Neue DFG-Forschungsgruppe an der Freien Universität Berlin zum Thema Fachkräftemangel
Projekt der Wirtschaftswissenschaften erhält Förderung / Sprecher ist Volkswirt Prof. Dr. Peter Haan
Nr. 182/2024 vom 27.09.2024
An der Freien Universität Berlin fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine neue Forschungsgruppe zum Thema „Fachkräftemangel und Qualifizierung“. Die Gruppe ist ein Verbundprojekt der institutionenübegreifenden Berlin School of Economics (BSoE). Forscherinnen und Forschern der Freien Universität, der Humboldt Universität zu Berlin, European School of Management and Technology Berlin (ESMT Berlin), der Hertie School of Governance, der Universität Potsdam, der Europa-Universität Viadria sowie der Leibniz-Institute Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) werden in den kommenden Jahren erforschen, welche Auswirkungen die Transformationen auf dem Arbeitsmarkt für den Arbeits- und Fachkräftemangel haben. Dabei spielen neue Anforderung an die Qualifikation der Beschäftigten eine entscheidende Rolle. Die neue Forschungsgruppe ist eine von insgesamt sieben neuen Kolleg-Forschungsgruppen, die nach der Entscheidung des DFG-Hauptausschusses insgesamt rund 39 Millionen Euro Projektausgaben erhalten. Die Förderung läuft über vier Jahre.
„Arbeits- und Fachkräftemangel sowie fortlaufende Qualifizierung von Arbeitskräften sind zentrale Herausforderungen für Deutschland und viele andere entwickelte Volkswirtschaften“, sagt der Sprecher der Forschungsgruppe, der Volkswirt Prof. Dr. Peter Haan. Er ist S-Professor an der Freien Universität und Leiter der Abteilung Staat am DIW Berlin. „Die daraus resultierenden Probleme sind schon heute zu beobachten, doch der bevorstehende Renteneintritt der Baby-Boomer-Kohorten wird die Herausforderungen noch verstärken.“ Hinzu komme, dass sich die Struktur der Arbeitskräftenachfrage aufgrund der Globalisierung und digitalen Transformation verändere und zunehmend Qualifikationen gefragt seien, die derzeit nur wenige Arbeits- und Fachkräfte hätten. Zu den jüngsten Treibern dieser Entwicklungen zählt der Wissenschaftler vor allem Innovationen, die aus künstlicher Intelligenz und der ökologischen Transformation von Volkswirtschaften resultieren. Klimapolitik, wie der EU Green Deal, führe zu steigenden Preisen für kohlenstoffintensive Güter die Produktionsprozesse und wirke sich somit auch auf die Nachfrage nach Arbeitskräften und deren Qualifikationen aus. „Die Auswirkungen machen sich in der gesamten Wirtschaft bemerkbar. Ebenso betreffen neue digitale Entwicklungen die meisten, wenn nicht alle Bereiche der Wirtschaftstätigkeit. Insgesamt führen diese Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zu einem Missverhältnis zwischen den erforderlichen und den vorhandenen Qualifikationen“, betont der Volkswirt.
Ziel dieser Forschungsgruppe ist es, die wissenschaftliche Basis zu legen, um die Transformation auf dem Arbeitsmarkt umfassend zu analysieren. Darüber hinaus ist es das Ziel, kausale Evidenz für Mechanismen und politische Reformen zu identifizieren, die den Arbeits- und Fachkräftemangel verringern und die Qualifikationen von Arbeitskräften erhöhen können. Unterschiedliche Politikfelder wollen untersucht werden, die relevant sind, wenn es darum geht, den Arbeits- und Fachkräftemangel zu reduzieren: Bildung, Einwanderung, Beschäftigung von Frauen, Familienpolitik und Rentenpolitik. Diese Bereiche werden können nicht isoliert betrachtet werden, sondern unter Berücksichtigung möglicher Wechselwirkungen. Für die Analysen werden unterschiedliche empirische Methoden verwendend, unter anderem kausale mikroökonometrische Evaluationsmethoden, Feldexperimente, Survey-Experimente und strukturelle Modellierung.
Weitere Informationen und Interview-Wünsche:
Prof. Dr. Peter Haan, Freie Universität Berlin und DIW Berlin, E-Mail: phaan@diw.de