Diskriminierungssensible Sprache
Sprache bildet die Wirklichkeit nicht objektiv ab, sondern gestaltet sie aktiv mit. In der Sprache findet alles einerseits seinen Ausdruck: wie wir leben, denken, studieren, arbeiten, lehren oder forschen, welchen Dingen wir Bedeutung zumessen und welchen nicht. Andererseits wird unsere Wahrnehmung, unsere Denkweise und unsere Lebensrealität von Sprache beeinflußt. Sprache vermittelt gesellschaftliche Werte und Normen und reproduziert diese.
Ein gesellschaftlicher Wandel geht deshalb auch mit einer stetigen Veränderung der Sprache einher. Das Sprachverständnis bleibt jedoch manchmal hinter der gesellschaftlichen Entwicklung etwas zurück. Deshalb gilt es, bisher gewohnte Strukturen, Weltbilder und Machtverhältnisse in der Sprache zu hinterfragen.
Es gibt nicht nur eine „richtige“ Form der diskriminierungsarmen und diskriminierungssensiblen Sprache, denn Sprache entwickelt sich über die Zeit und das, was passt, hängt unter anderem davon ab, wer ‚spricht‘ und um welche Text- oder Redeform und Zielgruppe es sich handelt. Dennoch ist es wichtig, dass wir uns mit der Sprache, die wir benutzen, selbstkritisch befassen und sensibel sind für die Definitionsmacht, die Verletzungsmacht und das Potential von Sprache, ob wir die Sichtbarkeit und Inklusion von marginalisierten Gruppen stärken – oder eben Menschen auszuschließen und stigmatisieren (ob absichtlich oder nicht).
Diejenigen, die bereit sind, ihre Denk- und Sprechgewohnheiten zu verändern, werden feststellen, dass diversitygerechte und verständliche Sprache gut umzusetzen ist und einen positiven Beitrag zu einer wertschätzenden, diskriminierungsarmen Lehr-, Lern- und Arbeitsumgebung leistet.
- Gendergerechte und -inklusive Sprache
- Selbstbezeichnungen
- Weitere Ressourcen der Freien Universität
- Externe Ressourcen
Gendergerechte und -inklusive Sprache
Die Freie Universität Berlin ist schon lange bemüht, Geschlechtergerechtigkeit unter anderem durch die Stärkung von Inklusion in der Sprache zu fördern. Die gleichberechtigte Teilhabe aller Geschlechter wird unter anderem durch eine respektvolle Sprache und Ansprache verfolgt, die neben Frauen und Männern auch nichtbinäre Menschen miteinschließt.
Auf Grundlage der Empfehlungen einer statusgruppenübergreifenden Arbeitsgruppe hat das Präsidium 2022 eine Regelung zur Verwendung von geschlechtergerechter und –inklusiver Sprache in der offiziellen Kommunikation der Freien Universität beschlossen. Demnach werden in der Kommunikation grundsätzlich alle geschlechtlichen Identitäten berücksichtigt, es sei denn es sind nur bestimmte Geschlechter gemeint. Auch Sprachbilder, Zuschreibungen, Redewendungen und Bildsprache, die sich auf Geschlechterstereotype beziehen und diese reproduzieren, werden vermieden.
Wundern Sie sich allerdings nicht, wenn Sie Beispiele von Formulierungen in der offiziellen Kommunikation der Freien Universität finden, die noch nicht inklusiv sind. Die vielen bestehenden Vorlagen, Webseiten, etc. werden nach und nach von den zuständigen Arbeitsbereichen angepasst.
Diese Regelung gilt nicht für die individuelle Kommunikation einzelner Mitarbeitenden, Studierenden oder dezentraler Einrichtungen, sondern dient dort als Anregung.
(Selbst)Bezeichnungen
Menschen benutzen unzählige verschiedene Begriffe für ihre Identitäten und Selbstbezeichnungen – auch Menschen innerhalb ein und derselben Gruppe. Außerdem ändert sich Sprache ständig, so auch Begriffe, die mit Identitäten, Eigenschaften und auch Marginalisierungspraxen und politischer Mobilisierung zusammenhängen. Insofern kann es nie verbindliche, dauerhafte Definitionen oder Sprachregelungen geben.
Einige allgemeine Tipps:
- In der Regel sollten Selbstbezeichnungen, insbesondere Begriffe, die sich aus der jeweiligen Community entwickelt haben, Vorrang gegenüber Fremdbezeichnungen erhalten.
- Grundsätzlich gilt es, die Selbstdefinition einer Person zu respektieren. Dennoch kann nicht daraus geschlossen werden, dass andere Menschen die gleiche Bezeichnung auch so verstehen oder sogar angemessen finden. Auch fallen unter ein und denselben Identitätsbegriff Menschen mit unterschiedlichen Selbstdefinitionen und Biografien, die nicht unbedingt dieselben Erfahrungen teilen oder dieselben Interessen verfolgen.
- Durch die Benennung von allen jeweils relevanten Personengruppen wird vermieden, dass manche Personen als „das Normale” gelten und alle anderen als „die Abweichung” (z.B. sowohl cis als auch trans* Personen benennen)
- Bei einer sogenannten ‚people-first‘ Bezeichnung steht der Mensch im Mittelpunkt und Adjektive oder ähnliches werden verwendet, um Aspekte der Person zu benennen, z.B. „geflüchtete Personen“ im Gegensatz zu „Geflüchtete“. Mit ‚people-first‘ Bezeichnungen kann vermieden werden, Menschen auf einen Aspekt ihrer Identität zu reduzieren und/oder sie implizit zum Objekt zu machen
- Manche Begriffe die als Beleidung gegen marginalisierte Communities verwendet wurden, wurden von diese Communities angeeignet als Akt des Widerstands und Selbstbehauptung. So zum Beispiel wurde der englische Begriff „queer“ lange als herablassende Beschimpfung gegenüber insbesondere schwulen Männern verwendet. Erst in den 1980er Jahre fingen lesbische und schwule Aktivist*innen an, sich den Begriff als positive Selbstbezeichnung anzueignen - für Personen, die sich in ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität nicht heteronormativen oder geschlechtlich binären Kategorien zuordnen können oder möchten. Bei der Verwendung solcher angeeigneten und neubewerten Schimpfwörter ist Vorsicht geboten, denn wenn sie von Personen, die nicht als Teil der Community erkennbar sind, verwendet werden, können sie weiterhin eine beleidigende Wirkung haben.
Weitere Ressourcen der Freien Universität
- Gender- und diversitätsbewusste Sprache in der Lehre
- Gender- und diversitätsbewusste Verwendung von Bildern in der Lehre
- Gendergerechte Sprache
- Glossar geschlechtliche Vielfalt
- Digitale Barrierefreiheit
Externe Ressourcen
Folgende externe Ressourcen könnten ebenfalls nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass sie hier ohne Gewähr geteilt werden.
- Glossar für diskriminierungssensible Sprache von Amnesty International
- Glossar von IDA Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V.
- Glossar der Neuen deutschen Medienmacher: Formulierungshilfren für einen diskriminierungssensiblen Sprachgebrauch in der Bildungsarbeit in der Migrationsgesellschaft
- Diversitätsensible Sprache: Seite der Universität Potsdam
- Diversify! Diversitätsbewusste Mediengestaltung. Offene Lernressource der Hamburg Open Online University
- Sprache dekolonisieren: Text und Interview des Deutschlandfunks
- Hate Speech: IDA Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V.
- Diversity Style Guide: ein US amerikanischen Glossar und Ressourcen v.a. für Journalist*innen u.ä. (auf Englisch)
- Artikel darüber, wie unterschiedliche Sprachen Sexismus fördern (auf Englisch)
- Materialsammlung der Arbeitsgemeinschaft trans*empanzipatorische Hochschulpolitik
Informationen zu barrierefreier, gendergerechter Kommunikation
- Stellungnahme der bukof-Kommission für Studentische Angelegenheiten (KostA) zur Frage der Barrierearmut gendersensibler Sprache
- Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.
- Webportal digitalen Barrierefreiheit im Internet
- BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben
- Blog von Birgit Rydlewski
- Taz-Artikel zu barrierefreier Kommunikation im Netz (2019)
- Studie und Empfehlung der Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit in der Informationstechnik zu gendergerechter, digital barrierefreier Sprache
- Kompendium gendersensible Sprache des Bundesverbandes der Kommunikatoren
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