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Série de palestras “A História como arma” (livestream)

04.12.2019 | 12:15 - 13:45

Palestra da Dra. Gabriele Jancke: “Catarina de Bora ou: Mitos históricos acerca de uma figura histórica feminina na época da Reforma Protestante (Katharina von Bora oder: Geschichtsmythen zu einer weiblichen historischen Person der Reformationszeit)”

– Todas as palestras da série serão em alemão. –

Mittwoch 4. Dezember 2019, 16:15 Uhr (MEZ) l 12:15 Uhr (Zeitzone Brasília)

Katharina von Bora (1499-1552), verheiratet mit dem Reformator Martin Luther und bis heute vielfach als vorbildliche Pfarrfrau beschrieben, scheint für das Thema „Geschichte als Waffe“ ein völlig ungeeignetes Beispiel zu sein. Nur auf den ersten Blick allerdings. Schaut man sich an, wie sie durch die Jahrhunderte hindurch dargestellt wurde und wird, so ändert sich dieser erste Eindruck sofort. Katharina von Bora war zunächst für ihre Zeitgenossen ein Gegenstand des Streits, bei dem es um weit mehr als ihre individuelle Person ging, die man als solche gar nicht für wichtig hielt. Für die historischen AkteurInnen ging es ums Ganze, wenn an ihrer Person auch die Person Luthers, die reformatorische Theologie und Lebensformen sowie die kirchliche und politische Gestaltung der Gesellschaft verhandelt wurden. Diffamierungen und Verteidigungen wurden seit den 1520er Jahren gegeneinander gesetzt und über Jahrhunderte fortgeführt. Mythen und Geschichtslegenden entstanden in diesem kontroverstheologischen Kontext und haben sich bis heute erhalten, auch wenn der kontroverstheologische Kontext längst nicht mehr besteht und unsere Gesellschaft sich von säkularen Konzepten her definiert. Dass all dies in der Regel nicht nur von ihren ProduzentInnen als wahr und den Quellen verpflichtet angesehen wird, verstärkt die Wirksamkeit und führt zu der beunruhigenden Beobachtung, dass Mythen auch mit allerbesten Absichten in Bezug auf Wahrheit produziert und rezipiert werden können und dadurch sozusagen einen heimlichen Lehrplan realisieren. Der Vortrag befasst sich mit dieser enormen und Jahrhunderte langen Wirksamkeit.

Link zum Livestream

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Ringvorlesung „Geschichte als Waffe“. Wintersemester 2019/2020

Seit dem Beginn des Umgangs mit Geschichte ist diese immer wieder genutzt worden, um bestimmte – in der Regel politische – Ziele zu erreichen. Die Spannbreite der Indienstnahmen reicht von offenkundigen Fälschungen über die Konstruktion und Verbreitung von Mythen und Verschwörungstheorien. Alle diese Formen der Instrumentalisierung haben den Objektivitäts- und Wahrheitsanspruch dementiert, der im 19. Jahrhundert für die Entstehung der Geschichtswissenschaft konstitutiv war. Fälschungen, Mythen und Verschwörungstheorien beruhen stets auf der Absicht, zu täuschen. Damit behandelt die Ringvorlesung eine viel versprechende wissenschaftliche Fragestellung, die zugleich ein aktuelles politisches Problem berührt. Fälschungen, Mythologisierungen und Verschwörungstheorien können eine erhebliche politische und gesellschaftliche Verunsicherung und Destabilisierung hervorrufen, wie Hannah Arendt schon 1974 erkannte: „Wenn jeder dich immerzu anlügt, dann ist die Folge nicht, dass du die Lügen glaubst, sondern vielmehr, dass keiner mehr irgendetwas glaubt.“

Konzeption: Prof. Dr. Ernst Baltrusch, Prof. Dr. Arnd Bauerkämper

Die Ringvorlesung wird vom Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichtswissenschaft in Kooperation mit dem GasthörerCard-Programm der Freien Universität Berlin durchgeführt.

Weitere Informationen und alle Titel der vergangenen Termine finden Sie hier und hier.