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Modul 3 - Forschungsheuristiken

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Dichtung als Quellenmaterial antiker Sozialgeschichte (2 SWS); Di 16.00-18.00 - Koserstr. 20, A 394 (Übungsraum) (16.10.) Peter Spahn
Die Kenntnis wesentlicher Bereiche der griechischen Geschichte bis ins 5. Jh. v. Chr. verdanken wir hauptsächlich poetischen Texten. Für die archaische Epoche (8.-6. Jh.) sind dies die einzig zeitgenössischen literarischen Quellen, nämlich die Epen Homers und Hesiods sowie die teilweise nur fragmentarisch überlieferte Lyrik, etwa von Archilochos, Tyrtaios, Alkaios, Solon oder Theognis. Aus dem 5. Jh. sind neben den Gedichten der Chorlyrik (z.B. von Pindar) vor allem die klassischen Tragödien (von Aischylos, Sophokles und Euripides) sowie die Komödien des Aristophanes von Interesse. Mit Hilfe von Übersetzungen und Kommentaren sollen ausgewählte Texte der verschiedenen Gattungen v.a. auf sozialgeschichtliche Fragen hin untersucht werden.
Einführende Literatur: H. Fränkel, Dichtung und Philosophie des frühen Griechentums, 3. Aufl. 1969; B. Snell, Dichtung und Gesellschaft, 1965; Chr. Meier, Die politische Kunst der griechischen Tragödie, 1988.
 
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Hilfswissenschaftliche Übung: Buchinschriften der Spätantike und des frühen Mittelalters (2 SWS); Di 16.00-18.00 - Koserstr. 20, A 121 (Übungsraum) (16.10.) Matthias Krüger
Die Paläographie gehört zu den klassischen Hilfswissenschaften der Geschichte. Sie „will lesen lehren“ (Ludwig Traube) und vermittelt somit die entscheidenden Voraussetzungen, um die mehrheitlich ungedruckte Quellenüberlieferung in den Archiven und Bibliotheken erschließen zu können. Im Mittelpunkt der Übung, die als Einführung in die Paläographie des Mittelalters konzipiert ist, stehen das Lesen und Bestimmen von Schriftarten aus dem Bereich der Buchschrift von der Spätantike bis zum Ende des 12. Jahrhunderts. Die Teilnehmer sollen anhand ausgewählter Beispiele mit der Entwicklung, Typologie und Nomenklatur der römischen, vorkarolingischen und karolingisch-romanischen Schriftarten Lateineuropas vertraut gemacht werden. Seiten- und Ausblicke auf die Kursiv- und Urkundenschrift oder die weitere Entwicklung der Buchschrift sind ebenso Bestandteil des Semesterprogramms wie eine kurze Einführung in die Handschriftenkunde und „Archäologie des mittelalterlichen Buches“ (Kodikologie).
Grundlegende Literatur: Bernhard Bischoff, Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters (Grundlagen der Germanistik, 24), Berlin 2. Aufl. 1986.
 
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Hilfswissenschaftliche Übung: Einführung in die Heraldik (2 SWS); Di 18.00-20.00 - Koserstr. 20, A 121 (Übungsraum) (16.10.) Ludwig Biewer
Im Rahmen der Übung „Einführung in die Heraldik“ soll nach der Definition von "Heraldik" an Hand möglichst vieler praktischer Beispiele mit der heraldischen Terminologie, der Wappenbilderordnung, der Geschichte der Wappen, der heraldischen Kunst und der sich damit beschäftigenden Wissenschaft vertraut gemacht werden. Der Schwerpunkt liegt im Mittelalter, es kommen aber auch auf Probleme der zeitgenössischen öffentlichen und privaten Heraldik (z.B. Länder- und Gemeindewappen im In- und Ausland) zur Sprache. In allen Abschnitten der Lehrveranstaltung wird mit den Quellen und der wichtigsten Fachliteratur vertraut gemacht.
Als Einführungslektüre wird empfohlen: Ahasver v. Brandt, Werkzeug des Historikers, 13. Aufl. Stuttgart-Berlin-Köln 1992 (Urban-Taschenbücher, Bd. 33), S.119-132, 190-192; Eckart Henning, Wappen, in: Die archivalischen Quellen. Mit eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, hrsg. v. Friedrich Beck und Eckart Henning, 3. Aufl. Köln-Weimar-Wien 2003, S. 307-318, 382-384.
 
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Frühmittelalterliche Historiographie: Gattungstypen und Interpretationsmethoden (2 SWS); Di 8.00-10.00 - Koserstr. 20, A 125 (Übungsraum) (16.10.) Andreas Fischer
In der Geschichtsschreibung des frühen Mittelalters fanden unterschiedliche Ansätze zur Wahrnehmung der Vergangenheit ihren Niederschlag. Antike Traditionen und christliche Heilserwartung bestimmten die Konzeption der Werke auch über textliche Abhängigkeiten hinaus. In diesem Seminar soll anhand ausgewählter Beispiele wie etwa den Zehn Bücher Geschichten des Gregor von Tours oder der sogenannten Fredegar-Chronik untersucht werden, auf welche Weise die Verfasser Vergangenheit wahrnahmen, sie in ihrem Werk strukturierten und gestalteten. In den Blick genommen werden dabei insbesondere der Verstehenshorizont der Autoren, die faßbaren Leitmotive der Darstellung und die narrative Struktur der Werke, um sich auf diese Weise den Problemen bei der Interpretation dieser Quellengattung anzunähern.
Literatur: Herwig Wolfram, Einleitung oder Lügen mit der Wahrheit – Ein historiographisches Dilemma, in: Historiographie im frühen Mittelalter, hg. von Anton Scharer und Georg Scheibelreiter (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 32), Wien – München 1994, S. 11-25; Matthew Innes, Introduction: using the past, interpreting the present, influencing the future, in: The Uses of the Past in the Early Middle Ages, hg. von Yitzhak Hen und Matthew Innes, Cambridge 2000, S. 1-8.
 
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Der Brief als Kommunikationsmedium: Die Briefe der Katharina von Siena (2 SWS); Mi 8.00-10.00 - Koserstr. 20, A 124 (Übungsraum) (17.10.) Ralf Lützelschwab
Nichts wies darauf hin, dass die als 24. Kind eines Färbers geborene Katharina von Siena dereinst die Geschicke der Kirche im Großen Abendländischen Schisma (1378-1415) mitbestimmen sollte. Der Spiritualität des Dominikanerordens nahestehend, wirkte K. zunächst karitativ, machte ihren wachsenden Einfluß danach aber auf (kirchen-)politischem Gebiet geltend. Sie unterhielt – angeleitet und unterstützt von prominenten Dominikanern – Briefkontakte zu den wichtigsten Persönlichkeiten des 14. Jahrhunderts, insbesondere zu Papst Gregor XI., den sie in seiner Entscheidung beeinflusste, den Sitz der Kurie von Avignon nach Rom zurückzuverlegen. Im Mittelpunkt der Übung stehen Fragen nach den äußeren Bedingungen mittelalterlicher Briefproduktion im allgemeinen, derjenigen einer nur rudimentär gebildeten, jedoch umso einflussreicheren Frau im besonderen. Dabei werden überlieferungsgeschichtliche Probleme ebenso behandelt wie der Inhalt der Briefe und deren Rezeption. Lateinkenntnisse sind hochwillkommen.
Literatur: Esch, Arnold: Drei Heilige und ihr soziales Umfeld in Rom: die Hl. Francesca Romana, die Hl. Birgitte von Schweden, die Hl. Katharina von Siena, in: ders.: Zeitalter und Menschenalter. Der Historiker und die Erfahrung vergangener Gegenwart, München, 1994, S. 134-158; Caterina von Siena: Sämtliche Briefe. An die Männer der Kirche I, hg. v. Werner Schmid, Passau 2005, S. 13-36.
 
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Archivalische Quellenkunde (2 SWS); Di 16.00-18.00 - Archivstr. 12-14, Raum 109   Jürgen Kloosterhuis
Die Übung verbindet zunächst Unterrichtseinheiten der neuzeitlichen Amtlichen Aktenkunde mit solchen der spätmittelalterlichen Amtsbuchlehre. Auf dieser Grundlage beschäftigt sie sich anschließend mit Fragen der vorarchivischen und archivischen Überlieferungsbildung, der Komposition von Archivalien und der Tektonik von Archiven unter den Leitpunkten der Provenienz und Sprengelkompetenz. In einem dritten Schritt wird die staatliche und nichtstaatliche Archivlandschaft in der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Nachbarstaaten strukturiert. Damit setzt sich die Lehrveranstaltung insgesamt zum Ziel, den forschenden Zugang zu den wie die erschließende Handhabung der archivischen Quellen einzuüben.
Einführende Literatur: H. O. Meisner: Archivalienkunde vom 16. Jahrhundert bis 1918, Leipzig/Göttingen 1969. - J. Kloosterhuis: Amtliche Aktenkunde der Neuzeit. Ein hilfswissenschaftliches Kompendium, in: Archiv für Diplomatik 45 (1999), S. 465 – 563. - Fr. Beck, E. Henning (Hrsg.): Die archivalischen Quellen. Eine Einführung in ihre Benutzung, Köln u.a. (3. Aufl.) 2002.
 
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Auf dem Weg zur Metropole. Urbanisierungsgeschichte Berlins 1862-1920 (2 SWS) (max. 25 Teiln.); Übung mit Exkursionen zum gleichnamigen HS von Prof. Nolte Fr 16.00-20.00, 14-tägl. - Koserstr. 20, A 125 (Übungsraum) (19.10.) Hanno Hochmuth
Die Geschichte einer Stadt erschließt sich nicht nur über schriftliche Quellen. Die Stadt ist auch das steinerne Zeugnis ihrer eigenen Vergangenheit. Um die verschiedenen Zeitschichten offen zu legen, bedarf es eines geschulten Blickes. In der Übung soll diese „Augenarbeit“ (Karl Schlögel) am Beispiel Berlins trainiert werden. Auf Stadtspaziergängen wollen wir uns der Zeit von 1862 bis 1920 nähern, die Berlin vielleicht am nachhaltigsten geprägt hat. Wir suchen nach Mietskasernen und was von ihnen übrig blieb. Wir stolpern über alte Bahngelände, besichtigen ehemalige Industrieanlagen und erkunden die städtische Infrastruktur der Jahrhundertwende. Außerdem beschäftigen wir uns mit der kartographischen Repräsentation und Rekonstruktion der aufstrebenden Metropole.
Die Übung setzt die Teilnahme am gleichnamigen Hauptseminar von Prof. Dr. Paul Nolte voraus.
Einführende Literatur: Karl Schlögel, Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik, München, Wien 2003; Wolfgang Ribbe (Hg.), Geschichte Berlins, Bd. 2: Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart, Berlin 20023; Brian Ladd, The Ghosts of Berlin. Confronting German History in the Urban Landscape, Chicago 1997; David C. Large, Berlin. Biographie einer Stadt, München 2002; Johann Friedrich Geist / Klaus Kürvers, Das Berliner Mietshaus, Bd. 2: 1862-1945, München 1984.
 
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"Creating modern men" – Modernisierungstheorien und ihre Anwendung seit 1945 (2 SWS) (max. 30 Teiln.); Di 16.00-18.00 - Koserstr. 20, A 125 (Übungsraum) (16.10.) Stephan Malinowski
Getrieben vom Kalten Krieg, der Dekolonisierung und einem heute nur noch schwer nachvollziehbaren Optimismus entstand in den USA um 1950 eine einflußreiche sozialwissenschaftliche Denkschule, die als "modernization theory" bezeichnet wird. Ihre intellektuellen Hersteller und ihre politischen Anwender sahen sich vor der Aufgabe, 'unterentwickelte' Weltregionen zu ,modernisieren' und der höchsten Stufe der menschlichen Zivilisation, dem "age of mass consumption" entgegenzuführen. In der Übung werden Texte dieser Denkschule gelesen, die spätestens in den Globalisierungsdebatten sowie im Postulat vom ,Kampf der Kulturen' ihre Aktualität beweist und durch ihre enge Verzahnung mit Institutionen der amerikanischen Innen- und Außenpolitik stets mehr als nur Theorie gewesen ist.
Einführende Literatur: Nils Gilman, Mandarins of the Future. Modernization Theory in Cold War America, Baltimore/London 2003.
 
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Geschichte in bewegten Bildern: Filme als Quelle und Medium (2 SWS); Block Fr 14.00-18.00 - Koserstr. 20, A 163 (Übungsraum) (s. A.) Uwe Puschner,
Johannes Zechner
Das Medium Film spielt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts eine kaum zu überschätzende Rolle. Jedoch tut sich eine traditionell textorientierte Geschichtswissenschaft auch nach dem vielbeschworenen „pictorial turn“ noch schwer mit der historischen Analyse der bewegten Bilder. Die praxisorientierte Übung führt anhand von ausgewählten Ausschnitten aus historischen Dokumentar- und Spielfilmen der Zeitgeschichte in den kritischen Umgang mit der Quellengattung Film ein.
Lit.: G. Moltmann, K. F. Reimers (Hg.): Zeitgeschichte im Film- und Tondokument, Göttingen 1970; R. Rother (Hg.): Bilder schreiben Geschichte. Der Historiker im Kino, Berlin 1991; P. Zimmermann (Hg.): Geschichte des dokumentarischen Films 1895-1945, 3 Bände, Stuttgart 2005; R. Reichert (Hg.): Kulturfilm im "Dritten Reich", Wien 2006.
 
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Was ist eigentlich Globalgeschichte? (2 SWS); Do 14.00-16.00 - Koserstr. 20, A 336 (Übungsraum) (18.10.) Kirsten Rüther
Historiker und Historikerinnen der global geprägten Gegenwart und als Teile einer sich als globalisierend erfahrenden Gesellschaft widmen sich mit neuem Interesse Formen der Geschichtsschreibung, die nationalstaatlich gerahmte und regionenspezifische historische Narrative erweitern oder gar zu überwinden versuchen. In diesem historiographie-geschichtlichen Seminar geht es darum, ausgewählte Konzepte zu untersuchen, die in diesem Sinne herkömmliche Ansätze aufgreifen und erweitern. Auch geht es darum, globale und weltumspannende Prozesse historischer Erfahrung zu historisieren und auf diese Weise dem Schlagwort der "Globalisierung" eine historische Dimension zuzuordnen. "Weltgeschichte", "Globalgeschichte", der "Vergleich", "transnationale Geschichte", "translokale" Ansätze, "Transterritorialität" und "Verflechtungsgeschichte" sollen konzeptuell erarbeitet, von älteren Konzepten wie zum Beispiel der "Universalgeschichte" abgegrenzt und in Bezug auf ein gemeinsam noch auszuwählendes konkretes Thema exemplarisch erörtert werden.
Vorbereitende Literaturempfehlung: Manning, Patrick: Navigating World History: Historians Create a Global Past. New York 2003.
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