Individualpromotion oder Promotionsprogramm
An einer Promotion Interessierte können zwischen verschiedenen Promotionswegen an der Freien Universität wählen: der sogenannten Individualpromotion oder, alternativ, der strukturierten Promotion in einem der verschiedenen Promotionsprogramme der Freien Universität.
Die "klassische" Promotion
Die Individualpromotion bei einer Professor*in ist in Deutschland noch immer der häufigste Weg zu promovieren. Die Freie Universität Berlin bietet als forschungsstarke Universität mit einem breiten Fächerspektrum dafür die besten Möglichkeiten.
Die "strukturierte" Promotion in einem Programm
Neben der Individualpromotion hat sich in den letzten Jahren die „strukturierte Promotion“, bspw. in einer Graduiertenschule oder einem Graduiertenkolleg der Deutschen Forschungsgemeinschaft, fest etabliert. Sie zeichnet sich gegenüber der Individualpromotion durch einige formale Besonderheiten aus, aber vor allem stärkt sie die fachliche wie soziale Integration der Promovierenden gegenüber der Individualpromotion erheblich.
Terminologischer Hinweis
Für internationale Promovierende, die nach Deutschland kommen, ist es schwer verständlich, was sich hinter der Vielzahl von Bezeichnungen verbirgt, die hierzulande für „strukturierte Promotion“ oder „Promotionsprogramm“ im Umlauf sind. Regelmäßig bedeuten sie etwas anderes als das, was international, vor allem im angelsächsischen Bereich, darunter verstanden wird. Darum eine kleine Einführung.
Wie oben erläutert, ist die sog. Individualpromotion in Deutschland der übliche Weg zum Doktorgrad. Eine Alternative dazu wurde erst zu Beginn der 90er Jahre in das deutsche System eingeführt, dies waren die (immer noch bestehenden) Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Graduiertenkollegs sind auf ein bestimmtes Forschungsthema ausgerichtete Gruppen von 10 bis 15 Doktorand*innen, die von einer Gruppe von Professor*innen angeleitet und betreut werden. Die DFG fördert diese Graduiertenkollegs mit hohen Beträgen, die einerseits den Lebensunterhalt der Promovierenden finanzieren, aus denen andererseits aber auch Forschungskosten (z.B. Tagungsreisen oder Feldaufenthalte), Gastwissenschaftler*innen oder Publikationen bezahlt werden können. Graduiertenkollegs zeichnen sich gegenüber der sog. Individualpromotion dadurch aus, dass sie neben den gewohnten Vortragsveranstaltungen spezifische Lehrveranstaltungen, inzwischen häufig auch „Summer Schools“, ausrichten, dass die Kollegiat*innen in einem engen Austausch miteinander stehen und i.d.R. auch gemeinsame Kolloquien besuchen, und dass sie nicht von einer einzelner Professorin oder einem einzelnen Professor betreut werden, sondern von mehreren Personen. Zudem gibt es in Graduiertenkollegs eine Koordinatorin oder einen Koordinator, die oder der das Kolleg verwaltet und den Kollegiat*innen als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Graduiertenkollegs sind als von der DFG geförderte „Projekte“ nicht von Dauer, sondern für eine begrenzte Zeit (max. 9 Jahre) eingerichtet.
Das DFG-Graduiertenkolleg gibt das Modell für die in Deutschland gebräuchlichen Programmtypen ab. Die Programmtypen unterscheiden sich in der Zahl der von Ihnen betreuten Promovierenden, in der Verbindlichkeit des Curriculums, in der thematischen Breite und, höchst bedeutsam, in ihrer finanziellen Ausstattung. Gemeinsam ist ihnen, dass sie (1.) von einer Gruppe von Professorinnen und Professoren getragen werden, die aus unterschiedlichen Fächern oder Fachrichtungen stammen, dass sie (2.) eigene Formen für den Austausch und programm-spezifische Lehre entwickeln, dass (3.) die Promovierenden sich eigens für das Programm bewerben müssen, ausgewählt und zu einem bestimmten Zeitpunkt gemeinsam in das Programm aufgenommen werden, was zu einem engen Zusammenhalt der Promovierenden führt, und dass die Programme (4.) von einer Koordinatorin oder einem Koordinator verwaltet werden, die oder der die Promovierenden in allen nicht-wissenschaftlichen Belangen betreut.
Wichtig ist indessen, dass alle Typen von „doctoral“ or „graduate programs“, „research training groups“, „graduate schools“ usw. in Deutschland eine optionale Erweiterung der traditionellen Promotionsform („Individualpromotion“) darstellen. Sie schaffen eine zusätzliche Promotionsmöglichkeit, bieten eine spezialisierte Ausbildung an und eine enge, häufig interdisziplinäre Betreuung sowie vielfach eine bedeutende Finanzierung für ihre Promovierenden und deren Forschungsprojekte. Das Promotionsrecht jedoch liegt nach wie vor in den Fakultäten oder, im Fall der Freien Universität, den Fachbereichen. Jeder Fachbereich erlässt eine eigene Promotionsordnung, die den rechtlichen Rahmen für die Promotion absteckt. Diesem Rahmen liegt die Individualpromotion als Standard zugrunde. Gleich, welche programmspezifischen Regeln gelten, der Fachbereich erteilt die Zulassung zur Promotion jederzeit unter der Voraussetzung, dass die formalen Bedingungen für die Zulassung erfüllt sind. Eine Auswahl unter Bewerbern findet nicht statt. Jede Doktorandin und jeder Doktorand muss von mindestens einer Professorin oder einem Professor des Fachbereichs betreut werden, es besteht keine Notwendigkeit, ein Betreuungsteam zu bilden. Nach der Zulassung ist die eigentliche Promotionsphase ungeregelt, verpflichtende Lehrveranstaltungen sind nicht vorgesehen. Die Arbeit wird beim Fachbereich eingereicht, die Promotionsordnung regelt die Begutachtung der Arbeit und die Disputation. Der Fachbereich verleiht den Doktorgrad und die Promotionsurkunde.
Das gesamte Promotionsverfahren ist also vollkommen unabhängig vom Promotionsprogramm. Selbst im Falle, dass eine Doktorandin oder ein Doktorand sich nicht an die Regeln und Standards des Promotionsprogramms halten und aus dem Programm ausgeschlossen werden sollte, hätte das für den Fachbereich keine Bedeutung und wäre die Erlangung des Doktorgrads solange nicht gefährdet, wie die Promotionsordnung nicht verletzt wird. Deutsche Graduiertenschulen graduieren nicht.
An der Freien Universität finden sich die meisten Promotionsprogramme unter dem Dach der Dahlem Research School: https://www.fu-berlin.de/sites/drs/about-us/drs_programs/index.html.
Strukturierte Promotionsprogramme in der Wissenschaftsregion Berlin/Potsdam können Sie im Portal Doctoral Programs in Berlin der Einstein-Stiftung finden.
Doktorgrad
Die Promotionsordnungen der Fachbereiche der Freien Universität regeln, welche Doktorgrade vergeben werden. Mit Ausnahme der vier Fachbereiche Mathematik / Informatik, Geowissenschaften, Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaft kann an allen Fachbereichen der Freien Universität alternativ zum traditionellen lateinischen Doktorgrad ( „doctor philosophiae“, „doctor rerum naturalium“, "doctor medicinae veterinariae" etc.) unter bestimmten Bedingungen auch der angelsächsische "Philosophical doctor" (PhD/Ph.D.), ggf. mit fachspezifischem Zusatz, vergeben werden. Der PhD ist, dem angelsächsischen Vorbild folgend, dabei an den erfolgreichen Abschluss eines Promotionsstudiums in einem von der DRS akkreditierten Promotionsprogramm gebunden, kann also nur im Rahmen der strukturierten Promotion erworben werden. Der Abschluss eines Promotionsstudiums wird darüber hinaus durch ein von der DRS ausgestelltes Zertifikat ("Program Certificate") und ein „Transcript of Records“ bescheinigt. Zum Erwerb des Doktorgrads PhD ist die Vorlage des entsprechenden DRS-Programmzertifikats notwendig.