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Widerstreitende Bewegungen. Umrisse einer Analytik des akademischen Feminismus

Sabine Hark – 2007

Seit den frühen 1990er Jahren ist im nationalen und internationalen Diskurs der Frauen- und Geschlechterforschung ein verstärktes Bedürfnis nach Selbstvergewisserung und Reflexion feststellbar. Vor diesem Hintergrund rückt der vorliegende Text zwei Untersuchungsdesiderate in den Vordergrund: Zum einen fehlen systematische Analysen der institutionellen Bedingtheit von Frauen- und Geschlechterforschung wie auch des Wechselverhältnisses von institutionellem und intellektuellem Geschehen. Zum anderen liegen nur wenige Untersuchungen zu der Frage vor, wie die jeweilige gesellschaftliche und wissenschaftspolitische Konstellation die Handlungsmöglichkeiten von Feminismus strukturiert und welche Implikationen dies für das feministische Kritikprojekt hat. Schwerpunkt der Ausführungen von Sabine Hark ist die theoriegeleitete Konturierung einer Analytik, die sie mit Adrienne Rich (1986) politics of location nennt; eine Analytik, der es darum geht, zu verstehen, wie die Anstalten der Wissenschaft den akademischen Feminismus ermöglicht und zugleich um- und begrenzt haben, welche Beziehungen also zwischen bestimmten Orten und den dort produzierten Diskursen existieren. Dafür fragt der Beitrag zunächst nach den Konstellationen und Konjunkturen, in denen sich der akademische Feminismus heute artikulieren kann (II.). Im nächsten Schritt geht es darum, genauer zu konturieren, was unter politics of location zu verstehen ist, und um welche Fragen es in diesem Zusammenhang gehen sollte (III.). Anschließend umreißt der Beitrag, welche Aspekte in der Forschung bereits behandelt wurden und welche zu bearbeiten anstehen (IV.). Unter der Perspektive, wie das feministische Projekt den Anspruch, ein Projekt der Kritik zu sein, umsetzen kann, fokussieren die abschließenden Abschnitte (V.-VII.) verschiedene Dimensionen der Frage von feministischen Handlungsoptionen und -restriktionen im wissenschaftlichen Feld. Im Zentrum steht dabei die Frage, was es bedeutet, dass das feministische Kritikprojekt zumindest partiell Teil der in vielen Hinsichten herrschaftsförmig verfassten Institution Wissenschaft geworden ist; einer Institution, deren Ziele eben nicht deckungsgleich mit jenen der feministischen Kritik sind.

Titel
Widerstreitende Bewegungen. Umrisse einer Analytik des akademischen Feminismus
Verfasser
Sabine Hark
Datum
2007-11
Art
Text
Über die Autorin

Sabine Hark, PD Dr. phil, ist Diplomsoziologin. Seit 2005 vertritt sie die Professur für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der TU Berlin. Sie hat Soziologie, Politikwissenschaft, Pädagogik und Sozialpsychologie an den Universitäten in Mainz und Frankfurt am Main studiert. Von 1990-1995 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Soziologischen Institut der FU Berlin, zwischen 1995 und 1998 freiberufliche Wissenschaftlerin und von 1998-2000 Habilstipendiatin an der Universität Potsdam. Von 2000-2004 war sie als Wissenschaftliche Assistentin und von 2004-2005 als Wissenschaftliche Oberassistentin an der Professur für Frauenforschung/Soziologie der Geschlechterverhältnisse der Universität Potsdam tätig. Arbeitsschwerpunkte sind feministische Theorie, Queer Theorie, Wissenschaftssoziologie und -forschung, soziale Ungleichheit, poststrukturalistische Subjekttheorien.


Andere Veröffentlichungen der Autorin

deviante Subjekte. Die paradoxe Politik der Identität. Opladen: Leske + Budrich 1996; 2., völlig überarbeitete Neuauflage, Opladen: Leske + Budrich 1999

Dis/Kontinuitäten: Feministische Theorie. Lehrbuchreihe der Sektion Frauenforschung in der DGS, Bd. 3, Opladen: Leske + Budrich 2001; 2., überarbeitete und aktualisierte Neuauflage Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007

Transformationen von Wissen, Mensch und Geschlecht. Transdisziplinäre Interventionen. (Hrsg. mit Irene Dölling, Dorothea Dornhof, Karin Esders, Corinna Genschel), Königstein/Taunus: Ulrike Helmer Verlag 2007

Gender kontrovers. Genealogien und Grenzen einer Kategorie. (Hrsg. mit Gabriele Dietze), Königstein/Taunus: Ulrike Helmer Verlag 2006

Queering Demokratie. Sexuelle Politiken. (Hrsg. mit Nico Beger, Antke Engel, Corinna Genschel, Eva Schäfer), Berlin: Querverlag 2000

Freundschaft unter Vorbehalt. Chancen und Grenzen lesbisch-schwuler Bündnisse. (Hrsg. mit Stefan Etgeton), Berlin: Querverlag 1997

Grenzen lesbischer Identitäten. Berlin:
Querverlag 1996»Magical Sign. On the Politics of Inter-
and Transdisciplinarity.« Graduate Journal of Social Sciences 2007 (i. E.)

»Gender Trouble und die Folgen. Eine Innenansicht.« WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung 4/1, 2007, 154-165

»Überflüssig. Deutungsbegriff für neue gesellschaftliche Gefährdungen?« Transit – Europäische Revue Nr. 29, 2005, 125-141

»Transformationen von Wissen, Mensch und Geschlecht. Geschlechterforschung als kritische Ontologie der Gegenwart.« Transformationen von Wissen, Mensch und Geschlecht. Transdisziplinäre Interventionen, (Hg.) Irene Dölling/Dorothea Dornhof/Karin Esders/Corinna Genschel/Sabine Hark, Königstein/Taunus: Helmer Verlag, 2007, 9-24

»›Überflüssig‹. Negative Klassifikationen – Elemente symbolischer Delegitimierung im soziologischen Diskurs?« Achsen der Ungleichheit – Achsen der Differenz. Verhältnisbestimmungen von Klasse, Geschlecht, Rasse/Ethnizität, (Hg.) Gudrun-Axeli Knapp/Cornelia Klinger/Birgit Sauer, Frankfurt am Main: Campus 2007 (i. E.)


Kontakt

Sabine Hark
TU Berlin/ZIFG
Hauspostfach FR 3-4
Franklinstr. 28-29
D-10587 Berlin
Email: sabine.hark@tu-berlin.de
http://www.tu-berlin.de/zifg