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WIR fördern

Die Ernst-Reuter-Gesellschaft fördert und unterstützt jedes Semester Forschungsprojekte, wissenschaftliche Veranstaltungen und studentische Initiativen. Einige davon stellen wir Ihnen hier vor.

26.06.2017

Universitätspräsident Peter-André Alt begrüßte die Alumni, die zur Silbernen Promotion nach Dahlem gereist waren.

Universitätspräsident Peter-André Alt begrüßte die Alumni, die zur Silbernen Promotion nach Dahlem gereist waren.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Wiedersehen nach 25 Jahren: Zahlreich waren die ehemaligen Promovendinnen und Promovenden nach Dahlem gekommen.

Wiedersehen nach 25 Jahren: Zahlreich waren die ehemaligen Promovendinnen und Promovenden nach Dahlem gekommen.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

IN NEUEM LICHT NACH 25 JAHREN

100 Alumni kamen anlässlich ihrer „Silbernen Promotion“ an die Freie Universität  Wer 1992 – vor 25 Jahren – an der Freien Universität promoviert wurde, der erwartete nicht viel Pomp: Die Urkunde wurde meist aus den Händen der Angestellten des Promotionsbüros überreicht – feierliche Verabschiedungen waren da eher eine Ausnahme. Ein Vierteljahrhundert später feierte die Freie Universität mit eben diesen Promovendinnen und Promovenden im Mai 2017 das Jubiläum ihrer Promotion in festlichem Rahmen. Im großen Hörsaal 1 a erhielten die 100 mit Familie und Freunden angereisten Alumni von Peter-André Alt ihre Jubiläumsurkunden zur Silbernen Promotion. Der Universitätspräsident gab den Gästen einen Überblick über die vergangenen Jahrzehnte an der Freien Universität, die Umbrüche und Erfolge mit sich brachten. „Das macht wett, was vor 25 Jahren nicht geschehen ist. Ich freue mich, dass die Freie Universität so gut vorangekommen ist“, sagte Roland Wirth, der am damaligen Fachbereich Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften promoviert wurde. Als „Wiedergutmachung“ soll die Feier aber nicht gemeint sein, erklärte die Leiterin des Alumni-Teams Franca Brand: „Wir möchten den Jubilarinnen und Jubilaren Gelegenheit geben, Erinnerungen an diese besondere Zeit aufleben und die seither vergangenen Jahre Revue passieren zu lassen.“ So mancher Kontakt zu ehemaligen Studienkolleginnen und -kollegen oder zur Doktormutter oder zum Doktorvater werde in diesem Rahmen aufgefrischt. Einige Gäste sehen nach der Teilnahme an der Feier ihre Zeit an der Freien Universität und ihre Beziehung zu ihrer Alma Mater in einem neuem Licht. So sagte Johannes Gleibs, promoviert im Fach Zahnmedizin und eigens aus Nordrhein- Westfalen angereist: „Eine wichtige Erkenntnis habe ich an diesem Tag gewonnen, die mir selbst etwas aus dem Blick geraten ist: auf meine Universität, der ich so viel zu verdanken habe, sehr stolz zu sein.“  


SYRISCHE SCHÄTZE IN DAHLEM

Sonderausstellung „Syrien zwischen Zerstörung und Bewahrung – Die Ausgrabung Tell Schech Hamad“

Die Kultur Syriens war oft Gegenstand ausländischer Forschungsprojekte – dokumentiert und aufbewahrt in den Archiven all jener Museen, Universitäten und Forschungsinstitute, die diese Untersuchungen durchgeführt hatten. Während die Archive in Syrien derzeit nicht zugänglich oder vielleicht zerstört sind, könnten nun ausländische Archive dazu beitragen, Inventare vorhandenen Kulturguts aus der Zeit vor dem Krieg zu erstellen, geraubtes Kulturgut zu identifizieren oder zerstörte Objekte oder Gebäude zu rekonstruieren. Zu diesen Archiven zählt auch die Dokumentation der Ausgrabung rund um den Ruinenhügel „Tell Schech Hamad“, die durch den Krieg mittlerweile ein Hort der Bewahrung materieller und immaterieller Werte syrischer Kultur an der Freien Universität Berlin geworden ist. Sie gibt die Arbeit einer 35 Jahre andauernden und ungehinderten Forschung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wieder, die an den Ausgrabungen beteiligt waren. Die Ausstellung will deshalb auch all jenen Menschen in Syrien danken, die den Forscherteams über viele Jahre Gastfreundschaft gewährt und mit ihnen zusammengearbeitet haben. Die Exponate der Ausstellung bestehen größtenteils aus Abgüssen – aber auch aus Originalen, die als Studienobjekte exportiert werden durften. Das Ausstellungskonzept bietet eine Zeitreise durch die drei historischen Städte, die bis zum Beginn der Ausgrabung unerkannt unter dem Ruinenhügel Tell Schech Hamad verborgen lagen: · Die mittelassyrische Stadt Dur-Katlimmu (ab 1300 bis ca. 1000 v. Chr.), · die neu- und nachassyrische Stadt Dur-Katlimmu (ca. 1000 bis 539 v. Chr.), die in ihrer Spätphase (ab ca. 650 v. Chr.) den aramäischen Zweitnamen Magdalu trug, · und die hellenistisch-parthisch-römische Stadt mit dem leicht abgewandelten Namen Magdala (ca. 300 v. Chr. bis 300 n. Chr.) Die Ausstellung, mit 3.500 Euro von der Deutschen Orientgesellschaft und der Ernst- Reuter-Gesellschaft bezuschusst, wurde in zwei Lehrveranstaltungen des Archäologieprofessors Hartmut Kühne und der Altorientalistikprofessorin Eva Cancik-Kirschbaum zusammen mit sechs Studierenden vorbereitet und kuratiert. Der Tagesspiegelredakteur Rolf Brockschmidt hatte 1977 als Student an einer archäologischen Expedition am Habur, Syrien, teilgenommen und den Moment miterlebt, an dem am Tell Schech Hamad die ersten Keilschrifttafeln aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. entdeckt wurden. Seine damaligen Eindrücke Syriens hielt er in Skizzen und Fotos fest und setzte diese ab 2013 mit Öl- und Acrylbildern mit dem Titel „Mein syrisches Tagebuch“ um. p Die Ausstellung ist zu sehen vom 24. Juni bis 03. September 2017 in der Campusbibliothek der Freien Universität Berlin, Fabeckstraße 23/25, 14195 Berlin, geöffnet montags bis freitags von 9 bis 22 Uhr, der Eintritt ist frei.


VIDEOWETTBEWERB „NACHHALTIGKEIT“

Wo findet man Nachhaltigkeit an der Freien Universität? Zeigen Sie es uns in einem Video!

Man findet sie in Thermoskannen und Fahrradspeichen, sie summt in den Bienenstöcken der unieigenen Imkerei, sie brodelt in den Mensa-Küchen mit ihren regionalen Produkten. Sie wohnt in Präsentationen, Fachbüchern und Reagenzgläsern – und nicht zuletzt in den Köpfen der Menschen, die an der Universität forschen und lehren, studieren und arbeiten. Nachhaltigkeit an der Freien Universität hat viele Gesichter und wird an vielen Orten auf dem Campus gelebt. Nachdem im vergangenen Jahr Vielfalt an der Freien Universität Thema des Video-Wettbewerbs war, dreht sich diesmal alles um Nachhaltigkeit. Studierende, Beschäftigte und Freunde der Hochschule können ihre Vorstellung von Nachhaltigkeit in kurzen Videos festhalten. Die bis zum 1. September 2017 eingereichten Beiträge werden von einer Fachjury bewertet. Das schönste, originellste, interessanteste Video wird mit 1.000 Euro prämiert, für den zweiten Platz gibt es 750 Euro. 500 Euro gehen an die Macher des drittplatzierten Videos. Auf dem offiziellen YouTube-Kanal der Freien Universität kann außerdem darüber abgestimmt werden, welches Video den Publikumspreis bekommt. Sieger ist der Kurzfilm mit den meisten positiven Bewertungen. Der Gewinn: eine Jahreskarte für die Yorck-Kinos. Neu ist der eintägige Workshop für Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die noch wenig oder keine Erfahrung mit selbstgedrehten Videos haben. Dort erlernen sie die Grundlagen des Videodrehs. Veranstaltet wird der Kurs vom Center für Digitale Systeme (CeDiS) der Freien Universität. Der Videowettbewerb wird in Kooperation mit der Ernst-Reuter-Gesellschaft veranstaltet.


FÜR BIENEN NACH INDIEN

Forschen und neue Freunde finden

Die Verhaltensbiologin Adriana Schatton reiste Anfang dieses Jahres für fünf Wochen nach Banaglore, um ihren Berliner Forschungsgegenstand, die Europäische Honigbiene, mit deren indischen Artgenossinnen zu vergleichen. Schatton, die am Lehrstuhl für Verhaltensbiologie der Freien Universität bei der Professorin Constance Scharff promoviert, untersuchte unter anderem, was genau im Gehirn indischer Bienenarten passiert, wie sich diese von den Arten hierzulande unterscheiden, und welchen Einfluss das etwa auf die Tanzkommunikation der Bienen haben könnte. Vor Ort traf sie dafür Dr. Axel Brockmann vom National Centre for Biological Science (NCBS). Zusammen mit dessen Doktorandin Aridni Shah konnte sie am NCBS bei den untersuchten Bienen Gehirnbereiche identifizieren, die bei der Nahrungssuche oder bei Stress aktiviert sind. Der Forschungsaufenthalt, der von der ERG finanziell bezuschusst wurde, war aber nicht nur ein wissenschaftlicher Erfolg: In den fünf Wochen lernte Schatton viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ganz anderen Biografien und Religionen kennen, sie besuchte ein von Studierenden organisiertes und von ihnen auch gespieltes Theaterstück, bei dem auf brillante Weise selbst brisante Inhalte wie Zwangsheirat oder gesellschaftliche Ächtung thematisiert wurden. Bereut hat sie ihren Aufenthalt in Indien zu keiner Zeit: „Ich konnte eigene Versuche erfolgreich durchführen und sehr viel über die Kultur in Indien lernen“, sagt sie. Zudem habe sie viele nette und wichtige Leute kennen gelernt, mit denen sie auch in Zukunft in Kontakt bleiben werde. Die Verbindung nach Indien wird aber auch aus einem anderen Grund weiterbestehen: Zusammen mit Axel Brockmann plant sie eine Konferenz zum Thema „Tanzkommunikation bei Honigbienen“ am NCBS.


EIN PLÄDOYER FÜR EUROPA

Die Ernst-Reuter-Gesellschaft zeichnet jedes Jahr die besten Dissertationen der Freien Universität mit dem Ernst-Reuter- Preis aus. Einer der Preisträger des vergangenen Jahres, der Byzantinist Manolis Ulbricht, begeisterte die Anwesenden mit seiner Dankesrede: Sie wurde ein Plädoyer für die Freiheit – und für Europa. Lesen Sie die Rede hier in Auszügen.

"Fünf junge Bürger Europas werden ausgezeichnet mit dem Ernst-Reuter-Preis. Dabei kann man sich – ja, muss man sich fragen, was sie eigentlich „Herausragendes“ geleistet hätten, außer ‚ihrem freien Willen‘ nachgehen und ihre selbstgesteckten Ziele und Träume verwirklichen zu dürfen. Es ist richtig, sich diese Frage zu stellen und sich darüber Rechenschaft abzulegen, was solch eine Auszeichnung bedeutet. Ernst Rudolf Johannes Reuter – man darf wohl sagen: der Stadtpatron Berlins, nunmehr auch unser Patron – lebte es vor: Der unentwegte Kampf für Freiheit und Demokratie zeichnete sein Leben aus, auch unter Hinnahme persönlicher Einbußen, wie Haft, Flucht und Exil. Er stritt für eine bessere Welt, für eine Gesellschaft, in der Libertas, Iustitia und Veritas regieren mögen. Der Wissenschaft kommt der Ausformung freiheitlichdemokratischer Werte eine ganz grundlegende Rolle zu: Wissen schafft Macht, ja – aber es schafft auch die Basis für einen ergebnisoffenen, faktenbasierten, gesellschaftlichen Dialog. Wissen schafft somit auch: Verantwortung. Wir wurden ausgezeichnet, für „herausragende Dissertationen“. Aber unser Wissen in den Dienst der Gesellschaft zu stellen, und somit wahre Wissenschaft zu betreiben – diesen Nachweis zu erbringen, sind wir noch schuldig geblieben. Doch genau diesen Anspruch an uns selbst verbinden wir mit der Entgegennahme dieser ehrenvollen Auszeichnung. Mein Vater studierte, ebenso wie ich, an beiden Berliner Universitäten. Doch während meine Wegzeit zwischen dem ersten und zweiten Vorlesungsblock, schnell hastend, genau berechnete 42 Minuten betrug, benötigte mein Vater für dieselbe Strecke ein Jahr und sieben Monate. Während mich die S 1 in direkter Linie von Hörsaal zu Hörsaal brachte, musste ihn sein Weg von der Humboldt-Universität an die Freie Universität über Cottbus führen: Als politischer Gefangener – in dem Wunsch, Freiheit und Selbstbestimmung leben zu dürfen –, wurde er mit 22 Jahren seiner Freiheit beraubt, in genau dem Alter also, in dem sein Sohn seine jugendliche Freiheit mithilfe des ERASMUS-Programms in Griechenland leben durfte. In dem Land, in dem mein Großvater – aus ärmlichen bäuerlichen Verhältnissen stammend – sich 1947 den griechischen Partisanen anschloss, um nach dem Abzug der deutschen Besatzungsmächte im griechischen Bürgerkrieg für eine bessere Welt zu kämpfen. Ein Kampf, den er verlor und in dessen Folge er ins sozialistische Exil des Nachkriegsdeutschlands emigrieren musste. Beide, Vater Ulbricht und Großvater Marudis, führten ihren Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung. Beide führten ihn auf ihre Weise und in einander konträren Systemen. Beide erkämpften sich Freiheit und Selbstbestimmung, jedoch unter harten Einbußen und schmerzhaften Umwegen. Wer hätte gedacht, dass im Berlin des Ernst Reuter – der selbst gegen Blockaden und Unterdrückung kämpfte – Flucht, Exil und sogar Mauerbau in unseren Tagen wieder so heftig diskutiert würden; dass genau jenes Aufnahmelager Marienfelde, welches 1973 bei ihrer Ausreise aus der DDR dem Großvater, samt den drei als „staatenlos“ geborenen Kindern, mit seiner Frau – die im Gründungsjahr der Freien Universität von der sich damals zurückziehenden griechischen sogenannten ,Freiheitsarmee‘ verschleppt wurde; das Flüchtlingslager also, welches auch dem Vater bei seinem Freikauf 1972 aus der DDR als Erstaufnahmestelle diente; dass genau dieses Lager im ,Herzen Europas‘ heute wieder betrieben und so dringend benötigt wird. Bei den großen gesellschaftlichen Herausforderungen, die daraus resultieren, werden viele unserer europäischen Errungenschaften in Teilen unserer Gesellschaft auch aus Unwissenheit oder Ignoranz in Frage gestellt. Diesen Entwicklungen mit einem offenen Dialog entgegenzutreten, ist Aufgabe der Wissenschaft. Und hier sehen wir als Preisträger des Ernst-Reuter- Preises unsere große Aufgabe, ja die Herausforderung: Den Weg zu bereiten für eine gesellschaftliche Diskussion, die sich Populismus und Reaktionismus entgegenstellt und vielmehr in der Überprüfbarkeit von Faktenlage und Wahrheitsgehalt ihren Mehrwert sieht. Wissenschaft muss stets im Dienste der Gesellschaft stehen, sonst wird sie zum Selbstzweck."

Die gesamte Rede ist nachzulesen unter: http://www.fu-berlin.de/sites/alumni/_ressourcen/pdf/Danksagung_Ulbricht_Ernst-Reuter-Preis-2016.pdf