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Disziplin: Kultur Osteuropas

31 701
Modul A, KK I -
Kulturtheoretische Grundlagen der Osteuropaforschung (Einführung) (2 SWS) (3 LP); Di 12.00-14.00 - Garystr. 55, 121 (Seminarraum) (14.10.) Matthias Schwartz
Was ist Kultur? Kaum ein Begriff ist in seinen Konturen so unscharf wie dieser. Ein ähnliches Problem ergibt sich, befragt man den Begriff „Osteuropa“ auf seinen Gehalt. Der Kernkurs gibt eine Einführung in grundlegende Modelle der Beschreibung und Analyse kultureller Räume und ihrer historischen Entwicklung. Bezogen auf die Frage wie „Osteuropa“ als kulturelle Landschaft, als geopolitischer Raum und als historische Konstruktion immer wieder neu definiert wurde, werden wir uns zu Beginn mit zentralen Aspekten des Begriffs „Kultur“ vertraut machen und diese dann im Verlauf des Semesters schrittweise im Hinblick auf Probleme des Verhältnisses von Kultur und Raum, Kultur und Zeit, Kultur und Macht in „Osteuropa“ erweitern und hinterfragen. Dabei werden sich allgemein gehaltene Diskussionen theoretischer Konzepte mit konkreten Einzelanalysen abwechseln.

Zur vorbereitenden Lektüre ist empfohlen:
Assmann, Aleida: Erinnerungsräume: Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. München 1999
Bachmann-Medick, Doris: Cultural turns: Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften. Reinbek bei Hamburg 2006
Huntington, Samuel: The Clash of Civilizations. New York 1966 [dt. Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert. München; Wien 1996]
Lévi-Strauss: Natur und Kultur. In: Mühlmann, W.E. / Müller, E.W. (Hg.): Kulturanthropologie. Köln; Berlin 1966, 80-88
Schlögel, Karl: Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik. München 2003
 
31 702
Modul A, KK II -
Kulturgeschichte Osteuropas: Schwerpunkt Russland (2 SWS) (3 LP); Do 12.00-14.00 - Garystr. 55, 121 (Seminarraum) (16.10.) Rosalinde Sartorti
Anhand ausgewählter Texte sollen einzelne Etappen der russischen
Kulturgeschichte im europäischen Kontext betrachtet und auf den jeweils
verwendeten Kulturbegriff hin untersucht werden. Kulturelle Ausdrucksformen und Entwicklungen in Russland bzw. der Sowjetunion sollen dabei in ihrer Abhängigkeit von politisch-sozialen Faktoren im Mittelpunkt stehen.

Der Kernkurs wird mit einer Klausur abgeschlossen.
 
31 703
Modul B, Se -
Partizipation im Internet - ein Ost-West-Vergleich (2 SWS) (8 LP); Do 14.00-16.00 - Garystr. 55, 323 (Seminarraum) (16.10.) Henrike Schmidt,
Katy Teubener
Der amerikanische Präsidentschaftskandidat Barack Obama hat ein Profil bei Myspace.com, der russische Präsident Dmitrij Medvedev amüsiert sich über seine zahlreichen Doppelgänger auf Odnoklassniki.ru, dem Äquivalent des deutschen StudiVZ. Doch nicht nur die politische Prominenz setzt für die Image-Pflege zunehmend auf Blogs und soziale Netzwerke, das Internet eröffnet – mindestens theoretisch – eine Vielzahl von Partizipationsmöglichkeiten für breite Gesellschaftschichten. Von einer „Architektur der Partizipation“ spricht gar der ‚Erfinder’ des Web 2.0, Tim O’Reilly. Doch wie werden diese Potentiale konkret genutzt? Spielen gesellschaftliche Kontexte und kulturelle Traditionen eine signifikante Rolle für die partizipative Nutzung der Neuen Medien, etwa das in Osteuropa historisch stark verankerte Konzept des Samizdat als Selbstverlag? Diesen Fragen will das Seminar anhand eines Ost-West-Vergleichs virtueller Gemeinschaften und sozialer Netzwerke nachgehen, ohne dabei alte Trennlinien unkritisch zu reproduzieren. Dabei wollen wir den Partizipationsbegriff über den engen politischen Kontext ausweiten und Formen alternativer Kulturproduktion (literarische Blogs, Internet-Videos, Foto- und Bildbearbeitungen) im Netz in die Betrachtung mit einbeziehen.

Das Seminar verläuft als Distance Learning-Kooperation des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin und des Instituts für Soziologie der Universität Münster und umfasst Präsenz- und Distance-Learning-Einheiten. Technische Kenntnissse sind keine Voraussetzung, Interesse und Offenheit für alternative Lehr- und Lernformen sind erwünscht.
 
(16404)
Modul B, Se -
Die Generation Nichts – Junge Literatur aus Polen (2 SWS) (8 LP); Mi 10.00-12.00 - Rost- / Silberlaube Habelschwerdter Allee 45, JK 31/102 (15.10.) Matthias Schwartz
„Wenn wir annehmen, die Utopie sei ein Traum, der uns mehr verspricht und direkt nach dem Erwachen zur Tat anspornt, so muss man leider feststellen, dass wir (…) an Schlaflosigkeit in einem äußerst fortgeschrittenen Stadium leiden“, schreibt Kuba Wandachowicz in seinem Manifest „Die Generation Nichts“ von 2002. Mit dieser Schlaflosigkeit im fortgeschrittenen Stadium als Beschreibung des Lebensgefühls einer ganzen Generation, die sich zwischen dem Traum von Freiheit und Frustration über den Alltag, zwischen Amnesie der kommunistischen Vergangenheit und den Zwängen einer globalisierten Welt, massenweiser Arbeitsmigration und Suche nach einer neuen Identität, zwischen nationalen Mythen und transnationaler Populärkultur, katholischer Moral und „intellektueller Leere“ (Wandachowicz) bewegt, setzt sich auch die junge Literatur aus Polen auseinander. In dem Seminar sollen einige Werke jüngerer Autorinnen und Autoren in Hinsicht auf ihre Konzeptionen von Jugend und Generation gelesen und ihre ästhetischen Eigenheiten analysiert werden.
Einführende Literatur:
Marta Kijowska: Polen, das heißt nirgendwo. Ein Streifzug durch Polens literarische Landschaften, München 2007.
Deutsches Polen Institut (Hg.): Jahrbuch Polen 2008. Band 19 / Jugend, Wiesbaden 2008.
 
31 705
Modul E (D), KK -
Politiker und ihre mediale Inszenierung in Geschichte und Gegenwart (2 SWS) (3 LP); Do 14.00-16.00 - Garystr. 55, SR B (Seminarraum) (16.10.) Rosalinde Sartorti
Die Medientauglichkeit von Politikern gewinnt seit dem Aufkommen der
Massenmedien weltweit immer mehr an Bedeutung. Das mediale
Erscheinungsbild dient dabei als Projektionsfläche für Sinngebung. Im
Rahmen des Seminars soll der Visualisierung von Macht anhand der
Strategien ästhetischer Selbstdarstellung in unterschiedlichen Bildmedien
(inkl. Internet) nachgegangen werden. Besonderes Augenmerk soll auf das
Verhältnis von universalen Konstanten zu spezifisch-nationalen
Ausprägungen gelegt werden. Der theoretische Ausgangspunkt für die
Beschreibung dieser Entwicklung ist der Begriff der Repräsentation als
eine Form der Inszenierung.

Am Beispiel einzelner Politiker des 20. Jahrhunderts sollen die
unterschiedlichen Formen, Motive, Kontexte, Situationen und
ikonographischen Traditionen behandelt werden, aus denen sich die
Dramaturgie der Inszenierung entwickelt, die das öffentliche Bild des
jeweiligen Politikers, sein "Image" bestimmen. Dabei soll auch
berücksichtigt werden, dass die Allgegenwärtigkeit der Polit-Popstars in
den Massenmedien mittlerweile durchaus zu einem kreativen Umgang mit den vorgegebenen Narrativen und Szenarien geführt hat (siehe YouTube).

Bedingungen für den Erwerb eines Leistungsnachweises: regelmäßige aktive Teilnahme, Referat und Hausarbeit.
 
Achtung! Raumänderung für den Mittwochstermin!
31 706
Modul E (D), Se -
Bild des Kindes im sowjetischen und postsowjetischen Film (4 SWS) (6 LP); Mi 12.00-14.00 und Di 16.00-18.00 - Garystr. 55, 302b (Seminarraum)
Filmschau: Di, 16-18, R. 105 in Garystr. 55
(15.10.) Bettina Lange,
Ekaterina Vassilieva
Das Bild des Kindes und Jugendlichen transportierte in der Geschichte des sowjetischen Kinos in besonderem Maße ideologische Vorgaben von Erziehung und Bildung, die Vision des „Neuen Menschen“. Gleichzeitig bot der Kinderfilm Gestaltungsfreiräume, die eine Subversion von Darstellungskonventionen zuließen.
Im Seminar wird das Verhältnis von Kinder- und Erwachsenenbildern betrachtet und die Rollen, die Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Perioden zugeschrieben werden. Welche Stellung nimmt das Kind in den für die Epoche repräsentativen Genres ein - stehen Kind und Jugendlicher im Zentrum oder an der Peripherie der populären Genres? Wie kommt es zu einem Bedeutungsgewinn des Kindes in bestimmten Epochen wie z.B. der sechziger Jahre? Untersucht werden sollen auch die Motive, die mit dem Bild des Kindes verbunden sind: die „große Familie“, „Väter und Söhne“, das Motiv der Verwaisung und das Kind als Idealbild des reinen, unschuldigen Menschen.
Anhand der Motiv- und Rollengeschichte des Kindes und Jugendlichen gibt das Seminar einen Überblick über die wichtigsten Epochen des sowjetischen und russischen Films mit ihren gesellschaftspolitischen Hintergründen und ästhetischen Implikationen. Neben Grundlagen der Filmanalyse werden ausgewählte filmtheoretische Texte in die Seminararbeit einbezogen.
 
(16407)
Wahlveranstaltung -
Sprengsätze. Darstellungs- und Erzählweisen des Terrorismus (2 SWS) (8 LP); Mo 10.00-12.00 - Rost- / Silberlaube Habelschwerdter Allee 45, KL 29/208 (Übungsraum) (13.10.) Heike Winkel
Einen „Artisten des Terrors“ hat Hans Magnus Enzensberger den russischen Attentäter Boris Sawinkow anlässlich der Neuausgabe von dessen „Erinnerungen eines Terroristen“ genannt. Er ruft damit den für den Diskurs des Terrorismus zentralen Bedingungszusammenhang von terroristischer Tat und ästhetisierender Darstellung auf. In der sozialrevolutionären Bewegung des 19. Jahrhunderts, deren Protagonist Sawnikow war, ist das Wechselverhältnis zwischen Terrorismus und Literatur besonders evident. Die Literatur stellt Legitimations- und Deutungsangebote für terroristische Argumentationen und Aktionen zur Verfügung. Dabei kann sie eine kritisch-analytische Position einnehmen, oft transformiert sie aber auch eine indifferente Faszination am Terror in mythologisierende Bilder und Figuren wie die vom Attentäter als Märtyrer. Die Literatur bildet kanonische Redeweisen und Topoi aus, die in der Selbstdarstellung von Terroristen immer wieder reaktualisiert werden.
Ausgehend von der russischen Literatur, die im 19. Jahrhundert wohl die erste moderne Tradition der Terrorismusdarstellung hervorgebracht hat, wird sich das Seminar mit literarischen Darstellungsweisen des Terrorismus und ihren Effekten kritisch auseinandersetzen, und dazu vergleichende Fallbeispielen aus westeuropäischen und der nordamerikanischen Literatur heranziehen. Dabei werden sich auch vielfältige Bezüge zu aktuellen Terrorismusdebatten ergeben.
Gelesen werden zunächst Andrej Belyjs „Petersburg“, Fedor Dostoevskijs „Dämonen“, Boris Sawinkows „Erinnerungen eines Terroristen“, Albert Camus’ „Die Gerechten“.

Zur Einführung empfohlen:
Harth, Dietrich: Literatur und Terror, in: Kultur und Konflikt, hg. von. Jan. Assmann u. Dietrich Harth. Frankfurt a.M. 1990, 345-372; Gerrit-Jan Berendse, Mark williams (Hg.): Terror and Text. Representing Political Violence in Literature and the Visual Arts, Bielefeld 2002.
 
31 708
Wahlveranstaltung -
Kindheit erzählen: Konstruktionen von Kindheit und Strategien des Kindlichen in sowjetischen und postsowjetischen Prosatexten (2 SWS) (8 LP); Do 12.00-14.00 - Garystr. 55, 101 (Seminarraum) (16.10.) Nina Weller,
Miriam Finkelstein
Das Seminar widmet sich der Lektüre von Prosatexten, die von Kindheiten in der Sowjetunion, genauer seit der Revolution und bis in die postsowjetische Ära erzählen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Erzählungen von solchen Kindheiten gerichtet, die in Krisen- und Umbruchsphasen der russischen bzw. sowjetischen Geschichte stattfanden – in unmittelbar vor- und nachrevolutionären Jahren, im Zweiten Weltkrieg, in der Tauwetterperiode und nach dem Zerfall der Sowjetunion. Gleichzeitig fragt es nach den biographischen Erinnerungs- und Erzählstrategien selbst: Wie wird Kindheit erinnert und erzählt? Welcher narrativen und fiktionalen Verfahren bedienen sich die jeweiligen Erzählungen von Kindheiten? Inwieweit geht es zudem auch um Kindlichkeit und Verkindlichung im Sprachgestus oder der Erzählperspektive?
Gelesen werden unterschiedliche Prosagattungen – Romane, povesti, Kurzgeschichten von Autoren wie Lev Kassil', Aleksandra Bruštejn, Vasilij Aksenov, Tat'jana Tolstaja, Pavel Sanaev, Michail Kononov, Ekaterina Sadur und anderen.
Der Textlektüre wird ein Theorieblock vorangestellt, in dem wir uns dem Konstrukt 'Kindheit' aus historischer Perspektive nähern (Ph. Ariés), auf Kindheitdiskurse und -texte der Avantgarde eingehen (wie z.B. Belyjs Kotik Letaev) und uns mit dem Kindheitsdiskurs im Sozialistischen Realismus auseinandersetzen werden. Zu fragen ist dabei außerdem nach der besonderen Funktion von Kindheitserinnerungen und Kindheitsmythen im Gattungssystem des Sozialistischen Realismus und der postsowjetischen Ära, nach ihrer Aufgabe bei Formung des 'Neuen Menschen' (wie auch bei der Unterhöhlung dieser Utopie). Zuletzt soll auch die in den letzten Jahren stattfindende, geradezu obssessive Beschäftigung mit 'Kindheit' in praktisch allen akademischen Disziplinen (aber auch in den Medien), kritisch reflektiert werden.
 
31 710
Wahlveranstaltung -
Russian cultural history revisited: Die aktuelle russische Literatur und das Ende (?) der Geschichte (2 SWS) (8 LP); Fr 12.00-14.00 - Garystr. 55, SR B (Seminarraum) (17.10.) Christine Gölz
Tat’jana Tolstaja lässt ihre pünktlich zur Jahrtausendwende erschienene Anti-Utopie „Kys“ mit einem letzten (?) Knall enden, nachdem ihr Protagonist auf seiner Sinnsuche an den deformierten und nach dem Ende der Zeit durcheinander gewirbelten Überresten der russischen und sowjetischen Kulturgeschichte scheitert. Ausgehend von diesem Roman wird das Seminar die mythogenen Bestandteile einer russischen Kulturgeschichte samt ihren historischen Bezügen rekonstruieren – von der mythologischen Topographie der russischen Kultur, ihrer Schrift- und Buchfixiertheit, von Wirren und Säuberungen, Intelligenzija, Slavophilen- und Westlertum, bis Dichterkult, utopischem Denken, Dissenz und Revolte. Untersucht wird in einem zweiten Schritt, wie in „Kys“ und in weiterer aktueller Literatur (u.a. bei Svetlana Vasilenko, Vladimir Sorokin, Viktor Pelevin) hieraus mit Verfahren postmodernen Erzählens neue Geschichte(n) entstehen.

Teilnahmevoraussetzung: Textkenntnis und kurze Rezension von „Kys“ bis zur 2. Sitzung.
Lektüregrundlage: Tatjana Tolstaja: Kys. (Dt. v. Christiane Körner) rowohlt berlin (u.a. bei amazon im Antiquariat preiswert zu erwerben). Weitere Texte werden in Kopie zur Verfügung gestellt.
Hinweis Die Online-Vorlesungsverzeichnisse der hier aufgeführten Semester werden nicht mehr gepflegt. Deshalb kann es vorkommen, dass manche Funktionen und Links nicht korrekt funktionieren. Eine Suche ist nur noch über die sog. Listenausgabe möglich.
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