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Lecture Series “Historical Sources” (livestream)

Nov 26, 2018 | 04:15 PM - 05:45 PM

Talk by Dr. Tanja Kinzel: “In the focus of the camera: photographies of the Łódź ghetto as historical sources (Im Fokus der Kamera: Fotografien aus dem Getto Lodz als historische Quellen)”

– All talks of this lecture series will be held in German. –

Montag 26. November 2018, 16:15 Uhr (MEZ) l 13:15 Uhr (Zeitzone Brasília)

Das Getto Lodz hatte als eines der größten Gettos durch die Propagierung von Arbeit als Überlebensstrategie
eine besondere Stellung inne, die zu regen fotografischen Aktivitäten führte: Vertreter militärischer Einheiten,
Polizisten und zivile Fotograf/innen waren mit Kameras unterwegs, um ihre Arbeit und ihren Blick
auf die jüdische Bevölkerung festzuhalten. Zudem waren zivile Funktionäre der deutschen Gettoverwaltung
an der fotografischen Herausstellung ihrer eigenen Arbeitsleistung ebenso interessiert wie der »Judenrat«,
wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Jüdische Fotografen aus der Statistischen Abteilung hatten den
Auftrag, Lichtbilder für Kennkarten der Gettobewohner/innen anzufertigen und alle kommunalen Einrichtungen
und Arbeitsstätten abzulichten. Zudem nutzten sie die Materialien, um fotografisch festzuhalten,
was sie der Nachwelt als Nachlass überliefern wollten – und fotografierten ihre Familien- und Freundeskreise.
Neben Fotos von Werkstätten und Arbeitsprozessen, die die Produktivität des Gettos betonen, sind
Aufnahmen von Suppenküchen, Kinder- und Altenheimen, kulturellen Veranstaltungen und Deportationen
erhalten.
Im Zentrum meiner Untersuchung steht eine historische Kontextualisierung der fotografischen Bestände
des Getto Lodz und eine Differenzierung der unterschiedlichen Perspektiven der Fotografierenden. In meinem
Vortrag zeige ich auf, inwiefern sich spezifische Interessen der Fotografierenden (zivile oder militärische
Funktionäre des NS oder Verfolgte) in der Auswahl der Motive, des Bildausschnitts und des Blickwinkels
artikulieren und somit in die Konstruktion der Fotografien eingeflossen sind. Die systematischen Differenzen
und unterschiedliche Interpretationsangebote werden anhand ausgewählter Beispiele vorgestellt.
Ein derartiger Fokus erlaubt es, sowohl den Begriff der Täterschaft als auch der Opfer zu differenzieren und
letztere als dynamische Akteure in der Lebenswelt des Gettos sichtbar zu machen.

Link zum Livestream

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Ringvorlesung „Quellen der Gechichte“. Wintersemester 2018/2019

Seit der Herausbildung der Geschichte als Wissenschaft im 19. Jahrhundert ist die kritische Auswertung und Untersuchung von Quellen grundlegend für die Arbeit der Historikerinnen und Historiker geworden. Ob Reden, Akten von Verwaltungen und anderen Einrichtungen, Fotos, Münzen oder Wappen – die Spannbreite der Quellen ist breit. Die Vorlesungsreihe soll anhand einzelner Quellen erstens zeigen, wie in der Geschichtswissenschaft Erkenntnisse aus Dokumenten gewonnen werden können. Zweitens ist aber auch zu verdeutlichen, dass oft zusätzliches Kontextwissen notwendig ist, um Aussagen in Quellen zu erschließen, sie einzuordnen und ihre Bedeutung zu verstehen. Nicht zuletzt sollte drittens demonstriert werden, wie Historikerinnen und Historiker Interpretationen und "Botschaften", die in Quellen enthalten sind, aufschlüsseln, kritisch bewerten und vermitteln können. Dem institutionellen Zuschnitt des FMI entsprechend, sollen dabei die einzelnen Epochen ebenso einbezogen werden wie spezifische Zugriffe (Public History und Global History) und areas (Geschichte Osteuropas, Lateinamerikas und Nordamerikas).

Konzeption: Prof. Dr. Ernst Baltrusch, Prof. Dr. Arnd Bauerkämper

Die Ringvorlesung wird vom Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichtswissenschaft in Kooperation mit dem GasthörerCard-Programm der Freien Universität Berlin durchgeführt.

Weitere Informationen und alle Titel der anstehenden Termine finden Sie hier.