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Ein großes Dach für die Kleinen Fächer

Freie Universität Berlin nimmt Neubau mit integrierter Bibliothek in Betrieb

Es ist das größte Projekt, das die Freie Universität Berlin je als Bauherr realisiert hat: Nur zweieinhalb Jahre nach der Grundsteinlegung wurde der Neubau für die Kleinen Fächer pünktlich zum Sommersemester fertiggestellt. Die etwa 52 Millionen Euro teure Erweiterung der sogenannten Rost- und Silberlaube, in der 14 Kleine Fächer des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften unter einem Dach zusammengeführt werden, beherbergt auch eine neue Bibliothek für 24 Institute und Arbeitsbereiche, darunter die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer. Entworfen wurde der Bau im Zentrum des Dahlemer Campus an der Fabeckstraße von dem renommierten Münchner Architekten Florian Nagler.

„Der Neubau ist ein entscheidender Schritt zur engeren Vernetzung der Universität und damit zur Intensivierung der fächerübergreifenden Zusammenarbeit“, sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Peter-André Alt. Denn künftig werden die Wege für Studierende und Wissenschaftler kürzer. Mit dem Einzug der Kleinen Fächer in den Neubau gibt die Universität elf über den Campus verstreute Villen auf, in denen die Institute bisher untergebracht waren. Ein Teil davon geht in den Verkauf und trägt so zur Finanzierung des Erweiterungsgebäudes bei. Von den insgesamt etwa 52 Millionen Euro Baukosten trägt die Universität rund 33,5 Millionen. 18,5 Millionen Euro gibt der Bund als Förderung dazu, weil mit der Zusammenführung der Fächer auch die Forschungsverflechtung vorangetrieben wird. „Wir sind mit den Bauarbeiten nicht nur im vorgesehenen Zeitplan geblieben, sondern auch im Kostenrahmen“, freut sich der Kanzler der Freien Universität, Peter Lange.

Der Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin weist ein in der deutschen Universitätslandschaft einzigartiges Fächerspektrum auf. Es reicht zeitlich vom Altertum bis zur Moderne und räumlich von Europa bis Asien. Zu den 14 Fächern, die in den Neubau eingezogen sind, zählen etwa Iranistik, Turkologie, Judaistik, Islamwissenschaft, Koreastudien, Prähistorische Archäologie und Altorientalistik. In dem Neubau sind die Kleinen Fächer in vier große Bereiche aufgeteilt: Altertum, Vorderer Orient, Ostasien und Religion. „Inhaltlich stark miteinander verbundene Institute sind sich nun auch räumlich nahe und finden einen gemeinsamen Ort für Lehre und Forschung in der zentralen Bibliothek“, sagt Prof. Dr. Karin Gludovatz, Dekanin des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften. Das erleichtere nicht nur den wissenschaftlichen Austausch sehr. Häufig würden Kleine Fächer in Kombination studiert, die Studierenden hätten deshalb bisher weite Wege zwischen den entfernt liegenden Standorten in Kauf nehmen müssen. Die räumliche Nähe helfe Zeit sparen und verbessere die Studienbedingungen.  

Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerzentral auf die gesamte Forschungsliteratur zugreifen können. Die Institutsbibliotheken, die bislang getrennt an den einzelnen Villen-Standorten der Fächer untergebracht waren, sind jetzt in der neuen Campusbibliothek vereint. Baulich ist diese mit der komplett sanierten Bereichsbibliothek für Erziehungswissenschaft, Fachdidaktik und Psychologie in der Silberlaube verbunden. Sie bildet einen Teil der neuen Bibliothek, in die insgesamt 24 Instituts- und Bereichsbibliotheken integriert sind – einschließlich der Bibliotheken von fünf mathematisch-naturwissenschaftliche Fächern.

Dafür mussten in den vergangenen Monaten insgesamt 30 Kilometer Bücher umziehen. Mehr als eine Millionen Bände stehen den Nutzern in der Campusbibliothek zur Verfügung. Neben Gruppenarbeitsräumen gibt es 950 Lese- und Arbeitsplätze. „Die Campusbibliothek soll nicht nur Bücher zusammenbringen, sondern auch Menschen“, sagt Bibliotheksleiter Martin Lee. Jedes Buch ist mit einem Chip versehen, der eine Selbstausleihe per Funkerkennung ermöglicht und damit lange Schlangen vor den Ausleihstellen vermeiden hilft. Eine einheitliche Systematisierung nach der sogenannten Regensburger Verbundklassifikation macht die Orientierung leicht und vereinfacht die fächerübergreifende Recherche.

Der Neubau verfügt neben der Bibliothek über 220 Büros und Arbeitsräume für die Wissenschaftler, 12 Seminarräume und 3 Hörsäle. Mit seiner ein- bis dreigeschossigen „Gebäudetopographie“ und den begrünten Innenhöfen lehnt sich die Architektur des Erweiterungsbaus an die bestehende Gebäudestruktur der Rost- und Silberlaube an. Die Fassade ist mit Zedernholz verschalt. Viele Aufenthaltsbereiche und Knotenpunkte im Gebäude bieten Möglichkeiten für Kommunikation. „Dazwischen verbleiben kleinteilige Einheiten, in denen die Institute wieder eine eigene Identität entwickeln können“, sagt Architekt Florian Nagler. „Die früher in den Villen untergebrachten Institute verschwinden nicht in einer uniformen, gesichtslosen Megastruktur.“

Der Neubau ist komplett barrierefrei zugänglich und entspricht neuesten ökologischen Standards. „Eine energetische Besonderheit ist die natürliche Klimatisierung des Gebäudes“, sagt Uwe Meising, der Leiter der Technischen Abteilung der Freien Universität. In den Büroräumen ermöglichen Wetterschutzlamellen das Offenlassen eines Fensters, sodass die Nachtkühle zur Belüftung genutzt werden kann. Auch in der Bibliothek werden die Fenster für die Nachtkühlung elektromotorisch geöffnet, durch Öffnungsflügel in den Oberlichtern kann die erwärmte Luft ausströmen. Gesteuert wird über Wind- und Regenwächter, in Abhängigkeit der Außen- und Innentemperaturen. Ein neu angelegter Eingangsplatz an der Fabeckstraße bietet Studierenden und Mitarbeitern die Möglichkeit, unter Zierkirschen zu lernen und zu arbeiten.

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Freie Universität
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