66. // Neuplatonismus: R.T. WALLIS: Neoplatonism, London 1972 (2. Aufl. 1995).

    • 14669 Einführungskurs
      (Ek) Einführung in die Religionen Indiens (Lidia Julianna Guzy)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 02.06.2023)
      Ort: 2.2051 Besprechungsraum (Fabeckstr. 23/25)

      Hinweise für Studierende

      Blocktermine Anfang Juni

      Kommentar

      Dieses Seminar führt in die kulturelle, regionale und religiöse Vielfalt der indischen Religionen ein: Grundlegende Konzepte des Hinduismus, des Polytheismus, der indischen Göttinnenverehrung, asketischer Traditionen, devotionaler Verehrungsformen wie Bhakti, Sufi, Boul und die Vielzahl von indigenen Stammesreligionen werden vorgestellt und diskutiert. Eine Bereitschaft zum intensiven Lesen und zur Übernahme eines Referats wird erwartet.

  • Religionstransfer und Kulturtransformation

    0328bA1.3

    Qualifikationsziele:

    Die Studentinnen und Studenten besitzen vertiefte Kenntnisse über die Dynamik von Religionstransfer und Kulturtransformation in unterschiedlichen historischen und kulturellen Zusammenhängen. Sie können Übertragungsformen und -modi von Religion in andere Bereiche (Kunst und Medien, Kultur und Gesellschaft, Wissenschaft und Philosophie) analytisch erfassen und kritisch durchdringen. Sie erwerben dabei die Fähigkeit zur selbstständigen Analyse und Vernetzung von dafür relevanten Materialien einschließlich von deren Reflexion innerhalb der jeweiligen Gender-Konstruktionen.

    Inhalte:

    Im Modul wird das Verhältnis von Religion zu anderen Bereichen (Kunst und Medien, Kultur und Gesellschaft, Wissenschaft und Philosophie) beispielhaft behandelt und aufgearbeitet, mit dem Fokus auf Fragestellungen, die Religionstransfer und Kulturtransformation betreffen. Ausgangspunkt für die Untersuchung dieser Fragestellungen ist dabei vor allem die europäische Tradition in ihren Bezügen zur griechischen und römischen Antike sowie zu Judentum und Christentum. Vor diesem Hintergrund werden zeit- und raumübergreifende Prozesse des Transfers und der Transformation religiöser Vorstellungen und Praktiken in ihren historischen und kulturellen Zusammenhängen behandelt und im Forschungskontext situiert. Die Lehrveranstaltungen dieses Moduls widmen sich daher exemplarischen Gegenständen, die erlauben, nach den Spezifitäten und Gemeinsamkeiten von Religionstransfers und Kulturtransformationen zu fragen: Im Hauptseminar wird untersucht, 1.) ob diese Transfer- und Transformationsprozesse von Religion als integralem Bestandteil einer Gesellschaft bzw. Kultur oder als eigenständigem Teilbereich oder aber als institutionell außer Kraft gesetztem Faktor ausgehen, und 2.) ob für die Prozesse der wissenschaftlichen und philosophischen Auseinandersetzung mit Religion jeweils eigene Formen und Modi der Übertragung, Integration bzw. Abgrenzung gelten; die beiden Methodenübungen konkretisieren dies anhand exemplarischer Lektüren und Materialanalysen durch die Fragestellung, in welcher Weise Religion bzw. religiöse Vorstellungen und Praktiken künstlerisch bzw. medial vermittelt und umgewandelt werden.

    Lehr- und Lernformen/ Umfang / Pflicht zur regelmäßigen Teilnahme

    Methodenübung A / 2 SWS / ja Methodenübung B / 2 SWS / ja Hautseminar / 2 SWS / ja

    Modulprüfung

    Hausarbeit (etwa 20 Seiten)

    Veranstaltungssprache

    Deutsch

    Arbeitszeitaufwand

    450 Stunden (15 LP)

    Dauer des Moduls / Häufigkeit des Angebots

    ein Semester / jedes Sommersemester
    • 14660 Einführungskurs
      Mythos und Natur: Ovids Metamorphosen (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Ovid erzählt in seinen Metamorphosen (1. Jh. n. Chr.) die Geschichte der Welt von den Anfängen bis in seine Lebenszeit, die Zeit des Kaisers Augustus. „Ein Gott und die bessere Natur“ (1,21) tragen gleichermaßen zu dieser Entstehung bei, die dann vor allem ein Spektakel der Naturgewalten, aber auch ein organischer Prozess der allmählichen Formung aus der Erde ist. In der Folge dieser Kosmologie erzählt Ovid zahlreiche antike Mythen, deren Konfliktpotential stets in eine Verwandlung mündet. Menschen in ihrer Not oder auch in ihrer Hybris werden zu Bäumen, Blumen, Steinen oder Tieren, und entgehen so Gewalt und Streit. Mythologie, die häufig anthropologische Grundfragen verhandelt (wie Liebe, Eifersucht oder biographische und biologische Übergänge), wird zum Teil der Naturgeschichte, und auch das Verhältnis von Kunst und Natur wird immer wieder reflektiert. Gegen Ende der Metamorphosen schließen sich zwei Phasen der ‚politischen‘ Geschichte an: Ovids Erzählung vom Troianischen Krieg sowie seine kurzen Einlassungen zu Caesar und Augustus, die seine politische Haltung nur sehr verdeckt preisgeben können. Wichtig für das Verständnis des metamorphotischen Prinzips ist die Rede des weisen Naturphilosophen Pythagoras im 15. Buch. Dessen credo „alles wandelt sich, nichts geht unter“ (15,165) entspricht seiner Auffassung der Seelenwanderung, aus der sich auch seine Opferkritik ableitet. Von hier ausgehend soll im Seminar gefragt werden, ob sich das vielfach ironisch-allusive Werk auch als Verhandlung religionsphilosophischer Fragen und posthumaner Spielarten der Existenz lesen lässt. Nicht zuletzt soll die Struktur der ‚aitiologischen‘ Mythen (Erzählungen von Ursachen, causae), die in einem literarischen Duktus ‚erklären’, wie und warum etwas entstanden ist, untersucht werden. Die zu behandelnden Texte werden zu Semesterbeginn in Blackboard bereitgestellt.

      Literaturhinweise

      Ovid. Metamorphosen. Lateinisch/Deutsch, übers. u. hg. v. Michale von Albrecht, Stuttgart: Reclam 1994. – Melanie Möller: Ovid. 100 Seiten, Stuttgart: Reclam2016. – Melanie Möller (Hg.): Ovid. Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart: Metzler 2021

    • 14661 Übung
      Dunkelgrüne Religion (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Im Zuge der Klimakrise hat das gesellschaftliche und individuelle Interesse an Natur-Spiritualität in den letzten Jahren deutlich zugenommen. In diesem Kontext wird die Erde als bewahrens- und schützenswerter Lebensraum religiös aufgeladen, als Objekt von Verehrung, und als lebendiger Kosmos. Diese Auffassung einer als spirituell, belebt und göttlich erfahrenen Welt knüpft an in der Religionswissenschaft seit Langem prominente Konzepte an, wie den Pantheismus oder den Animismus; auch der (Neo-)Paganismus fließt in das neue Interesse an Naturreligion mit ein. Dabei muss beachtet werden, dass Naturverehrung in rassistische Ideologien umschlagen kann und dass der Neopaganismus im Nationalsozialismus eine Konjunktur erfuhr. Denker wie Baruch Spinoza (17. Jhdt.) und Jean Jaques Rousseau (18. Jhdt.) haben sich für die heilsame Wirkung naturbasierter Religionen ausgesprochen und sind somit Vorläufer der aktuellen Anthropozentrismus-kritischen Debatten um ‚deep ecology‘ (Arne Naess) und (dunkel-)grüne Religion. Autoren, die sich dieser Forschungsrichtung verschreiben, wie Bron Taylor, dem der Titel des Seminars entlehnt ist, stehen zudem in der Tradition der von James Lovelock in den 70er Jahren des 20. Jhdts. aufgebrachten „Gaia-Hypothese“, die Naturwissenschaft, New Age und Hippie-Kultur miteinander verbindet. Gaia, die Mutter Erde, erscheint ebenfalls prominent im Titel einer öko-kritischen Essay-Sammlung von Bruno Latour (Face à Gaia / Kampf um Gaia) aus dem Jahr 2015. Im Seminar sollen, ausgehend von Bron Taylors Buch, verschiedene Stationen naturreligiösen Denkens von der Antike (Gaia etc.) über das 17., 18. und 19. Jahrhundert bis hin zu gegenwärtigen Debatten um Spiritualität und grüne Religion und bis in die Populärkultur (etwa James Cameron: Avatar) aufgesucht werden. Dabei wird auch die Geschichte und die politische Strategie des Konzepts innerhalb der Religionswissenschaft bzw. der Ethnologie bedacht. Die zu behandelnden Texte werden zu Semesterbeginn in Blackboard bereitgestellt.

      Literaturhinweise

      Bron Taylor: Dunkelgrüne Religion. Naturspiritualität und die Zukunft des Planeten, aus dem Englischen und mit einer Nachbemerkung von Kocku von Stuckrad, Paderborn: Fink 2020 (amerikan. Original 2009) – Karl-Heinz Kohl: Naturreligion, in: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe, Bd. IV, hg. v. Hubert Cancik, Burkhard Gladigow und Karl-Heinz Kohl, Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer 1998, S. 230-233.

    • 14668 Seminar
      Zeitzeugenschaft (Insa Eschebach)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Die Figur des Zeitzeugen / der Zeitzeugin hat seit Ende der 1970er Jahren eine beeindruckende Konjunktur erfahren: Aus der Gedenkstättenarbeit und den medial vermittelten Geschichtserzählungen sind die Zeugnisse der Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung nicht mehr wegzudenken. Digitale Archive stellen zehntausende audiovisuell gespeicherte Interviews mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen bereit. Thema des Seminars sind die Theorien und divergierenden Konzepte von Zeugnis und (Zeit-)Zeugenschaft. Semantisch rekurrieren die Begriffe auf die sakrale Umdeutung des griechischen Rechtsbegriffs für Zeuge, martys, als Bezeichnung für Märtyrer. Diskutiert wird das Spannungsverhältnis zwischen einer als sakrosankt wahrgenommenen, authentischen Erfahrung der Zeitzeugen einerseits und dem historiographischen Diskurs andererseits Analysiert wird die Faszinationskraft wie auch die Mediengeschichte der Figur des Zeitzeugen / der Zeitzeugin ( bis hin zu aktuellen Projekten virtueller Zeitzeugenschaft als interaktive Installation) auch unter geschichtsphilosophischen und geschlechterhistorischen Fragestellungen. These ist, dass Geschlechterbilder nicht nur die Darstellungen historischer Ereignisse strukturieren, sie sind auch wirkmächtig in der Art und Weise, wie Frauen und Männer ihre Erfahrungen in der nationalsozialistischen Lagerwelt deuten und retrospektiv vermitteln.

      Literaturhinweise

      Die benötigten Texte werden im Seminar zur Verfügung gestellt. Zur Vorbereitung empfohlen: Steffi de Jong, Zeitzeugin/Zeitzeuge Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 24.06.2022 http://docupedia.de/zg/Jong_zeitzeuge_v1_de_2022 DOI: http://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok-2396 Insa Eschebach und Silke Wenk, Soziales Gedächtnis und Geschlechterdifferenz. Eine Einführung, in: Dies., Sigrid Jacobeit (Hg.), Gedächtnis und Geschlecht. Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Frankfurt a.M. 2002, S. 13-38.

    • 14664 Seminar
      Mythen, Götter und römische Identität in der augusteischen Literatur (Emrys Bell-Schlatter)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Geerbt oder geklaut, erfunden oder neubearbeitet? Welche Mythen erzählen die Römer – und was ist an ihren Mythen spezifisch römisch? Erzählungen über die mythisch-historische Vergangenheit Roms in zentralen literarischen Werken des „goldenen Zeitalters“, der kulturellen Blütezeit unter Augustus, stehen im Mittelpunkt dieses Einführungsseminars, das u.a. nach Verflechtungen von Mythologie und Religion, Identität und Politik, Tradition und Innovation, Geschichtsschreibung und Dichtung um die Zeitwende fragt. Warum kommt eine der wichtigsten Gründungsfiguren Roms aus dem untergegangenen Troja – und bringt er kleinasiatische Gottheiten (oder gar fremde Kleidermode) nach Italien mit? Verhalten sich die römischen Götter anders als ihre griechischen Cousins, inwiefern werden sie anders dargestellt? Grenzen sie sich von den fremden Göttern ab, die das römische Weltreich inzwischen auch bevölkern? Warum tanzen die Marspriester bzw. welche Ursprünge postulieren die Römer für ihre Riten und Feste? Darf man solche Mythen ändern, kritisieren, mit Humor erzählen? Warum interessieren sich die Römer zu dieser Zeit so stark für ihre Vergangenheit, Ursprünge und Traditionen? Zur Textauswahl des Seminars gehören hauptsächlich Vergil (bes. die Aeneis), Livius (bes. die ersten Bücher) und Ovid (bes. die Fasti/Festkalender) in Übersetzung; fachliche Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.

      Literaturhinweise

      Die benötigten Texte werden im Seminar zur Verfügung gestellt. Zur Vorbereitung empfohlen: LITERATUR UND RELIGION: D. Feeney: The History of Roman Religion in Roman Historiography and Epic, in: J. Rüpke (Hg.): A Companion to Roman Religion, Oxford 2007, S. 129–142. [In Primo] / MYTHOLOGIE IN ROM: T.P. Wiseman: The Myths of Rome, Exeter 2004. RELIGION UNTER AUGUSTUS: M. Beard – J. North – S. Price: Religions of Rome, Cambridge 1998. 2 Bde. Volume 1: A History, Kapitel 4, auf S. 167–210 oder C. E. Schultz: Rome, in: B. Stanley Spaeth (Hg.): The Cambridge Companion to Ancient Mediterranean Religions, Cambridge 2013, S. 157–176. RÖMISCHE KULTUR UND AUGUSTUS: P. Zanker: Augustus und die Macht der Bilder, München 1987 (vschd. Nachdrucke).

    • 14662 Einführungskurs
      Theorien des Mythos (Susanne Gödde)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Seit dem Entstehen einer modernen Mythenforschung im ausgehenden 18. Jahrhundert ist Mythos ein Streitbegriff. Bald verbindet sich ein vehementer Wahrheitsanspruch mit dem Konzept, bald im Gegenteil der Vorwurf des Einfältig-Naiven oder des Unwahren. Rationalisten stellten die Reichweite und Glaubwürdigkeit der Mythen in Frage, Romantiker sahen darin den Schlüssel zu verborgenen und kollektiven Formen des Denkens, Sprechens und Fühlens, zu den Ursprüngen der Geschichte, der Dichtung oder der Religion. Häufig wird dem Mythos eine spezifische Anfänglichkeit bzw. Archaik oder gar ein Aspekt von (fundierender oder bedrohlicher) Gewalt zugeschrieben. Besonders die zuletzt genannten Verknüpfungen – Anfang und Gewalt – sollen die ausgewählten Lektüren mythentheoretischer Texte im Seminar leiten. Welche Implikationen haben Anfänge für die Mythentheoretiker und seit wann und mit welcher Argumentation repräsentiert der Mythos Gewaltverhältnisse? In Horkheimer/Adornos Dialektik der Aufklärung (1944) etwa wird die mythische Vorzeit von dämonischen ‚Naturmächten‘ beherrscht. In Cassirers Vom Mythus des Staates (1946) wird der Mythos als Waffe bezeichnet, die in totalitären Systemen missbraucht zu werden droht. René Girard (Das Heilige und die Gewalt, 1972) findet das kathartisch-befriedende Menschenopfer, auf das Gemeinschaft gegründet werden kann, im archaischen Mythos, unterscheidet diesen aber von der Gewaltlosigkeit des christlichen Opfers. Poststrukturalistische Reflexionen über den Mythos schließlich stellen Ursprungsdenken grundsätzliche in Frage und warnen vor der Anmaßung der Aneignung von Ursprüngen über den Mythos (so Jean-Luc Nancy). Für die Frage, wie sich das Amalgam aus Mythos und Gewalt historisch entwickelt hat, ist eine bestimmte Spielart des Mythos in der Romantik zu betrachten, nämlich die Verbindung von Mythos und nationaler Identität, die schließlich in Nietzsches Feier von Wagners Musik als der Wiederkehr des „deutschen Mythos“ gipfelt. Neben dieser Rekonstruktion der Geschichte des Nachdenkens über den Mythos soll auch gefragt werden, welche Rolle der Mythos in der gegenwärtigen Theoriebildung spielt, etwa als reevaluiertes Instrument posthumanistischer oder feministischer Theorien. Die zu behandelnden Texte werden zu Semesterbeginn in Blackboard bereitgestellt.

      Literaturhinweise

      Texte zur modernen Mythentheorie, hg. v. Wilfried Barner, Anke Detken, Jörg Wesche, Stuttgart: Reclam 2003. – Christoph Jamme: Einführung in die Philosophie des Mythos, Band 2: Neuzeit und Gegenwart, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1991.

    • 14665 Seminar
      Philosophie und Religion in der Spätantike (Emrys Bell-Schlatter)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      „Die Götter sollen zu mir kommen, nicht ich zu ihnen.“ So soll Plotin (205 n.Chr.–270 n.Chr.) die Einladung eines ritualbeflissenen Schülers zum Neumondfest abgelehnt haben, und auch wenn die genaue Bedeutung unbekannt bleibt (der Schüler wagte nicht nachzufragen), deutet die in früheren Epochen unvorstellbare Antwort nicht nur auf ein besonderes Verhältnis des Philosophen zum Göttlichen, sondern auch auf eine sich wandelnde Relation zwischen Religion, Ritual und Philosophie im 3. Jh. n.Chr. Vor dem Hintergrund des intensivierten Kultkontakts und der Beschäftigung mit der griechischen literarischen Tradition im Imperium Romanum generell, aber auch der Vorherrschaft des (Neu-)Platonismus und der v.a. im 4. Jh. n.Chr. zunehmenden Bedeutung des Christentums befassen wir uns in diesem Seminar mit ausgewählten „paganen“ Philosophen des 3.–4. Jh. n.Chr. und ihren Erörterungen zu Fragen wie: Wie funktionieren Divination und Opfer, und übt der Mensch durch Rituale eine Macht auf die Götter aus (Porphyrios, Jamblich)? Wendet man sich dem Göttlichen am besten durch Kontemplation zu, oder gilt es, Philosophie und rituelle Handlungen zu vereinbaren (vgl. Theurgie)? In welchem Verhältnis stehen göttliche Offenbarung und Rationalität zueinander? Warum ist eine Grotte (sei sie den Nymphen oder dem Gott Mithras heilig) ein Bild des Kosmos? Wie göttlich ist oder kann der Mensch werden? Bei der Auseinandersetzung mit den Texten stellen wir uns zudem grundsätzliche Fragen über Argumentation und Autorität (welche Beweise werden für metaphysische Erklärungen angeführt? Worauf beruht das Wissen über das Göttliche – auf Offenbarung, Orakeln, Lehrern, Platon und Pythagoras, Allegorese?), Konstruktionen religiöser Erfahrung, Vorstellungen „fremder“ Religionen (z.B. Hermes Trismegistos, Mithras-Kult) und die Ordnung der Götterwelt (Göttliches, Gott und Götter, Zwischenwesen, Hierarchien und Synkretismus). Alle zu diskutierenden Texte werden in Übersetzung zur Verfügung gestellt.

      Literaturhinweise

      A. SMITH: Philosophy and Religion, in: ders.: Philosophy in Late Antiquity, London/New York 2004, S. 77–89. / D. KING: Ancient Philosophy Transformed: The Religious Turn in Philosophy, in: J. Lössl – N. Baker-Brian (Hgg.): A Companion to Religion in Late Antiquity, Malden, Massachusetts 2018. / M. J. EDWARDS: Porphyry and Iamblichus, in: G. Oppy – N.N. Trakakis (Hgg.): Ancient Philosophy of Religion, London/New York 2009, S. 223–234. / J. DILLON: Prayer and Contemplation in the Neoplatonic and Sufi Traditions, in: E. Pachoumi – M. Edwards (Hgg.): Praying and Contemplating in Late Antiquity: Religious and Philosophical Interactions, Tübingen 2018, S. 7–22. // Antike Philosophie im Überblick (Hintergrund): F. RICKEN: Philosophie, in: H.-G. Nesselrath (Hg.): Einleitung in die griechische Philosophie, Wiesbaden 1997, S. 507–560, und H. GÖRGEMANNS: Religiöse Philosophie und philosophische Religion in der griechischen Literatur der Kaiserzeit, in: R. Hirsch-Luipold – H. Görgemanns – M. von Albrecht (Hgg.): Religiöse Philosophie und philosophische Religion der frühen Kaiserzeit. Literaturgeschichtliche Perspektiven, Tübingen 2009, S. 47–66. // Neuplatonismus: R.T. WALLIS: Neoplatonism, London 1972 (2. Aufl. 1995).

  • Historisch-Analytische Vertiefung

    0328bA1.4

    Qualifikationsziele:

    Studentinnen und Studenten sind in der Lage, bestimmte religions- und kulturgeschichtliche Problemstellungen und Forschungsfragen unter Berücksichtigung des Verhältnisses zu anderen Bereichen (wie Kunst und Literatur, Medien, Gesellschaft, Philosophie, Wissenschaft) in unterschiedlichen historischen und kulturellen Zusammenhängen einschließlich der Gender-Konstruktionen intensiv und umfassend zu durchdringen und aufzuarbeiten. Sie können die Geschichte dieses Verhältnisses von der Antike bis zur Gegenwart an zentralen Beispielen analytisch erfassen und kritisch reflektieren und besitzen vertiefte Kenntnisse über die Wissenschaftsgeschichte der Religionswissenschaft und ihrer Spezialgebiete. Die Studentinnen und Studenten entwickeln dabei ihre Fähigkeit weiter, die wichtigsten Forschungspositionen in diesem Bereich in ihrer historischen Entwicklung zu erfassen, kritisch zu durchdringen und zu beurteilen.

    Inhalte:

    Ausgangspunkt ist dabei vor allem die europäische Tradition in ihren Bezügen zur griechischen und römischen Antike sowie zu monotheistischen Religionen; auch andere Traditionen können nach Möglichkeit komparatistisch einbezogen werden. Das Hauptseminar bietet Gelegenheit zur genauen, für komparatistische Fragestellungen offenen Analyse zentraler Texte und anderer auf diese Traditionszusammenhänge bezogener Materialien. Das Vertiefungsseminar konzentriert sich auf die historische Analyse exemplarischer, epochenübergreifender Fragestellungen. Im Modul werden zugleich Spezialgebiete und Subdisziplinen der Religionswissenschaft (wie etwa Religionsanthropologie, Religionsästhetik, Religionsgeographie, Religionsökonomie, Religionspsychologie, religionswissenschaftliche Gendertheorie und Religionssoziologie) sowie zentrale Aspekte ihrer Wissenschaftsgeschichte beispielhaft behandelt und vertiefend aufgearbeitet.

    Lehr- und Lernformen/ Umfang / Pflicht zur regelmäßigen Teilnahme

    Vertiefungsseminar / 2 SWS / ja Hauptseminar / 2 SWS / ja

    Modulprüfung

    mündliche Prüfung (etwa 20 Minuten)

    Veranstaltungssprache

    Deutsch

    Arbeitszeitaufwand

    450 Stunden (15 LP)

    Dauer des Moduls / Häufigkeit des Angebots

    ein Semester / jedes Wintersemester
    • 14660 Einführungskurs
      Mythos und Natur: Ovids Metamorphosen (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Ovid erzählt in seinen Metamorphosen (1. Jh. n. Chr.) die Geschichte der Welt von den Anfängen bis in seine Lebenszeit, die Zeit des Kaisers Augustus. „Ein Gott und die bessere Natur“ (1,21) tragen gleichermaßen zu dieser Entstehung bei, die dann vor allem ein Spektakel der Naturgewalten, aber auch ein organischer Prozess der allmählichen Formung aus der Erde ist. In der Folge dieser Kosmologie erzählt Ovid zahlreiche antike Mythen, deren Konfliktpotential stets in eine Verwandlung mündet. Menschen in ihrer Not oder auch in ihrer Hybris werden zu Bäumen, Blumen, Steinen oder Tieren, und entgehen so Gewalt und Streit. Mythologie, die häufig anthropologische Grundfragen verhandelt (wie Liebe, Eifersucht oder biographische und biologische Übergänge), wird zum Teil der Naturgeschichte, und auch das Verhältnis von Kunst und Natur wird immer wieder reflektiert. Gegen Ende der Metamorphosen schließen sich zwei Phasen der ‚politischen‘ Geschichte an: Ovids Erzählung vom Troianischen Krieg sowie seine kurzen Einlassungen zu Caesar und Augustus, die seine politische Haltung nur sehr verdeckt preisgeben können. Wichtig für das Verständnis des metamorphotischen Prinzips ist die Rede des weisen Naturphilosophen Pythagoras im 15. Buch. Dessen credo „alles wandelt sich, nichts geht unter“ (15,165) entspricht seiner Auffassung der Seelenwanderung, aus der sich auch seine Opferkritik ableitet. Von hier ausgehend soll im Seminar gefragt werden, ob sich das vielfach ironisch-allusive Werk auch als Verhandlung religionsphilosophischer Fragen und posthumaner Spielarten der Existenz lesen lässt. Nicht zuletzt soll die Struktur der ‚aitiologischen‘ Mythen (Erzählungen von Ursachen, causae), die in einem literarischen Duktus ‚erklären’, wie und warum etwas entstanden ist, untersucht werden. Die zu behandelnden Texte werden zu Semesterbeginn in Blackboard bereitgestellt.

      Literaturhinweise

      Ovid. Metamorphosen. Lateinisch/Deutsch, übers. u. hg. v. Michale von Albrecht, Stuttgart: Reclam 1994. – Melanie Möller: Ovid. 100 Seiten, Stuttgart: Reclam2016. – Melanie Möller (Hg.): Ovid. Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart: Metzler 2021

    • 14661 Übung
      Dunkelgrüne Religion (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Im Zuge der Klimakrise hat das gesellschaftliche und individuelle Interesse an Natur-Spiritualität in den letzten Jahren deutlich zugenommen. In diesem Kontext wird die Erde als bewahrens- und schützenswerter Lebensraum religiös aufgeladen, als Objekt von Verehrung, und als lebendiger Kosmos. Diese Auffassung einer als spirituell, belebt und göttlich erfahrenen Welt knüpft an in der Religionswissenschaft seit Langem prominente Konzepte an, wie den Pantheismus oder den Animismus; auch der (Neo-)Paganismus fließt in das neue Interesse an Naturreligion mit ein. Dabei muss beachtet werden, dass Naturverehrung in rassistische Ideologien umschlagen kann und dass der Neopaganismus im Nationalsozialismus eine Konjunktur erfuhr. Denker wie Baruch Spinoza (17. Jhdt.) und Jean Jaques Rousseau (18. Jhdt.) haben sich für die heilsame Wirkung naturbasierter Religionen ausgesprochen und sind somit Vorläufer der aktuellen Anthropozentrismus-kritischen Debatten um ‚deep ecology‘ (Arne Naess) und (dunkel-)grüne Religion. Autoren, die sich dieser Forschungsrichtung verschreiben, wie Bron Taylor, dem der Titel des Seminars entlehnt ist, stehen zudem in der Tradition der von James Lovelock in den 70er Jahren des 20. Jhdts. aufgebrachten „Gaia-Hypothese“, die Naturwissenschaft, New Age und Hippie-Kultur miteinander verbindet. Gaia, die Mutter Erde, erscheint ebenfalls prominent im Titel einer öko-kritischen Essay-Sammlung von Bruno Latour (Face à Gaia / Kampf um Gaia) aus dem Jahr 2015. Im Seminar sollen, ausgehend von Bron Taylors Buch, verschiedene Stationen naturreligiösen Denkens von der Antike (Gaia etc.) über das 17., 18. und 19. Jahrhundert bis hin zu gegenwärtigen Debatten um Spiritualität und grüne Religion und bis in die Populärkultur (etwa James Cameron: Avatar) aufgesucht werden. Dabei wird auch die Geschichte und die politische Strategie des Konzepts innerhalb der Religionswissenschaft bzw. der Ethnologie bedacht. Die zu behandelnden Texte werden zu Semesterbeginn in Blackboard bereitgestellt.

      Literaturhinweise

      Bron Taylor: Dunkelgrüne Religion. Naturspiritualität und die Zukunft des Planeten, aus dem Englischen und mit einer Nachbemerkung von Kocku von Stuckrad, Paderborn: Fink 2020 (amerikan. Original 2009) – Karl-Heinz Kohl: Naturreligion, in: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe, Bd. IV, hg. v. Hubert Cancik, Burkhard Gladigow und Karl-Heinz Kohl, Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer 1998, S. 230-233.

    • 14664 Seminar
      Mythen, Götter und römische Identität in der augusteischen Literatur (Emrys Bell-Schlatter)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Geerbt oder geklaut, erfunden oder neubearbeitet? Welche Mythen erzählen die Römer – und was ist an ihren Mythen spezifisch römisch? Erzählungen über die mythisch-historische Vergangenheit Roms in zentralen literarischen Werken des „goldenen Zeitalters“, der kulturellen Blütezeit unter Augustus, stehen im Mittelpunkt dieses Einführungsseminars, das u.a. nach Verflechtungen von Mythologie und Religion, Identität und Politik, Tradition und Innovation, Geschichtsschreibung und Dichtung um die Zeitwende fragt. Warum kommt eine der wichtigsten Gründungsfiguren Roms aus dem untergegangenen Troja – und bringt er kleinasiatische Gottheiten (oder gar fremde Kleidermode) nach Italien mit? Verhalten sich die römischen Götter anders als ihre griechischen Cousins, inwiefern werden sie anders dargestellt? Grenzen sie sich von den fremden Göttern ab, die das römische Weltreich inzwischen auch bevölkern? Warum tanzen die Marspriester bzw. welche Ursprünge postulieren die Römer für ihre Riten und Feste? Darf man solche Mythen ändern, kritisieren, mit Humor erzählen? Warum interessieren sich die Römer zu dieser Zeit so stark für ihre Vergangenheit, Ursprünge und Traditionen? Zur Textauswahl des Seminars gehören hauptsächlich Vergil (bes. die Aeneis), Livius (bes. die ersten Bücher) und Ovid (bes. die Fasti/Festkalender) in Übersetzung; fachliche Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.

      Literaturhinweise

      Die benötigten Texte werden im Seminar zur Verfügung gestellt. Zur Vorbereitung empfohlen: LITERATUR UND RELIGION: D. Feeney: The History of Roman Religion in Roman Historiography and Epic, in: J. Rüpke (Hg.): A Companion to Roman Religion, Oxford 2007, S. 129–142. [In Primo] / MYTHOLOGIE IN ROM: T.P. Wiseman: The Myths of Rome, Exeter 2004. RELIGION UNTER AUGUSTUS: M. Beard – J. North – S. Price: Religions of Rome, Cambridge 1998. 2 Bde. Volume 1: A History, Kapitel 4, auf S. 167–210 oder C. E. Schultz: Rome, in: B. Stanley Spaeth (Hg.): The Cambridge Companion to Ancient Mediterranean Religions, Cambridge 2013, S. 157–176. RÖMISCHE KULTUR UND AUGUSTUS: P. Zanker: Augustus und die Macht der Bilder, München 1987 (vschd. Nachdrucke).

    • 14667 Seminar
      Tieropfer und andere Zeichensysteme in den antiken Religionen (Sebastian Zerhoch)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: 0.2002 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Hinweise für Studierende

      Kursmaterialien werden im Blackboard zur Verfügung gestellt.

      Kommentar

      In diesem Kurs werden wir uns mit dem Tieropfer (animal sacrifice) und anderen Riten beschäftigen, die in antiken Religionen eine wesentliche Rolle spielten. Dazu gehören auch scheinbar unscheinbare rituelle Handlungen wie die Libation (das rituelle Ausgießen von Flüssigkeiten) oder das Verbrennen von Weihrauch. Zahlreiche Quellen, etwa Inschriften und literarische Beschreibungen oder auch Bilder auf Vasen oder Reliefs, geben uns Auskunft über verschiedene Aspekte dieser Riten. Im Kurs werden wir uns ausgewählte Beispiele solcher Riten genauer ansehen und diese gemeinsam diskutieren und religionswissenschaftlich analysieren. Zunächst werden wir uns mit Fragen des Aufbaus und Ablaufs dieser Riten beschäftigen sowie mit der Frage, welche Rolle Tiere spielen oder Flüssigkeiten wie Wein oder Honig. Im Zentrum des Kurses steht die Frage nach der Bedeutung dieser Riten: Was meinen wir, wenn wir von der "Bedeutung" eines Rituals sprechen? Wie lassen sich sowohl einfache als auch komplexe Rituale überhaupt religionswissenschaftlich analysieren? Zur Beantwortung dieser Fragen werden wir uns mit Zeichentheorie (Semiotik) befassen und gemeinsam diskutieren, inwiefern Riten Zeichensysteme sind und wie eine semiotische Analyse eines Rituals aufgebaut sein könnte.

      Literaturhinweise

      Bibliographie U. Eco, Zeichen: Einführung in einen Begriff und seine Geschichte, Frankfurt am Main 1990. M. Gaifman, The Art of Libation in Classical Athens, New Haven/London 2018. F. Graf, "Zeichenkonzeptionen in der Religion der griechischen und römischen Antike", in: R. Posner (Hg.), Semiotik: Ein Handbuch zu den zeichentheoretischen Grundlagen von Natur und Kultur, 1. Teilband, Berlin 2008, 939-958. H. Hubert und M. Mauss, Sacrifice: its Nature and Function, Chicago 1981. N. S. Meshel, The "Grammar" of sacrifice: a generativist study of the Israelite sacrificial system in the priestly writings with a "Grammar" of S [Sigma], Oxford 2014. Michaels, A., Homo Ritualis: Hindu Ritual and its Significance for Ritual Theory, New York 2016. F. S. Naiden, Smoke Signals for the Gods: Ancient Greek Sacrifice from the Archaic through Roman Periods, New York 2013.

    • 14662 Einführungskurs
      Theorien des Mythos (Susanne Gödde)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Seit dem Entstehen einer modernen Mythenforschung im ausgehenden 18. Jahrhundert ist Mythos ein Streitbegriff. Bald verbindet sich ein vehementer Wahrheitsanspruch mit dem Konzept, bald im Gegenteil der Vorwurf des Einfältig-Naiven oder des Unwahren. Rationalisten stellten die Reichweite und Glaubwürdigkeit der Mythen in Frage, Romantiker sahen darin den Schlüssel zu verborgenen und kollektiven Formen des Denkens, Sprechens und Fühlens, zu den Ursprüngen der Geschichte, der Dichtung oder der Religion. Häufig wird dem Mythos eine spezifische Anfänglichkeit bzw. Archaik oder gar ein Aspekt von (fundierender oder bedrohlicher) Gewalt zugeschrieben. Besonders die zuletzt genannten Verknüpfungen – Anfang und Gewalt – sollen die ausgewählten Lektüren mythentheoretischer Texte im Seminar leiten. Welche Implikationen haben Anfänge für die Mythentheoretiker und seit wann und mit welcher Argumentation repräsentiert der Mythos Gewaltverhältnisse? In Horkheimer/Adornos Dialektik der Aufklärung (1944) etwa wird die mythische Vorzeit von dämonischen ‚Naturmächten‘ beherrscht. In Cassirers Vom Mythus des Staates (1946) wird der Mythos als Waffe bezeichnet, die in totalitären Systemen missbraucht zu werden droht. René Girard (Das Heilige und die Gewalt, 1972) findet das kathartisch-befriedende Menschenopfer, auf das Gemeinschaft gegründet werden kann, im archaischen Mythos, unterscheidet diesen aber von der Gewaltlosigkeit des christlichen Opfers. Poststrukturalistische Reflexionen über den Mythos schließlich stellen Ursprungsdenken grundsätzliche in Frage und warnen vor der Anmaßung der Aneignung von Ursprüngen über den Mythos (so Jean-Luc Nancy). Für die Frage, wie sich das Amalgam aus Mythos und Gewalt historisch entwickelt hat, ist eine bestimmte Spielart des Mythos in der Romantik zu betrachten, nämlich die Verbindung von Mythos und nationaler Identität, die schließlich in Nietzsches Feier von Wagners Musik als der Wiederkehr des „deutschen Mythos“ gipfelt. Neben dieser Rekonstruktion der Geschichte des Nachdenkens über den Mythos soll auch gefragt werden, welche Rolle der Mythos in der gegenwärtigen Theoriebildung spielt, etwa als reevaluiertes Instrument posthumanistischer oder feministischer Theorien. Die zu behandelnden Texte werden zu Semesterbeginn in Blackboard bereitgestellt.

      Literaturhinweise

      Texte zur modernen Mythentheorie, hg. v. Wilfried Barner, Anke Detken, Jörg Wesche, Stuttgart: Reclam 2003. – Christoph Jamme: Einführung in die Philosophie des Mythos, Band 2: Neuzeit und Gegenwart, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1991.

    • 14665 Seminar
      Philosophie und Religion in der Spätantike (Emrys Bell-Schlatter)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      „Die Götter sollen zu mir kommen, nicht ich zu ihnen.“ So soll Plotin (205 n.Chr.–270 n.Chr.) die Einladung eines ritualbeflissenen Schülers zum Neumondfest abgelehnt haben, und auch wenn die genaue Bedeutung unbekannt bleibt (der Schüler wagte nicht nachzufragen), deutet die in früheren Epochen unvorstellbare Antwort nicht nur auf ein besonderes Verhältnis des Philosophen zum Göttlichen, sondern auch auf eine sich wandelnde Relation zwischen Religion, Ritual und Philosophie im 3. Jh. n.Chr. Vor dem Hintergrund des intensivierten Kultkontakts und der Beschäftigung mit der griechischen literarischen Tradition im Imperium Romanum generell, aber auch der Vorherrschaft des (Neu-)Platonismus und der v.a. im 4. Jh. n.Chr. zunehmenden Bedeutung des Christentums befassen wir uns in diesem Seminar mit ausgewählten „paganen“ Philosophen des 3.–4. Jh. n.Chr. und ihren Erörterungen zu Fragen wie: Wie funktionieren Divination und Opfer, und übt der Mensch durch Rituale eine Macht auf die Götter aus (Porphyrios, Jamblich)? Wendet man sich dem Göttlichen am besten durch Kontemplation zu, oder gilt es, Philosophie und rituelle Handlungen zu vereinbaren (vgl. Theurgie)? In welchem Verhältnis stehen göttliche Offenbarung und Rationalität zueinander? Warum ist eine Grotte (sei sie den Nymphen oder dem Gott Mithras heilig) ein Bild des Kosmos? Wie göttlich ist oder kann der Mensch werden? Bei der Auseinandersetzung mit den Texten stellen wir uns zudem grundsätzliche Fragen über Argumentation und Autorität (welche Beweise werden für metaphysische Erklärungen angeführt? Worauf beruht das Wissen über das Göttliche – auf Offenbarung, Orakeln, Lehrern, Platon und Pythagoras, Allegorese?), Konstruktionen religiöser Erfahrung, Vorstellungen „fremder“ Religionen (z.B. Hermes Trismegistos, Mithras-Kult) und die Ordnung der Götterwelt (Göttliches, Gott und Götter, Zwischenwesen, Hierarchien und Synkretismus). Alle zu diskutierenden Texte werden in Übersetzung zur Verfügung gestellt.

      Literaturhinweise

      A. SMITH: Philosophy and Religion, in: ders.: Philosophy in Late Antiquity, London/New York 2004, S. 77–89. / D. KING: Ancient Philosophy Transformed: The Religious Turn in Philosophy, in: J. Lössl – N. Baker-Brian (Hgg.): A Companion to Religion in Late Antiquity, Malden, Massachusetts 2018. / M. J. EDWARDS: Porphyry and Iamblichus, in: G. Oppy – N.N. Trakakis (Hgg.): Ancient Philosophy of Religion, London/New York 2009, S. 223–234. / J. DILLON: Prayer and Contemplation in the Neoplatonic and Sufi Traditions, in: E. Pachoumi – M. Edwards (Hgg.): Praying and Contemplating in Late Antiquity: Religious and Philosophical Interactions, Tübingen 2018, S. 7–22. // Antike Philosophie im Überblick (Hintergrund): F. RICKEN: Philosophie, in: H.-G. Nesselrath (Hg.): Einleitung in die griechische Philosophie, Wiesbaden 1997, S. 507–560, und H. GÖRGEMANNS: Religiöse Philosophie und philosophische Religion in der griechischen Literatur der Kaiserzeit, in: R. Hirsch-Luipold – H. Görgemanns – M. von Albrecht (Hgg.): Religiöse Philosophie und philosophische Religion der frühen Kaiserzeit. Literaturgeschichtliche Perspektiven, Tübingen 2009, S. 47–66. // Neuplatonismus: R.T. WALLIS: Neoplatonism, London 1972 (2. Aufl. 1995).

    • 14668 Seminar
      Zeitzeugenschaft (Insa Eschebach)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Die Figur des Zeitzeugen / der Zeitzeugin hat seit Ende der 1970er Jahren eine beeindruckende Konjunktur erfahren: Aus der Gedenkstättenarbeit und den medial vermittelten Geschichtserzählungen sind die Zeugnisse der Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung nicht mehr wegzudenken. Digitale Archive stellen zehntausende audiovisuell gespeicherte Interviews mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen bereit. Thema des Seminars sind die Theorien und divergierenden Konzepte von Zeugnis und (Zeit-)Zeugenschaft. Semantisch rekurrieren die Begriffe auf die sakrale Umdeutung des griechischen Rechtsbegriffs für Zeuge, martys, als Bezeichnung für Märtyrer. Diskutiert wird das Spannungsverhältnis zwischen einer als sakrosankt wahrgenommenen, authentischen Erfahrung der Zeitzeugen einerseits und dem historiographischen Diskurs andererseits Analysiert wird die Faszinationskraft wie auch die Mediengeschichte der Figur des Zeitzeugen / der Zeitzeugin ( bis hin zu aktuellen Projekten virtueller Zeitzeugenschaft als interaktive Installation) auch unter geschichtsphilosophischen und geschlechterhistorischen Fragestellungen. These ist, dass Geschlechterbilder nicht nur die Darstellungen historischer Ereignisse strukturieren, sie sind auch wirkmächtig in der Art und Weise, wie Frauen und Männer ihre Erfahrungen in der nationalsozialistischen Lagerwelt deuten und retrospektiv vermitteln.

      Literaturhinweise

      Die benötigten Texte werden im Seminar zur Verfügung gestellt. Zur Vorbereitung empfohlen: Steffi de Jong, Zeitzeugin/Zeitzeuge Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 24.06.2022 http://docupedia.de/zg/Jong_zeitzeuge_v1_de_2022 DOI: http://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok-2396 Insa Eschebach und Silke Wenk, Soziales Gedächtnis und Geschlechterdifferenz. Eine Einführung, in: Dies., Sigrid Jacobeit (Hg.), Gedächtnis und Geschlecht. Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Frankfurt a.M. 2002, S. 13-38.

    • 14669 Einführungskurs
      (Ek) Einführung in die Religionen Indiens (Lidia Julianna Guzy)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 02.06.2023)
      Ort: 2.2051 Besprechungsraum (Fabeckstr. 23/25)

      Hinweise für Studierende

      Blocktermine Anfang Juni

      Kommentar

      Dieses Seminar führt in die kulturelle, regionale und religiöse Vielfalt der indischen Religionen ein: Grundlegende Konzepte des Hinduismus, des Polytheismus, der indischen Göttinnenverehrung, asketischer Traditionen, devotionaler Verehrungsformen wie Bhakti, Sufi, Boul und die Vielzahl von indigenen Stammesreligionen werden vorgestellt und diskutiert. Eine Bereitschaft zum intensiven Lesen und zur Übernahme eines Referats wird erwartet.

  • Interdisziplinäre Forschungen und Projektforschung

    0328bA2.1

    Qualifikationsziele:

    Die Studentinnen und Studenten besitzen vertiefte fachliche und methodische Kenntnisse und gewinnen profunde Einblicke in interdisziplinäre Forschungen. Sie sind zur interdisziplinären Verortung zentraler kulturwissenschaftlicher Grundbegriffe befähigt. Die dabei erworbenen Kompetenzen verstärken die Fähigkeit zu eigenständiger interdisziplinärer Forschung. Die Studentinnen und Studenten können einen umfassenden thematischen Schwerpunkt selbstständig bearbeiten, ausgehend vom aktuellen Forschungsstand und dessen wissenschaftshistorischen Grundlagen. Damit entwickeln sie die Fähigkeit zielgerichtet weiter, eigene wissenschaftliche Positionen zu erarbeiten, diese argumentativ zu vertreten und mündlich sowie schriftlich zu präsentieren.

    Inhalte:

    Der Fokus liegt hierbei auf Fragestellungen, welche die interdisziplinären Beziehungen zwischen Religionswissenschaft, Geschichtswissenschaft, Philosophie, Philologie, Ethnologie, Soziologie, Theologie, Psychologie, Gendertheorie, Anthropologie und Altertumswissenschaften sowie deren integrative Verknüpfung betreffen. Das Oberseminar vermittelt neue Theorieansätze zu ausgewählten Subdisziplinen und aktuellen Forschungsgebieten. Das Kolloquium eröffnet Einblicke in unterschiedliche Konzepte von Interdisziplinarität. Das Modul bietet vor allem ein Forum zur Darstellung von methodischen Problemen und Erkenntnissen beim selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten. Dabei wird zugleich die Forschungspraxis von Projekten einbezogen, die von den Dozentinnen oder Dozenten geleitet werden. Den Studentinnen und Studenten wird die Möglichkeit gegeben, ihre Forschungsansätze und Methoden zu erläutern und zu diskutieren.

    Lehr- und Lernformen/ Umfang / Pflicht zur regelmäßigen Teilnahme

    Oberseminar / 2 SWS / ja Kolloquium / 2 SWS / ja

    Modulprüfung

    keine

    Veranstaltungssprache

    Deutsch

    Arbeitszeitaufwand

    450 Stunden (15 LP)

    Dauer des Moduls / Häufigkeit des Angebots

    ein Semester / jedes Wintersemester
    • 14665 Seminar
      Philosophie und Religion in der Spätantike (Emrys Bell-Schlatter)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      „Die Götter sollen zu mir kommen, nicht ich zu ihnen.“ So soll Plotin (205 n.Chr.–270 n.Chr.) die Einladung eines ritualbeflissenen Schülers zum Neumondfest abgelehnt haben, und auch wenn die genaue Bedeutung unbekannt bleibt (der Schüler wagte nicht nachzufragen), deutet die in früheren Epochen unvorstellbare Antwort nicht nur auf ein besonderes Verhältnis des Philosophen zum Göttlichen, sondern auch auf eine sich wandelnde Relation zwischen Religion, Ritual und Philosophie im 3. Jh. n.Chr. Vor dem Hintergrund des intensivierten Kultkontakts und der Beschäftigung mit der griechischen literarischen Tradition im Imperium Romanum generell, aber auch der Vorherrschaft des (Neu-)Platonismus und der v.a. im 4. Jh. n.Chr. zunehmenden Bedeutung des Christentums befassen wir uns in diesem Seminar mit ausgewählten „paganen“ Philosophen des 3.–4. Jh. n.Chr. und ihren Erörterungen zu Fragen wie: Wie funktionieren Divination und Opfer, und übt der Mensch durch Rituale eine Macht auf die Götter aus (Porphyrios, Jamblich)? Wendet man sich dem Göttlichen am besten durch Kontemplation zu, oder gilt es, Philosophie und rituelle Handlungen zu vereinbaren (vgl. Theurgie)? In welchem Verhältnis stehen göttliche Offenbarung und Rationalität zueinander? Warum ist eine Grotte (sei sie den Nymphen oder dem Gott Mithras heilig) ein Bild des Kosmos? Wie göttlich ist oder kann der Mensch werden? Bei der Auseinandersetzung mit den Texten stellen wir uns zudem grundsätzliche Fragen über Argumentation und Autorität (welche Beweise werden für metaphysische Erklärungen angeführt? Worauf beruht das Wissen über das Göttliche – auf Offenbarung, Orakeln, Lehrern, Platon und Pythagoras, Allegorese?), Konstruktionen religiöser Erfahrung, Vorstellungen „fremder“ Religionen (z.B. Hermes Trismegistos, Mithras-Kult) und die Ordnung der Götterwelt (Göttliches, Gott und Götter, Zwischenwesen, Hierarchien und Synkretismus). Alle zu diskutierenden Texte werden in Übersetzung zur Verfügung gestellt.

      Literaturhinweise

      A. SMITH: Philosophy and Religion, in: ders.: Philosophy in Late Antiquity, London/New York 2004, S. 77–89. / D. KING: Ancient Philosophy Transformed: The Religious Turn in Philosophy, in: J. Lössl – N. Baker-Brian (Hgg.): A Companion to Religion in Late Antiquity, Malden, Massachusetts 2018. / M. J. EDWARDS: Porphyry and Iamblichus, in: G. Oppy – N.N. Trakakis (Hgg.): Ancient Philosophy of Religion, London/New York 2009, S. 223–234. / J. DILLON: Prayer and Contemplation in the Neoplatonic and Sufi Traditions, in: E. Pachoumi – M. Edwards (Hgg.): Praying and Contemplating in Late Antiquity: Religious and Philosophical Interactions, Tübingen 2018, S. 7–22. // Antike Philosophie im Überblick (Hintergrund): F. RICKEN: Philosophie, in: H.-G. Nesselrath (Hg.): Einleitung in die griechische Philosophie, Wiesbaden 1997, S. 507–560, und H. GÖRGEMANNS: Religiöse Philosophie und philosophische Religion in der griechischen Literatur der Kaiserzeit, in: R. Hirsch-Luipold – H. Görgemanns – M. von Albrecht (Hgg.): Religiöse Philosophie und philosophische Religion der frühen Kaiserzeit. Literaturgeschichtliche Perspektiven, Tübingen 2009, S. 47–66. // Neuplatonismus: R.T. WALLIS: Neoplatonism, London 1972 (2. Aufl. 1995).

    • 14668 Seminar
      Zeitzeugenschaft (Insa Eschebach)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Die Figur des Zeitzeugen / der Zeitzeugin hat seit Ende der 1970er Jahren eine beeindruckende Konjunktur erfahren: Aus der Gedenkstättenarbeit und den medial vermittelten Geschichtserzählungen sind die Zeugnisse der Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung nicht mehr wegzudenken. Digitale Archive stellen zehntausende audiovisuell gespeicherte Interviews mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen bereit. Thema des Seminars sind die Theorien und divergierenden Konzepte von Zeugnis und (Zeit-)Zeugenschaft. Semantisch rekurrieren die Begriffe auf die sakrale Umdeutung des griechischen Rechtsbegriffs für Zeuge, martys, als Bezeichnung für Märtyrer. Diskutiert wird das Spannungsverhältnis zwischen einer als sakrosankt wahrgenommenen, authentischen Erfahrung der Zeitzeugen einerseits und dem historiographischen Diskurs andererseits Analysiert wird die Faszinationskraft wie auch die Mediengeschichte der Figur des Zeitzeugen / der Zeitzeugin ( bis hin zu aktuellen Projekten virtueller Zeitzeugenschaft als interaktive Installation) auch unter geschichtsphilosophischen und geschlechterhistorischen Fragestellungen. These ist, dass Geschlechterbilder nicht nur die Darstellungen historischer Ereignisse strukturieren, sie sind auch wirkmächtig in der Art und Weise, wie Frauen und Männer ihre Erfahrungen in der nationalsozialistischen Lagerwelt deuten und retrospektiv vermitteln.

      Literaturhinweise

      Die benötigten Texte werden im Seminar zur Verfügung gestellt. Zur Vorbereitung empfohlen: Steffi de Jong, Zeitzeugin/Zeitzeuge Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 24.06.2022 http://docupedia.de/zg/Jong_zeitzeuge_v1_de_2022 DOI: http://dx.doi.org/10.14765/zzf.dok-2396 Insa Eschebach und Silke Wenk, Soziales Gedächtnis und Geschlechterdifferenz. Eine Einführung, in: Dies., Sigrid Jacobeit (Hg.), Gedächtnis und Geschlecht. Deutungsmuster in Darstellungen des nationalsozialistischen Genozids, Frankfurt a.M. 2002, S. 13-38.

    • 14661 Übung
      Dunkelgrüne Religion (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: 2.2063 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Im Zuge der Klimakrise hat das gesellschaftliche und individuelle Interesse an Natur-Spiritualität in den letzten Jahren deutlich zugenommen. In diesem Kontext wird die Erde als bewahrens- und schützenswerter Lebensraum religiös aufgeladen, als Objekt von Verehrung, und als lebendiger Kosmos. Diese Auffassung einer als spirituell, belebt und göttlich erfahrenen Welt knüpft an in der Religionswissenschaft seit Langem prominente Konzepte an, wie den Pantheismus oder den Animismus; auch der (Neo-)Paganismus fließt in das neue Interesse an Naturreligion mit ein. Dabei muss beachtet werden, dass Naturverehrung in rassistische Ideologien umschlagen kann und dass der Neopaganismus im Nationalsozialismus eine Konjunktur erfuhr. Denker wie Baruch Spinoza (17. Jhdt.) und Jean Jaques Rousseau (18. Jhdt.) haben sich für die heilsame Wirkung naturbasierter Religionen ausgesprochen und sind somit Vorläufer der aktuellen Anthropozentrismus-kritischen Debatten um ‚deep ecology‘ (Arne Naess) und (dunkel-)grüne Religion. Autoren, die sich dieser Forschungsrichtung verschreiben, wie Bron Taylor, dem der Titel des Seminars entlehnt ist, stehen zudem in der Tradition der von James Lovelock in den 70er Jahren des 20. Jhdts. aufgebrachten „Gaia-Hypothese“, die Naturwissenschaft, New Age und Hippie-Kultur miteinander verbindet. Gaia, die Mutter Erde, erscheint ebenfalls prominent im Titel einer öko-kritischen Essay-Sammlung von Bruno Latour (Face à Gaia / Kampf um Gaia) aus dem Jahr 2015. Im Seminar sollen, ausgehend von Bron Taylors Buch, verschiedene Stationen naturreligiösen Denkens von der Antike (Gaia etc.) über das 17., 18. und 19. Jahrhundert bis hin zu gegenwärtigen Debatten um Spiritualität und grüne Religion und bis in die Populärkultur (etwa James Cameron: Avatar) aufgesucht werden. Dabei wird auch die Geschichte und die politische Strategie des Konzepts innerhalb der Religionswissenschaft bzw. der Ethnologie bedacht. Die zu behandelnden Texte werden zu Semesterbeginn in Blackboard bereitgestellt.

      Literaturhinweise

      Bron Taylor: Dunkelgrüne Religion. Naturspiritualität und die Zukunft des Planeten, aus dem Englischen und mit einer Nachbemerkung von Kocku von Stuckrad, Paderborn: Fink 2020 (amerikan. Original 2009) – Karl-Heinz Kohl: Naturreligion, in: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe, Bd. IV, hg. v. Hubert Cancik, Burkhard Gladigow und Karl-Heinz Kohl, Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer 1998, S. 230-233.

    • 14663 Übung
      Forschungskolloquium (Susanne Gödde)
      Zeit: Do 16:00-18:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Mobile Videotechnik 1 (Fabeck2

      Hinweise für Studierende

      Die Termine sind unregelmäßig (gelegentliche Doppelsitzungen) und werden zu Semesterbeginn bekanntgegeben.

      Kommentar

      Diese Veranstaltung richtet sich an Master-Kandidat*innen, Doktorand*innen und Postdoktorand*innen. In Ausnahmefällen können auch BA-Studierende teilnehmen (z.B. als Vorbereitung auf ein Masterstudium in der Religionswissenschaft oder wenn sie eine BA-Arbeit mit einem religionswissenschaftlichen Schwerpunkt schreiben). Das Kolloquium dient der Präsentation und Diskussion von laufenden Projekten. Teilnehmer*innen werden persönlich eingeladen.

    • Inter- und transdisziplinäres Modul 0328bH1.1
    • Inter- und transdisziplinäres Modul 0328bH1.2
    • Inter- und transdisziplinäres Modul 0328bH1.3
    • Inter- und transdisziplinäres Modul 0328bH1.4
    • Inter- und transdisziplinäres Modul 0328bH1.5