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Die Urgründe des Stehvermögens

Der Pharmakologe Günter Schultz beendet seine Institutslaufbahn

Nr. 105/2003 vom 16.06.2003

Pressekonferenz am 19. Juni 2003 um 11.00 Uhr im Institut für Molekularbiologie und Biochemie der Freien Universität Berlin, Arnimallee 22, 14195 Berlin

Prof. Dr. Günter Schultz, derzeit Geschäftsführender Direktor des Dahlemer Instituts für Pharmakologie der Freien Universität, beendet heute seine Universitätslaufbahn. Zu Ehren von Günter Schultz treffen sich Wissenschaftler aus aller Welt mit Rang und Namen auf dem Gebiet der Zellulären Signaltransduktion zum VIII. Internationalen Dahlemer Symposium für zelluläre Signalerkennung und –transduktion, das vom 18.-21. Juni 2003 in Berlin-Dahlem stattfindet.

Der Pharmakologe Schultz hat im Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dessen Mitglied er 1994 bis 2000 war, wesentlich an der Organisation der deutschen Wissenschaftslandschaft mitgewirkt. Für seine Verdienste wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen, das er am Dienstag aus den Händen von Wissenschafts-Staatssekretär Peer Pasternack in Empfang nahm.

Günter Schultz ist ein weltweit hochgeschätzter Experte auf dem Gebiet der molekularen Pharmakologie. Er gehört zu den Pionieren der zellulären Signaltransduktion. Sie befasst sich damit, wie körpereigene Wirkstoffe, Hormone und Neurotransmitter die Aktivität der verschiedenen Körperzellen verändern.

Wirkstoffe lösen oft komplexe Ketten von biochemischen Ereignissen in den Zellen aus, bei denen Rezeptoren, G-Proteine, Enzyme und Ionenkanäle ganz bestimmte Rollen spielen. Wenn man die einzelnen Zellen auf molekularer Ebene betrachtet und den Ablauf solcher Signalketten erfasst hat, ist es leicht, physiologische Prozesse im Körper zu verstehen. Es ist dann oftmals möglich, gezielt Medikamente zu entwickeln, mit denen eingegriffen werden kann, wenn solche Prozesse – wie im Falle vieler Krankheiten – außer Kontrolle geraten.

Günter Schultz hat zahlreiche zelluläre Regulationsmechanismen aufgedeckt und untersucht. Spektakulär war zum Beispiel seine Entdeckung, dass bestimmte Angina-Pectoris-Medikamente in einigen Arten von Körperzellen zu einer Anreicherung einer speziellen Substanz – cGMP genannt – führen. Damit legte er die Basis für eine der wichtigsten Entdeckungen der Pharmakologiegeschichte.

Blutgefäße sind von innen mit einer Schicht aus Zellen ausgekleidet. Eine simple chemische Verbindung, das Stickstoffmonoxid (NO), löst in diesen Zellen die Bildung von cGMP aus. cGMP führt dann zu einer Erweiterung der Blutgefäße – gewünschter Effekt bei der Behandlung von Angina pectoris. Bei dieser Art Anfall verkrampfen und verengen sich die Blutgefäße, die das Herz versorgen. Angina-Pectoris-Medikamente setzen im Blutstrom NO frei und „entspannen die Lage“.

Und noch ein Medikament wäre ohne die Entdeckungen von Günter Schultz vielleicht nicht entwickelt worden. Es verhindert, dass cGMP nach seiner Herstellung wieder entfernt wird – und zwar speziell in den Zellen, die die glatte Muskulatur des Penisschwellkörpers bilden. Das Medikament heißt Sildenafil und trägt im Handel den Namen Viagra.

Weitere Informationen

Dr. Björn Maul, Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie, Robert-Rössle-Str.10, 13125 Berlin, www.fmp-berlin.de, Tel.: +49 (0) 30 94 79 31 02, Fax: +49 (0) 30 94 70 31 09, E-Mail: maul@fmp-berlin.de