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Annährungen an den Islam

Die Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies plant für die kommende Runde der Exzellenzinitiative

14.10.2011

Die Tage von Gudrun Krämer sind vollgepackt. Gestern erst aus Paris gekommen, sitzt die Islamwissenschaftlerin an diesem Morgen schon wieder an ihrem Schreibtisch in Berlin-Dahlem. Es geht um letzte Details für den Folgeantrag der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies. Nachmittags trifft sich die Professorin mit ihren Mitarbeiterinnen an der Freien Universität. Mittlerweile ist der Antrag für das Projekt abgeschickt, doch mehr Luft gibt es im Terminkalender von Gudrun Krämer dadurch nicht.

2007 erfolgreich aus dem Wettbewerb der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern hervorgegangen, ist sie deutschlandweit eine Besonderheit. Nirgends in der Republik versammelt sich in einer Einrichtung vergleichbare Kenntnis der inneren Vielfalt, des historischen Wandels und der globalen Vernetzung islamisch geprägter Gesellschaften.

Knapp 50 Promovenden aus 17 Nationen besuchen derzeit die Graduate School, eine ganze Reihe von Postdoktoranden und Gastwissenschaftlern finden hier eine wissenschaftliche Heimat. Mit zahlreichen Partnerinstitutionen in Europa, Afrika, Asien, Amerika und Australien wird ein enger Austausch gepflegt. „Wir können auf einen beachtlichen akademischen Ertrag und hervorragende wissenschaftliche Kooperationen in den vergangenen Jahren verweisen“, bilanziert Gudrun Krämer, die Direktorin der Graduiertenschule. „Nun sind wir gefordert, mit einem überzeugenden Folgeantrag in der nächsten Runde der Exzellenzinitiative diesen Erfolg zu verstetigen.“

Viele Forschungsvorhaben an der Graduate School überschreiten nicht nur die Grenzen von Nationen, sondern auch von Disziplinen. Interkulturelle und interdisziplinäre Offenheit ist Bedingung an einer Institution mit Promovenden aus neun verschiedenen Fächern: Politologie verbindet sich etwa mit Islamwissenschaften, Arabistik mit Geschichte, Geografie mit Südostasien-Studien.

Jeder Doktorand wird individuell durch ein Team betreut, dem drei Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen angehören. Das Studienprogramm umfasst Theorie- und Methodenseminare, Kolloquien, Sprachkurse, Workshops und Ergänzungsseminare. Zudem erhalten die Promovenden in Forschungskolloquien die Gelegenheit, ihre Vorhaben im Kreis der Doktoranden, Professoren und Gastwissenschaftler vorzustellen. Alle Doktoranden haben einen Arbeitsplatz in der Graduate School, die Wege sind kurz, der Umgangston ist familiär.

In diesem Herbst geben die ersten Kandidaten ihre Promotionsschrift ab. Andere, deren Stipendien nach dreijähriger Förderung ebenfalls auslaufen, werden weiterhin wissenschaftlich betreut, müssen aber ihr Einkommen aus anderen Quellen decken. „Angesichts der unterschiedlichen Disziplinen ist es nicht ungewöhnlich, dass manche Promovenden schneller abschließen als andere“, erklärt Katharina Nötzold, die Geschäftsführerin der Graduiertenschule. Herausragende Forschungsergebnisse seien in jedem Falle zu erwarten.

Die Erfahrungen seit dem Start der Graduiertenschule sind in den nun eingereichten Neuantrag eingeflossen. Nachjustiert wurde beispielsweise bei der Zahl der Leistungspunkte, die innerhalb des Studienprogramms erreicht werden müssen, damit mehr Zeit für die Ausarbeitung der Dissertation bleibt. Als neue Forschungsschwerpunkte wurden die Themen Kommunikation, Medien und Medialität sowie Bildung und Erziehung ins Programm aufgenommen. Der Schwerpunkt „Islam in Europa“, für den vor allem die Juniorprofessorin Schirin Amir-Moazami steht, wird ausgebaut, sollte der Folgeantrag erfolgreich sein.

„Wir stoßen allerorts auf großes Interesse an unseren Forschungsthemen“, sagt Gudrun Krämer. „Und wir arbeiten daran, unsere Graduiertenschule national und international noch bekannter zu machen um den Kontakt gerade mit den Wissenschaftlern in der islamischenWelt zu intensivieren“. Regelmäßige Workshops und Tagungen mit Gästen aus aller Welt spielen hier eine entscheidende Rolle.

Sechs große Veranstaltungen wurden seit der Eröffnung der Schule von Promovenden, Postdoktoranden und Gastwissenschaftlern organisiert – darunter ein gemeinsamer Workshop mit der Bayreuth International Graduate School for African Studies, die ebenfalls im Rahmen der Exzellenzinitiative gefördert wird.

„Solche Treffen sind von unschätzbaren Wert, nicht nur für die interdisziplinäre Forschung, sondern auch, um die praktischen Herausforderungen einer Graduiertenschule mit Gleichgesinnten besprechen zu können“, erklärt Geschäftsführerin Nötzold. Den Kontakt wollen die Wissenschaftler in Bayern und Berlin weiter ausbauen. Die Gegeneinladung nach Bayreuth liegt in Dahlem bereits vor.