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Hegemoniale Männlichkeit im Finanzmarkt-Kapitalismus

Andreas Stückler – 2011

Das Konzept der hegemonialen Männlichkeit nach Raewyn Connell gilt innerhalb der sozialwissenschaftlichen Männlichkeitsforschung als Leitkategorie schlechthin und wurde inzwischen sehr breit rezipiert und oft aufgegriffen. Eine bedeutende Weiterentwicklung stammt von Michael Meuser, der von einer kompetitiven Struktur von Männlichkeit ausgeht und hegemoniale Männlichkeit, im Sinne eines Männlichkeitsideals, als ein Resultat des ständigen Wettbewerbs unter Männern begreift. Wenn aber Konkurrenz ein konstitutives Element der Konstruktion von Männlichkeit darstellt, was bedeutet das im Hinblick auf die heute allgemein wahrnehmbare, sich fortschreitenden Ökonomisierungstendenzen verdankende Verschärfung von Konkurrenz und Wettbewerb in verschiedensten gesellschaftlichen Subsystemen? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen einer von Meuser konstatierten kompetitiven Struktur von Männlichkeit und den hochkompetitiven gesellschaftlichen Verhältnissen der Gegenwart? Die Hypothese, die hier plausibilisiert werden soll, lautet, dass diese von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Verhältnisse als die gegenwärtige Form männlicher Herrschaft aufzufassen sind. Eine Analyse der Funktionsstrukturen des Finanzmarkt-Kapitalismus als heute vorherrschendes Produktionsregime gibt Einblick in die Ursachen der Ökonomisierung und verdeutlicht, dass es sich dabei vor allem um eine von den Finanzmärkten ausgehende Verlagerung und Verschiebung von Konkurrenz in unterschiedlichste gesellschaftliche Teilbereiche handelt. Hegemoniale Männlichkeit geht in der Gegenwart aus diesen Strukturen des Finanzmarkt-Kapitalismus hervor und formuliert inhärent männliche Leitbilder und Ideale, die in je verschiedenen Bereichen Konkurrenz- und Wettbewerbsfähigkeit unter den gegebenen ökonomisierten, hochkompetitiven Verhältnissen gewährleisten.

Titel
Hegemoniale Männlichkeit im Finanzmarkt-Kapitalismus
Verfasser
Andreas Stückler
Datum
2011-08
Art
Text
Über den Autor

 

Andreas Stückler, Jahrgang 1982; Studium der Soziologie an der Universität Wien. Derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Österreichischen Plattform für Interdisziplinäre Alternsfragen (ÖPIA) sowie Dissertant an der Universität Wien. Arbeitsschwerpunkte vor allem in der Rechts- und Kriminalsoziologie, der Männlichkeits- und Geschlechterforschung sowie in der Alter(n)sforschung.

 

Weitere jüngere Publikationen:

Stückler, Andreas, 2011: Zur diskursiven Konstruktion des Straftatopfers. In: Neue Kriminalpolitik 2/2011; S. 60-64

 

Kontakt

stueckler@oepia.at