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Modul: Karriere

Den Abschluss in der Tasche, auf dem Sprung ins Berufsleben – sei es als Molekularbiologin, Softwareentwickler oder Projektkoordinatorin. Die Freie Universität unterstützt ihre Studierenden und Promovierenden bei der Karriereplanung.

05.12.2016

Den Abschluss in der Tasche, auf dem Sprung ins Berufsleben – sei es als Molekularbiologin, Softwareentwickler oder Projektkoordinatorin. Die Freie Universität unterstützt ihre Studierenden und Promovierenden bei der Karriereplanung mit Mentoring-Programmen, Bewerbungs-Workshops oder eigenen Büroräumen für Firmengründungen

Tiziana Guerra promovierte an der Dahlem Research School der Freien Universität. Heute arbeitet forscht die Biologin  am Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau

Tiziana Guerra promovierte an der Dahlem Research School der Freien Universität. Heute arbeitet forscht die Biologin am Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Den Career Service der Freien Universität kennt jeder. Bachelor- Studierende auf der Suche nach Praktika kommen um die Institution gar nicht herum. Pflichtpraktika sind ein wichtiger Baustein der Allgemeinen Berufsvorbereitung (ABV) – und die ABV-Module machen mit 30 Leistungspunkten immerhin ein Sechstel des Bachelor-Studiums aus. „Hier kommen wir ins Spiel“, sagt Christiane Dorenburg, Leiterin des Career Service. „Wir geben Tipps für die Praktikumsrecherche, unterstützen die Studierenden bei ihrer Bewerbung, später beim Verfassen der Praktikumsberichte und bieten Kolloquien an.“ Dabei arbeitet sie eng mit den Praktikumsbeauftragten der Fachbereiche zusammen – ein Wechselspiel aus zentraler und dezentraler Struktur, das sich auch anderswo bewährt hat.

Sascha Zinke schließt gerade seiner Masterarbeit an der Freien Universität ab – und er ist einer der Gründer des IT-Dienstleisters „splone“.

Sascha Zinke schließt gerade seiner Masterarbeit an der Freien Universität ab – und er ist einer der Gründer des IT-Dienstleisters „splone“.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Eine davon ist „splone“, ein Dienstleister für ITSicherheit in der Industrie. „Wir unterziehen die Anlagen unserer Kunden einem sogenannten Penetrationstest“, erklärt Mitgründer Sascha Zinke. „Dabei prüfen wir, welche Schäden externe aber auch interne Angreifer anrichten könnten.“ Den Anstoß gaben Berichte über den Computerwurm „Stuxnet“, der 2010 iranische Atomanlagen lahmlegte. Mit ihrer Idee marschierten Zinke und seine zwei Mitgründer zu „Profund“ – und mussten das Team dort gar nicht lange überzeugen. Gemeinsam klopften sie das Geschäftsmodell auf Wirtschaftlichkeit ab, ein „Profund“-Berater half ihnen, das Ideenpapier für das EXIST-Stipendium zu formulieren.

Seit April 2015 steht „splone“ im Handelsregister, 2017 soll eine eigene Test-Software fertig werden, die das Team gerade entwickelt – danach will man sich nach eigenen Büroräumen umsehen. „,Profund habe ich schon früh in meinem Studium kennengelernt“, erzählt Sascha Zinke, der zurzeit an der Freien Universität seine Masterarbeit in Informatik abschließt. „Ich habe im Bachelor beim ,Funpreneur’-Wettbewerb mitgemacht – mit einer Geschäftsidee für interaktive Schaufenster.“ Die „Funpreneur“-Teilnehmer – Bachelor-Studierende im zweiten oder dritten Semester – können testweise eine Gesellschaft Bürgerlichen Rechts gründen und sich mit ihrer Idee fünf Wochen lang am Markt behaupten. „Das Modul bewährt sich, weil sie sich so ihrer Möglichkeiten bewusst werden können“, sagt Steffen Terberl.

Martina van de Sand leitet die Dahlem Research School, die Promovierende schon während der Promotion auf eine Karriere vorbereitet.

Martina van de Sand leitet die Dahlem Research School, die Promovierende schon während der Promotion auf eine Karriere vorbereitet.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Promovierenden an der Freien Universität macht vor allem die Dahlem Research School (DRS) fächerübergreifende Qualifizierungsangebote – zum Beispiel in Workshops zum wissenschaftlichen Schreiben und Präsentieren, zu wissenschaftlicher Ethik oder zum Konfliktmanagement. „Wir bieten Workshops zur Selbsteinschätzung an, trainieren Bewerbungsgespräche und Assessment- Center“, sagt Martina van de Sand, die die DRS ab 2008 maßgeblich mit aufgebaut hat und bis heute leitet.

Während der Promotionsphase zeigt die DRS den Doktorandinnen und Doktoranden, welche Karrierewege sich ihnen später einmal bieten – ausdrücklich auch außerhalb des Wissenschaftsbetriebs, zum Beispiel in der freien Wirtschaft. Diese Fokussierung ist nicht willkürlich gewählt, denn auch an der DRS kennt man natürlich den extrem engen Arbeitsmarkt des deutschen Wissenschaftsbetriebs. „Etwa 27.000 Menschen promovieren in Deutschland jedes Jahr, aber nicht einmal fünf Prozent von ihnen erhalten eine Berufung auf eine Professur“, rechnet Martina van de Sand vor. „Deshalb sollten die angehenden Promovierenden zumindest wissen, worauf sie sich einlassen, und eine informierte Entscheidung treffen.

Franziska Ruhnau bekam ihr berufliches Rüstzeug beim Career Service: „Meine Arbeit dort war als Vorbereitung auf meinen jetzigen Job so was wie der Jackpot“

Franziska Ruhnau bekam ihr berufliches Rüstzeug beim Career Service: „Meine Arbeit dort war als Vorbereitung auf meinen jetzigen Job so was wie der Jackpot“
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Einen davon hat Franziska Ruhnau entwickelt, als sie noch ihren Master in Sozial- und Kulturanthropologie machte und zugleich als studentische Hilfskraft beim Career Service arbeitete. „Critical Friends“ hieß der Workshop. „Wir haben immer zwei Studierende aus unterschiedlichen Fachbereichen als Tandem zusammengesetzt, die dann freundlich, aber kritisch gegenseitig ihre Bewerbungsunterlagen durchsehen sollten“, erzählt sie.

Heute arbeitet die 30-Jährige als Projektkoordinatorin in einem Mehrgenerationenhaus und profitiert auch selbst von ihren Erfahrungen beim Career Service – nicht nur, weil sie dort vor ihrer ersten Bewerbung eine Einzelstunde Berufsberatung buchen konnte, sondern auch, weil sie weiß, wie man Arbeitsprozesse strukturiert oder mit ganz unterschiedlichen Menschen umgeht. „Als Vorbereitung auf meine Arbeit heute war der Job beim Career Service so was wie der Jackpot“, sagt Franziska Ruhnau.

Je nach Studiengang und Fachrichtung lädt der Career Service auch Vertreterinnen und Vertreter aus der Arbeitswelt ein, die den Absolvierenden erläutern, was diese in der jeweiligen Branche erwartet. Und an den „Berufspraxistagen“ berichten Alumni, wie sie selbst den Einstieg ins Berufsleben gemeistert haben. „Das ist eine wichtige lebensnahe Orientierungshilfe“, sagt Christiane Dorenburg. „Allgemeine Informationen über den Arbeitsmarkt bringen den Studierenden nicht so viel.“ Sie selbst hat nach ihrem Diplom in Psychologie den Career Service der Freien Universität ab 1997 mit aufgebaut. Einen wichtigen Schub erhielt er durch die Bologna- Reform – denn mit Bachelor und Master hielt auch das Thema „employability“ Einzug an den Hochschulen. „Studierende erwarten heute ganz selbstverständlich, dass ihr Studium ihnen auch eine berufliche Perspektive bietet“, sagt Christiane Dorenburg.

Steffen Terberl leitet Profund Innovation: „Wir fördern Ideen mit hohem Innovationsgrad“

Steffen Terberl leitet Profund Innovation: „Wir fördern Ideen mit hohem Innovationsgrad“
Bildquelle: Andreas Meichsner

Schnittstellen zur Wirtschaft hat die Freie Universität auch anderswo geschaffen. Mit dem Gründungs-Förderprogramm „Profund Innovation“ unterstützt sie Absolventinnen und Absolventen ebenso wie Studierende dabei, aus der Hochschule heraus eigene Unternehmen zu gründen. Jahr für Jahr sichten dessen Mitarbeiter 150 bis 200 Geschäftsideen. „Wir fördern nur Teams mit Ideen, die stark wissens- oder technologiebasiert sind und einen hohen Innovationsgrad haben“, sagt Steffen Terberl, Teamleiter von „Profund Innovation“.

25 bis 30 Gründerteams kommen anschließend in den Genuss einer intensiven Förderung. „Die Teams bekommen unter anderem ein Büro auf dem Campus und einen Berater, der ihnen dabei hilft, einen Businessplan aufzustellen, Kontakte zur Wirtschaft zu knüpfen und Förderanträge zu stellen – zum Bespiel für das ,EXIST’-Programm des Bundes oder für das neue Berliner Startup- Stipendium, das wir seit September gemeinsam mit Humboldt- und Technischer Universität und der Charité vergeben“, erläutert Terberl. Gut 130 Kapitalgesellschaften sind seit 2006 mit Hilfe des Gründungsservices entstanden.

Die promovierte Biologin Tiziana Guerra nutzte unter anderem das DREAM-Mentoring-Programm der Dahlem Research School (DRS), ein Programm, das die DRS ausschließlich Doktorandinnen anbietet.

Die promovierte Biologin Tiziana Guerra nutzte unter anderem das DREAM-Mentoring-Programm der Dahlem Research School (DRS), ein Programm, das die DRS ausschließlich Doktorandinnen anbietet.

Solch eine „informierte Entscheidung“ kann dann auch für die Forschung fallen – so wie bei Tiziana Guerra. Die promovierte Biologin erforscht am Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) im brandenburgischen Großbeeren, wie Pflanzen auf molekularer Ebene Bakterienangriffe abwehren, warum sie sich – ohne Gehirn – die Abwehrreaktion „merken“ und sogar vererben können. „Ich hatte eigentlich nicht vor, nach der Promotion in der Forschung zu bleiben“, erzählt die 30-Jährige. „Deshalb habe ich mir auch einen DREAM-Mentor gewünscht, der aus der Wirtschaft kommt.“

Persönliche Netzwerke nutzen

DREAM steht für Dahlem Research Mentoring und ist ein Programm, das die DRS ausschließlich Doktorandinnen anbietet. „Ich konnte dort in Workshops analysieren, wer aus meinem persönlichen Netzwerk mich fördern könnte, oder trainieren, wie ich zum Beispiel bei einer Präsentation richtig stehe oder atme.“ erzählt Tiziana Guerra. Zudem stellte ihr die DRS für ein Jahr einen Mentor zur Seite. Nach vielen Gesprächen entschied sie sich dann doch für eine Forschungskarriere – vorerst jedenfalls. Das Team der DRS arbeitet derweil daran, sein Programm stetig zu erweitern, insbesondere auch für Geistes- und Sozialwissenschaftler. Langfristig möchte Martina van de Sand erreichen, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler leichter in die Wirtschaft wechseln und auch wieder zurückkehren können. Davon könnte dann auch Tiziana Guerra profitieren, falls sie eines Tages doch noch eine Karriere in einem Unternehmen beginnt. Mit der Freien Universität und insbesondere mit der DRS steht sie bis heute in Kontakt und kann sich auch vorstellen, selbst einmal DREAM-Mentorin zu werden. „Wenn eine Anfrage käme, würde ich mich freuen“, sagt sie.

Christiane Dorenburg leitet den Career Service der Freien Universität: „Wir geben Tipps für die Praktikumssuche und die berufliche Orieniertung “

Christiane Dorenburg leitet den Career Service der Freien Universität: „Wir geben Tipps für die Praktikumssuche und die berufliche Orieniertung “
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

So ist der Career Service eng mit dem Mentoring- Programm für Studienanfänger und den Mentoring-Referaten an den Fachbereichen verzahnt. Die Mentoren – ältere Studierende – begleiten die „Erstis“ bis zu zwei Semester lang und helfen ihnen beim Einstieg in die neue Lernwelt. Da geht es dann um Fragen wie: Was wird bei einem Referat von mir erwartet? Wie schreibe ich eine Seminararbeit? Wie organisiere ich mich, wie plane ich mein Studium? „Die Qualifikation der Mentorinnen und Mentoren übernehmen wir“, erläutert Christiane Dorenburg – und die wiederum können sich dafür fünf Leistungspunkte auf ihr Studium anrechnen lassen. Später, wenn Studienabschluss und Berufsleben nahen, bietet der Career Service Workshops zum Bewerbungstraining oder zur Berufsorientierung an.