Springe direkt zu Inhalt

Série de palestras “A História como arma” (livestream)

18.12.2019 | 12:15 - 13:45

Palestra do Prof. Dr. Andreas Bähr: “Frederico, o Sábio, sonha. Sobre lenha na fogueira na véspera da Guerra dos Trinta Anos (Friedrich der Weise träumt. Über einen publizistischen Brandbeschleuniger am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges)”

– Todas as palestras da série serão em alemão. –

Mittwoch 18. Dezember 2019, 16:15 Uhr (MEZ) l 12:15 Uhr (Zeitzone Brasília)

Kurz vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges, anlässlich des Reformationsjubiläums 1617, wurde ein Flugblatt publiziert, das in Bild und Text eine eigentümliche Geschichte erzählt: In der Nacht, bevor Luther seine 95 Thesen an die Schlosstür zu Wittenberg nagelte, habe der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise eben dieses Ereignis geträumt – und mit ihm die langfristigen Auswirkungen, die der Thesenanschlag auf die Papstkirche haben sollte. Der Vortrag erörtert, inwiefern diese Traumerzählung als eine geschichtsmächtige Fiktion zu betrachten ist, die zur Konfliktverschärfung im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges beitrug. Dazu verortet er das Flugblatt in den frühneuzeitlichen Debatten über prophetische Träume ebenso wie in den Kontroversen über Lüge, Täuschung und Verstellung. Die Vorlesung zeigt, wie Geschichte zur Waffe werden konnte: die Traumgeschichte ebenso wie die Geschichte der Reformation, die der Traum angeblich vorhergesagt hatte.

Link zum Livestream

---

Ringvorlesung „Geschichte als Waffe“. Wintersemester 2019/2020

Seit dem Beginn des Umgangs mit Geschichte ist diese immer wieder genutzt worden, um bestimmte – in der Regel politische – Ziele zu erreichen. Die Spannbreite der Indienstnahmen reicht von offenkundigen Fälschungen über die Konstruktion und Verbreitung von Mythen und Verschwörungstheorien. Alle diese Formen der Instrumentalisierung haben den Objektivitäts- und Wahrheitsanspruch dementiert, der im 19. Jahrhundert für die Entstehung der Geschichtswissenschaft konstitutiv war. Fälschungen, Mythen und Verschwörungstheorien beruhen stets auf der Absicht, zu täuschen. Damit behandelt die Ringvorlesung eine viel versprechende wissenschaftliche Fragestellung, die zugleich ein aktuelles politisches Problem berührt. Fälschungen, Mythologisierungen und Verschwörungstheorien können eine erhebliche politische und gesellschaftliche Verunsicherung und Destabilisierung hervorrufen, wie Hannah Arendt schon 1974 erkannte: „Wenn jeder dich immerzu anlügt, dann ist die Folge nicht, dass du die Lügen glaubst, sondern vielmehr, dass keiner mehr irgendetwas glaubt.“

Konzeption: Prof. Dr. Ernst Baltrusch, Prof. Dr. Arnd Bauerkämper

Die Ringvorlesung wird vom Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichtswissenschaft in Kooperation mit dem GasthörerCard-Programm der Freien Universität Berlin durchgeführt.

Weitere Informationen und alle Titel der vergangenen Termine finden Sie hier und hier.