Springe direkt zu Inhalt

Vielfalt, Komplexität oder Intersektionalität? Zum Einsatz der Diskurstheorie in der neueren Geschlechterforschung

Brigitte Kerchner – 2011

In den internationalen Gender Studies weitet sich derzeit der Blick. Statt sich, wie bisher, auf die Fragen von Geschlechtergleichheit und/oder Geschlechterdifferenz zu konzentrieren, interessieren zunehmend Fragen von Vielfalt, Komplexität und Intersektionalität. Doch welches Verständnis von Diskriminierung und Antidiskriminierung ist mit der veränderten Perspektive verbunden, welche politischen Lösungen einer künftigen Antidiskriminierungspolitik werden nun ins Auge gefasst? Und inwiefern eignet sich die Diskursanalyse, um die Vielfalt sich überschneidender Ungleichheitsachsen oder die Komplexität von Differenzsystemen (vgl. Kerchner 2010c) angemessen zu erfassen? Das Ziel dieses Beitrags besteht darin, die derzeit international diskutierten Ansätze der neueren Gender-Forschung aus diskursanalytischer Sicht zu lesen und einen Vorschlag zu unterbreiten, wie insbesondere die Foucaultsche Diskursanalyse zur Klärung theoretischer Fragen sowie in der methodischen Anwendung zum Einsatz kommen kann. Dazu gehe ich in mehreren Schritten vor: 1. Zunächst stelle ich am Beispiel ausgewählter Texte meine Lesart der neueren Forschungsansätze zu den Themen Vielfalt, Intersektionalität und Komplexität vor, wobei ich auf den jeweils verwendeten Diskursbegriff genauer achte. 2. Im nächsten Schritt geht es darum zu klären: Was heißt eigentlich „diskursiv konstruiert“? 3. Im dritten Kapitel stelle ich, zur besseren Orientierung, die gängigen Diskurstheorien (Habermas; Sacks; Foucault) kurz vor. 4. Im Weiteren erkunde ich dann systematischer die Foucaultsche Variante der Diskursanalyse und ihren möglichen Beitrag für die neuere Intersektionalitäts- und Gender-Forschung. Um den Einstieg zu erleichtern, nehme ich an dieser Stelle Foucaults als sperrig geltendes Methodenbuch „Archäologie des Wissens“ ([1969] 19978) zur Hand und gewinne daraus: sieben mögliche Leitfragen. 5. Im fünften Schritt illustriere ich das konkrete Vorgehen einer genealogisch operierenden Diskursanalyse im Durchgang durch einige Foucaultsche Texte. 6. Inwiefern ist Foucaults Diskursanalytik „anti-kategorial“? – Mit dieser Frage greife ich anschließend noch kurz einen zentralen Einwand der neueren Intersektionalitäts-Forschung (McCall 2005) auf und formuliere aus diskursanalytischer Sicht eine Antwort. 7. Im Fazit fasse ich meine Überlegungen noch einmal zusammen und reflektiere abschließend die Leistungsfähigkeit der verschiedenen diskursanalytischen Ansätze.

Titel
Vielfalt, Komplexität oder Intersektionalität? Zum Einsatz der Diskurstheorie in der neueren Geschlechterforschung
Verfasser
Brigitte Kerchner
Datum
2011-02
Art
Text

Über die Autorin

Brigitte Kerchner hat an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster promoviert („Neuere Geschichte“) und sich an der Freien Universität Berlin habilitiert (2002: „Politikwissenschaft“). Sie ist tätig am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin zunächst im Bereich „Grundlagen der Politik“, jetzt im Bereich „Internationale Politik und Regionalstudien“.

Lehrstuhlvertretungen an der Technischen Universität Berlin (2004: „Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung“, NF K. Hausen), an der Freien Universität Berlin (2007/08: „Innenpolitik, Europapolitik, Vergleichende Staats- und Regierungslehre“) sowie an der Phillips-Universität Marburg (4/2008-3/2010: „Demokratieforschung mit den Schwerpunkten EU, Politische Systeme im europäischen Vergleich und Bundesrepublik Deutschland“, NF Th. Schiller).

Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die historisch-kulturellen und rechtlichen Grundlagen des Politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland im europäischen und internationalen Kontext, Diskursanalyse (Methodenkompetenz) und Demokratieforschung, Europäische Rechtspolitik und Rechtsgeschichte, Regieren im Wandel, Politikfeldanalysen in den Bereichen Bio- und Genpolitik, Demographischer Wandel, Gender Studies.


Kontakt

PD Dr. Brigitte Kerchner
Freie Universität Berlin
Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft
Ihnestraße 21/22
D-14195 Berlin
Email: kerchner@zedat.fu-berlin.de