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Sabbatjahr in Dahlem

Die Islamwissenschaftlerin und Judaistin Sarah Stroumsa erforscht die gemeinsame Geistesgeschichte von Juden, Muslimen und Christen im islamischen Mittelalter

23.01.2013

Sarah Stroumsa ist Islamwissenschaftlerin und Judaistin. Sie forscht derzeit als Alexander-von-Humboldt-Preisträgerin an der Freien Universität Berlin.

Sarah Stroumsa ist Islamwissenschaftlerin und Judaistin. Sie forscht derzeit als Alexander-von-Humboldt-Preisträgerin an der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Verena Blindow

Wissenschaft kann Grenzen überwinden. Im Fall der renommierten Islamwissenschaftlerin und Judaistin Professorin Sarah Stroumsa, die derzeit als Alexander-von-Humboldt-Stipendiatin ein Jahr in der von Professorin Sabine Schmidtke geleiteten Research Unit an der Freien Universität verbringt, trifft dies in besonderem Maße zu. Als Israelin, deren Vorfahren Deutsch sprachen und die neben jüdischer Philosophie Arabische Sprach- und Literaturwissenschaft studierte, ist die ehemalige Rektorin der Hebrew University in Jerusalem Widerstand gewohnt – aber auch, ihn zu überwinden.

Das Forschungsgebiet der 63-jährigen Wissenschaftlerin umfasst die Ideengeschichte sowie die Geschichte der Philosophie und Theologie in der Islamischen Welt im Mittelalter, also zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert. „Wir haben das große Glück, dass verhältnismäßig viele Dokumente aus dieser Zeit überliefert sind“, sagt Sarah Stroumsa. „Das erlaubt uns Einblicke in die Entwicklung der jüdischen, muslimischen und christlichen Geistesgeschichte.“

Durch diese Fülle an Material bleibe Islamwissenschaftlern genug Raum für eigene Forschung. Dabei konzentriert Stroumsa sich auf das Wirken und Denken jüdischer, muslimischer und christlicher Gelehrter, das der Wissenschaftlerin zufolge miteinander zusammenhängt und nicht separat betrachtet werden kann.

In ihrem aktuellen Projekt mit dem Titel „Thinkers of ‘This Peninsula’: New Perspectives in the Philosophy of al-Andalus” konzentriert sie sich auf die überwiegend von Muslimen bewohnte Iberische Halbinsel während des Mittelalters. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Forschungszentrums „Intellectual History of the Islamicate World“, das die Islamwissenschaftlerin Professorin Sabine Schmidtke von der Freien Universität vor über zwei Jahren ins Leben gerufen hat, sollen neue Erkenntnisse über die großen Philosophen des islamischen Spaniens gewonnen werden. „Es ist wichtig, in Teams zusammenzuarbeiten, um das Wissen Einzelner zu bündeln“, sagt Stroumsa. Berlin eigne sich dafür als Standort in besonderem Maße – und das nicht nur wegen seines multikulturellen Charakters.

„Durch die Arbeit im Forschungszentrum habe ich die Chance, Wissenschaftlern zu begegnen, die ich in Israel aufgrund der Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern sonst nicht treffen könnte“, sagt Stroumsa. Ein weiteres Anliegen ist ihr daher der akademische Austausch über politische Grenzen hinweg.  Zu diesem Zweck hat Stroumsa mit einem palästinensischen Kollegen vor über fünf Jahren eine Online-Plattform ins Leben gerufen: zum Informationsaustausch ohne Barrieren.

Für Stroumsa stehen bei ihren Forschungsarbeiten vor allem die intellektuelle Herausforderung und die Freude an ihrer Arbeit im Vordergrund. Doch liege es in der Natur der Sache, dass die gleichzeitige Beschäftigung mit muslimischer und jüdischer Geschichte im Nahen Osten auch zum Politikum werde. „Manche Gegner der israelischen Regierung fordern einen ‚akademischen Boykott‘, um das Land zu isolieren, doch meiner Meinung nach besteht die Hauptaufgabe einer Universität darin, Brücken zu schlagen.“

Ausführliche Informationen

Forschungsnetzwerk

  • Intellectual Encounters (IE) Philosophy and Science in the world of the Medieval Islam

Internationales MA-Programm

Pressemitteilung

Weitere Informationen

Dieser Text wurde ursprünglich am 23.01.2013 in campus.leben, dem Online-Magazin der Freien Universität Berlin, veröffentlicht.