#metoomedieval? Misogynie und weibliche Sprachmacht in der Literatur des Mittelalters
Eine Veranstaltung im Rahmen des Gender Lunch Talks im Wintersemester 2019/20
Talk mit Prof. Dr. Jutta Eming, Institut für Niederländische und Deutsche Literatur
Der Lunch Talk stellt die Erzähltradition der "Sieben weisen Meister" (Historia septem sapientum) vor - die bekannteste Erzählung der Vormoderne, von der Sie noch nie gehört haben. Nach frühen griechischen und syrischen Versionen wurde sie in über 20 Sprachen und Hunderten von
Manuskripten und Drucken vom 12. bis weit ins 17. Jahrhundert überliefert, ein für mittelalterliche und frühneuzeitliche Verhältnisse exorbitanter Erfolg. Wie die Erzählungen aus 1001 Nacht berichtet auch "Die Sieben weisen Meister" von einer Frau, die mit ihrer Sprachmacht und Erzählkraft darum kämpft, ihr Leben nicht zu verlieren. Anders als in der berühmten arabischen Sammlung geht es für die Erzählerin jedoch nicht gut aus – sie verliert ihr Leben, nachdem sie einen falschen Vergewaltigungsvorwurf erhoben hat und mit verschiedenen ‚Gegenerzählungen‘ von männlichen Figuren zum Schweigen gebracht worden ist. Die Projektvorstellung erörtert die Frage, wie sich eine solche misogyne Erzähltradition gendertheoretisch aufarbeiten ließe, und macht den Vorschlag, dafür den Fokus auf Formen von Beredsamkeit zu legen. Eine gewisse Nähe zu den aktuellen #metoo-Debatten ist beabsichtigt, wenn sie auch nicht überstrapaziert werden soll.
Zeit & Ort
14.11.2019 | 12:30 - 13:30
Habelschwerdter Allee 45, Raum K 25/11