Boa Cooperação
Drei Fragen an den Brasilianischen Botschafter in Berlin . Ein Interview mit Luiz Felipe de Seixas Corrêa.
WIR: Wie sehen Sie die Zusammenarbeit zwischen der Brasilianischen Botschaft und dem LAI, und was sind für Sie die Ziele dieser Kooperation?
Luiz Felipe de Seixas Corrêa: Ich sehe unsere Zusammenarbeit mit dem Lateinamerikainstitut und der Freien Universität Berlin sehr positiv. Unser Verhältnis zum LAI könnte nicht besser sein. Wir bemühen uns nach Kräften, die Vorhaben und Veranstaltungen zu Lateinamerika und insbesondere Brasilien, die in erster Linie vom Brasilianistik-Lehrstuhl veranstaltet werden, zu unterstützen und an ihnen teilzunehmen. Wir haben verschiedene gemeinsame Projekte verwirklicht, so etwa das kürzlich stattgehabte Symposium über Guimarães Rosa sowie die Veröffentlichung einer Anthologie mit Texten von Antonio Cândido in deutscher Sprache. Das Hauptziel dieser Zusammenarbeit ist es, der brasilianischen Sprache, Kultur und Literatur in Deutschland eine größere Reichweite und nachhaltigere Wirkung zu verschaffen.
WIR: Sie unterstützen das LAI schon seit geraumer Zeit substanziell. Wie sind Ihre Perspektiven auf eine künftige Zusammenarbeit in dieser Hinsicht?
Luiz Felipe de Seixas Corrêa: Das LAI ist eines der wichtigsten deutschen Studienzentren mit Bezug auf Lateinamerika und Brasilien. Für Berlin stellt es ein kulturelles Kleinod dar, für dessen Erhalt sich die lateinamerikanischen Länder einsetzen sollten. Seit 1997 gehört zum Institut neben dem Portugiesischunterricht ein regulärer Brasilianistik-Lehrstuhl, dessen Bedeutung für die Verbreitung der brasilianischen Kultur in der deutschen Universitätslandschaft seinesgleichen sucht. Unsere strategische Zusammenarbeit mit dem LAI hat zum Ziel, die Bachelor- und Masterkurse in ihrer heutigen Form zu erhalten und den Portugiesischunterricht sowie die Studien brasilianischer Kultur und Literatur in Berlin weiterzuführen. Ein langfristiges Ziel des Projektes ist es, die Arbeit zu sichern und auszubauen, die am LAI durch den Brasilianistik-Lehrstuhl in Lehre, Forschung und sonstigen akademischen Vorhaben im Bereich brasilianischer Sprache, Kultur und Literatur geleistet wird.
WIR: Eine Frage, die für die Forschung am LAI interessant ist: Wie sehen Sie die Rolle Brasiliens in Lateinamerika?
Luiz Felipe de Seixas Corrêa: Brasilien teilt mit seinen südamerikanischen Nachbarn ein umfangreiches kulturelles und historisches Erbe. Das Ziel, gemeinsam mit unseren Nachbarn ein politisch stabiles, sozial gerechtes und wirtschaftlich florierendes Südamerika aufzubauen, hat für Brasilien hohe Priorität. Unser Entwicklungsprojekt ist daher untrennbar mit der südamerikanischen Integration verbunden. Dabei geht es nicht um einen Führungsanspruch, sondern um gemeinsames Handeln.
Brasilien steht fest zu diesem Integrationsprojekt. Die heutige Welt ist stark vom Konkurrenzkampf geprägt. Große wie kleine Länder müssen sich in ihre Region integrieren, um im Wettbewerb besser zu bestehen. In diesem Zusammenhang ist die Entscheidung Brasiliens für den Mercosul und die Südamerikanische Staatengemeinschaft CASA auch ein Ja zur Bildung eines integrierten südamerikanischen Raumes auf politischer, sozialer und wirtschaftlicher Ebene sowie in den Bereichen Umwelt und Infrastruktur.
Brasilien setzt sein politisches und wirtschaftliches Gewicht ein, um den Prozess der regionalen Integration durch Ausweitung des Handels und Bau von Infrastrukturvorhaben auf eine breitere Basis zu stellen und zu vertiefen. Die Bestrebungen zur regionalen Integration gehen jedoch weit über die Förderung von Handel und Infrastruktur hinaus. Langfristig zielen sie auf die Stärkung der politischen und wirtschaftlichen Stabilität Südamerikas und den Ausbau unserer Verhandlungsposition bei Gesprächen mit Drittländern oder anderen Ländergruppen.