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Sonderbestände der Universitätsbibliothek


Historische Sozialismusforschung

Als besonderes Sammelgebiet pflegte die UB im Bereich der Sozialwissenschaften die Literatur zu Sozialismus und Arbeiterbewegung. Den Grundstock dazu bildet die 1951 erworbene Spezialsammlung des oberschlesischen Sozialdemokraten Max Stein (1871-1952). Es handelt sich um ca. 7.500 Bände Monographien, Broschüren und Zeitschriften, davon ca. 3.500 Bände aus dem 19. Jahrhundert.

Die Sammlung ist eine Spezialsammlung zur Geschichte des Sozialismus, d. h. zur Theorie des Sozialismus sowie zur politischen und Organisationsgeschichte der Arbeiterbewegung. Der Schwerpunkt liegt auf dem in Deutschland und in Mitteleuropa erschienenen Schrifttum seit der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) im Jahre 1863. Die fremdsprachige Originalliteratur ist nur in geringem Umfang vorhanden, wohl aber die Übersetzungsliteratur sowie das deutschsprachige Schrifttum über die Arbeiterbewegung des Auslandes. Insgesamt gesehen und speziell auch mit Blick auf die ältere Literatur (19. Jh.) handelt es sich um die größte bekannte Privatsammlung dieses Fachgebiets.

Aus historischer Sicht sind die zahlreichen Erstausgaben sozialistischer Klassiker besonders hervorzuheben. Für den Forschungsbetrieb wichtiger ist das Urheberschrifttum von Organisationen der Arbeiterbewegung. Die Kongreßberichte der Hauptorganisationen sind nahezu vollständig vorhanden. Ein großer Teil des Urheberschrifttums entfällt auf Veröffentlichungen regionaler und lokaler Verbände, von Splittergruppen, örtlichen Arbeitersekretariaten und lokalen Genossenschaften usw. Diese Materialien gehören zum wertvollsten Bestand der Bibliothek Stein.

Sie wurde im Rahmen des DFG-Projekts "Dokumentation Historische Sozialismusforschung" inhaltlich und formal erschlossen; ein Bandkatalog ist 1993 erschienen (Krimpenfort, Wilhelm: Bibliothek Stein : Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert; Katalog / bearb. von Wilhelm Krimpenfort, u. Mitarb. von Dieter Vorath. Herausgegeben von Ulrich Naumann. - Wildberg : Belser Wissenschaftlicher Dienst, 1993. - XXXII, 874 S. ISBN 3-628-90100-6). Parallel zum Katalog wurde von Belser Wissenschaftlicher Dienst eine Edition herausgegeben, die etwa ein Drittel der "Bibliothek Stein" umfaßt und vornehmlich das bisher nicht oder nur sehr schwer zugängliche Urheberschrifttum verfügbar macht. Dort sind die einzelnen Titel auch als CD-ROM-Ausgaben zu erhalten.

Seit Anfang der 60er Jahre wird in der UB, aufbauend auf der Sammlung Stein, in möglichst hoher Vollständigkeit ältere Literatur als direkte Ergänzung der Bibliothek Stein erworben.

Im Jahre 1979 wurde die private Büchersammlung des Berliner Linkskommunisten Alfred Weiland (1906-1976) erworben, darunter ca. 750 Bände zum Historischen Sozialismus. Es handelt sich um eine Spezialsammlung, deren Schrifttum die Richtungen und Strömungen der Splittergruppen der Arbeiterbewegung am Rande der SPD und KPD seit dem Ersten Weltkrieg abdeckt.

Weitere Schwerpunkte liegen auf linker Widerstandsliteratur der NS-Zeit sowie auf der linkssozialistischen Literatur der unmittelbaren Nachkriegszeit.

Literatur:

  • H.D. Heilmann: Die Bibliothek in Zeit und Räumen. I-IV.
    In: Bibliotheksinformationen der UB der FU Berlin. Nr. 18, Nr. 24, Nr. 25 und Nr. 26;
  • Sylvia Kubina: Die "Sammlung Weiland" in der UB der FU Berlin.
    In: Bibliotheksinformationen der UB der FU Berlin. Nr. 27;
  • Sylvia Kubina: Die Bibliothek des Berliner Rätekommunisten Alfred Weiland (1906-1978).
    Berlin: UB der FUB, 1995. - 135 S.: Ill.
    (Veröffentlichungen der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin ; 4)
    ISBN 3-929619-07-5

Als bisher letztes abgeschlossenes Projekt zur weiteren Erschließung der vorhandenen Literatur ist ein Bestandskatalog und eine Quellenedition zur Proletarischen Frauenbewegung erarbeitet worden. Hierbei wurden etwa 3.000 wesentliche Quellen zu dieser Frage in einem systematisch gegliederten, als recherchierbare CD-ROM-Datenbank veröffentlichten Bestandskatalog zusammengestellt. Etwa 1.000 Quellen wurden in eine Edition aufgenommen. Dabei wurde erstmals über den Bestand der Bibliothek hinausgehend auch die in anderen Bibliotheken des In- und Auslandes vorhandene Literatur erfaßt und nachgewiesen, wobei die umfangreichen Bestände der Bibliothek der Stiftung Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO) mit der dort vorhandenen Privatbibliothek von Clara Zetkin dominieren.

Der Bestandskatalog und die Quellenedition wurden im Herbst 1999 im Verlag Belser Wissenschaftlicher Dienst, Wildberg, veröffentlicht.

  • Bestandskatalog und Quellen-Edition zur proletarischen Frauenbewegung. Katalogwerk mit Katalogband und Bestandsverzeichnis auf CD-ROM, bearbeitet von Sylvia Kubina, hrsg. von Ulrich Naumann.
    Wildberg: Belser Wissenschaftlicher Dienst, 1999.
    ISBN 3-628-11329-6

Die in die Edition aufgenommenen Titel können beim Verlag als CD-ROM oder Mikrofiche bezogen werden. Für die Katalogisierungsunterstützung in Bibliotheken ist eine MAB2-Datenbank aller editierten Titel beim Verlag erhätlich: Database Proletarische Frauenbewegung of the 19th & early 20th Centuries. ISBN 3-628-11589-2.

Insgesamt umfaßt der Sammelschwerpunkt Sozialismusforschung rd. 50.000 Bände, von denen ca. 20.000 auf die historischen Sozialistika entfallen.


Pflichtexemplare Berlin 1952 bis 1994

Von 1952 bis 1964 erhielt die UB durch eine Vereinbarung mit der Berliner Verleger- und Buchhändlervereinigung je ein Exemplar jedes in Berlin verlegten Buches und damit die Aufgabe der Archivierung des regionalen Pflichtexemplars. Seit 1965 erfüllte die UB die Aufgaben der Pflichtexemplarbibliothek für Berlin [West]; von 1990-1994 für ganz Berlin (bei eingeschränktem Zugang). Seit 1995 liegt das Pflichtexemplar bei der Berliner Stadtbibliothek, der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB).


Geschützter Bestand und Rarasammlung

Als Geschützter Bestand gelten die bis zum Jahr 1900 erschienenen Werke. Sie werden nicht nach Hause ausgeliehen, sondern nur zur Benutzung im Lesesaal bereit gestellt und unterliegen einem Kopierverbot. Inhaltlich kehren hier die stärker gepflegten Erwerbungsgebiete der UB wieder, historisch liegt der Schwerpunkt deutlich im 19. Jh.

In der Rarasammlung stehen Werke von besonderem wissenschaftlichen, historischen oder ästhetischen Wert: Inkunabeln (17) und Frühdrucke, seltene Sozialistika, Flugschriften, Erstausgaben, Almanache des 19. Jhs, bedeutende Exemplare der Buchkunst und neuere [West-]Berliner Pressendrucke (bis 1994).
Die Rarasammlung der UB ist nicht wie die anderer Bibliotheken durch planvolle Sammlung kostbarer und seltener Bücher, sondern aus dem Erwerb auch sehr wertvoller Literatur für Forschung und Lehre entstanden; es ist also keine réserve précieuse im herkömmlichen Sinn. Sie umfaßt gut 3.000 Titel, von denen etwa 1.700 vor 1900 erschienen sind. Schwerpunkte bilden die klassische Altertumswissenschaft, die deutsche Geistesgeschichte des 18. und 19. Jhs, die Voltaire-Sammlung des FU-Romanisten Walter Pabst, Flugschriften und seltene [West-]Berliner Publikationen der Nachkriegszeit.


VerlagsEinbandDatenbank (VED)

Die VED ist ein Modell für eine Verlagseinbanddatenbank des deutschen Sprachgebietes, d. h. eine Datenbank der maschinell/industriell hergestellten Einbände von ca. 1850 bis ca. 1930.

Sie wurde von Frau Doris Fouquet-Plümacher, ehemalige Fachreferentin an der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin bearbeitet. Sie umfaßt bei ihrem Abschluß (Mai 2013) 700 Verlagseinbände mit 935 Büchern, überwiegend aus dem Bestand der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin. Die Kleistausgaben stammen mehrheitlich aus dem Bestand des Kleist-Museums Frankfurt/Oder.

URL: http://amun.ub.fu-berlin.de/ved/informationen

Literatur: Doris Fouquest-Plümacher, Leon Krauthausen: Verlagseinband digital. Leicht erw. Fasssung von: Einbandforschung 22. 2008


Homöopathie

Die UB verwaltet treuhänderisch die Bibliothek des Berliner Vereins Homöopathischer Ärzte. Dessen Bibliothek (Signatur: 4 RH) enthält zusammen mit den Erwerbungen der UB umfassend das homöopathische Schrifttum von Hahnemann bis in die Gegenwart, das durch Publikationen zur alternativen Medizin und zu Außenseitern ergänzt wird. Hier wird die Erwerbung durch den Berliner Verein Homöopathischer Ärzte eingeschränkt fortgesetzt. Die Bibliothek des Vereins ist folgendermaßen gegliedert: Bestand bis 1850 - Rara, Bestand 1851 - 1950 Geschützter Bestand (Benutzung nur im Lesesaal), Werke ab 1951 sind ausleihbar.


Privatbibliotheken

Erworben wurden einige kleinere Sammlungen von Gelehrten, z. B. des Historikers Friedrich Meinecke (1862-1954), des Juristen Franz Neumann (1900-1954), des Psychologen Ludwig Lewin (1887-1967) und des Theaterwissenschaftlers Hans Knudsen (1886-1971). Diese Bibliotheken sind (mit Ausnahme der Bibliothek Knudsen) bei der Übernahme im Hause nicht geschlossen aufgestellt, sondern je nach Inhalt dem damals systematisch geordneten Magazinbestand zugeordnet worden. 1993 folgten die Privatbibliothek des Romanisten Walter Pabst (1907-1992), die des Theologen Helmut Gollwitzer (1908-1993) sowie die des SPD-Politikers Otto Suhr (1894-1957).


Alte juristische Dissertationen

Diese Sammlung von rund 17.500 juristischen Dissertationen des 16. – 19. Jahrhunderts (Schwerpunkt 17. – 18. Jahrhundert) wurde der Universitätsbibliothek nach ihrer Gründung vom Berliner Kammergericht überlassen und durch einige Dissertationen aus dem allgemeinen Bestand ergänzt. Sie hat ihren Ursprung in den Beständen des Kgl. Preußischen Obertribunals, des Rheinischen Revisions- und Kassationshofs und des Kgl. Preußischen Kammergerichts.

Die Dissertationen sind vorwiegend an den Universitäten des Alten Reichs entstanden. Etwa 1.000 Titel stammen aus dem Ausland, vor allem aus den Niederlanden und der Schweiz. Behandelt werden alle Rechtsgebiete, die seinerzeit gelehrt wurden, insbesondere aber das gemeine deutsche Privatrecht.

Die Sammlung ist bibliographisch und sachlich erschlossen. Bibliographische Daten sind über die einfache und die erweiterte Suche recherchierbar.

Die Schriften gehören zum geschützten Bestand und können nur im Lesesaal benutzt werden.

Weiter Informationen unter: Schnieders, Klaus: Juristische Dissertationen aus dem Alten Reich: ein Sonderbestand der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin. -Berlin, 2012. - 117 S.- ISBN: 978-3-929619-81-2. - (Veröffentlichungen der Universitätsbibliothek. Nr. 6.)
Online-Version auf dem Dokumentenserver der FU Berlin


Alte Medizin

Durch die Übernahme eines wesentlichen Teils der ehemaligen Berliner Medizinischen Zentralbibliothek (1980 ff.) ist die medizinische Fachliteratur des 18. und vor allem des 19. und frühen 20. Jhs. recht gut vertreten. Außerdem ist auch ein guter Bestand an Quellen und Sekundärliteratur zur Geschichte der antiken Medizin vorhanden.


Schulprogramme des 19. Jahrhunderts

Etwa 13.500 Schulprogramme wurden 1968 vom Pädagogischen Zentrum übernommen und später durch Kauf um 1.500 Stück auf den derzeitigen Bestand von 15.000 abgerundet. Es handelt sich um deutsche Schulprogramme aus der 2. Hälfte des 19.Jahrhunderts (bis spätestens 1915) mit dem Schwerpunkt Preußen. Die Aufstellung erfolgt nach dem Alphabet der Orte, innerhalb der Orte nach Jahren. Die Sammlung ist der Benutzung zugänglich, mit ihrer Aufnahme in den Online-Katalog wurde begonnen.


Vorlesungsverzeichnisse deutscher Universitäten und Hochschulen

Alte Vorlesungsverzeichnisse, dabei auch ehem. Ostprovinzen (Breslau, Danzig, Königsberg), mit Lücken. Sie sind im Online-Katalog verzeichnet.