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London Calling Paris. Zur Relevanz der Kategorie Männlichkeit für eine intersektionale Analyseperspektive auf urbane Jugendaufstände in Europa

Philippe Greif – 2012

Anfang August 2011 kam es in mehreren Städten Englands fünf Tage lang zu massiven Ausschreitungen von randalierenden Jugendlichen. Auslöser dieser Unruhen war der Tod eines 29 jährigen Schwarzen, der von der Polizei erschossen wurde. Im Verlauf der folgenden Tage breiteten sich die Unruhen von Tottenham ausgehend über weitere Londoner Stadtviertel und zahlreiche andere Städte Englands aus. Bei solchen Ausschreitungen handelt es sich weder um ein neues Phänomen noch ist die Debatte um gewaltbereite Jugendliche, die ganze Stadtviertel demolieren und in Brand setzen, neu. Die sozio-politischen Konflikte in den französischen Vorstädten, die spätestens seit dem November 2005 europaweit für urbanes Chaos, Angst vor Verbrechen,"Rassenprobleme" und die negativen Folgen der Deindustrialisierung stehen, eskalierten in den vergangenen Jahren mehrfach in massenhaften Ausschreitungen zwischen Jugendlichen und der Polizei. Der aktuelle Forschungsstand zu urbanen Jugendaufständen zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass geschlechtersensible Analyseansätze einen bisher lediglich marginalen Eingang gefunden haben. Über die gelegentliche Feststellung hinaus, dass es sich bei "den Jugendlichen" mehrheitlich um männliche Jugendliche handelt, wird nicht die Frage gestellt, wie diese Aufstände als kollektive Handlungspraxis mit Männlichkeit als geschlechtlicher Konstruktion in Zusammenhang stehen. Entlang der Leitfrage, auf welche Weise die Faktoren Männlichkeit, Adoleszenz, Ethnizität, soziale Benachteiligung und ein konflikthaftes Verhältnis zur Polizei in den Aufständen zusammenwirken, soll im vorliegenden Artikel diskutiert werden, inwiefern die kritische Männlichkeitsforschung zu einer umfassenden intersektionalen Analyseperspektive auf urbane Jugendaufstände in Europa beitragen kann.

Titel
London Calling Paris. Zur Relevanz der Kategorie Männlichkeit für eine intersektionale Analyseperspektive auf urbane Jugendaufstände in Europa
Verfasser
Philippe Greif
Datum
2012
Art
Text
Über den Autor

 

Philippe Greif, Dipl. Pol., Jahrgang 1982; Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Friedens- und Konfliktforschung an der Philipps-Universität Marburg undder Universidad des Buenos Aires. Derzeit wissenschaftliche Hilfskraft im Teilgebiet Politik und Geschlechterverhältnis am Institut für Politikwissenschaft der Philipps-Universität Marburg; Mitglied und Lehrbeauftragter am Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung der Philipps-Universität Marburg; Promotionsvorhaben zum Themenbereich: Männlichkeit und Protest im Kontext einer Verunsicherung hegemonialer Männlichkeit. Leitet Workshops zur kritischen Auseinandersetzung mit Männlichkeit und verinnerlichten vergeschlechtlichten Herrschaftsverhältnissen. Forschungsinteressen und Arbeitsschwerpunkte: Feministische Geschlechter- u. kritische Männlichkeitsforschung, Feministische Theorie, Prekärsein, Prekarität und Prekarisierung, soziale Exklusion, intersektionale Perspektiven auf soziale Ungleichheit, soziale Bewegungen, Gewalt und Geschlecht.

Kontakt: phi.greif@googlemail.com