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Wissenschaft im Dienst der Umwelt

18.04.2011

Von Peter-André Alt

Am 23. April 1986 wurde von Martin Jänicke und Lutz Mez am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin die „Forschungsstelle für Umweltpolitik“ (FFU) gegründet, heute: Forschungszentrum für Umweltpolitik. Nur drei Tage später explodierte während eines Sicherheitsversuchs der Reaktor in Tschernobyl. Wenn wir heute an das 25-jährige Jubiläum des Instituts erinnern, dann tun wir das auch unter dem Eindruck des schrecklichen Kraftwerk-Unfalls von Fukushima. Eine zufällig scheinende Parallele, die auf bedrückende Weise verdeutlicht, dass die wissenschaftliche Erforschung von alternativen Möglichkeiten der Energieversorgung weiterhin eines der drängenden Themen unserer Zeit ist.

Musste es – nach Tschernobyl – wirklich zu einem zweiten GAU kommen, damit die Politik eine radikale Kurswende vollzieht? Das ist eine Frage, die für die wissenschaftliche Untersuchung der manchmal mäandernden Wege nationaler und internationaler Umweltpolitik einige Bedeutung hat. Noch wichtiger allerdings bleibt für die Forschung die Aufgabe, die Grundlagen aufzuzeigen, die eine nachhaltige und umweltschonende Energiepolitik ermöglichen können.

Das Forschungszentrum für Umweltpolitik, deren Direktorin seit 2007 Miranda Schreurs ist, Professorin am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität, hat sich in den 25 Jahren seines Bestehens ein herausragendes internationales Renommee erarbeitet. Es verfolgt Projekte auf dem Gebiet der vergleichenden und internationalen Umweltpolitik, ebenso Vorhaben zur nachhaltigen Energiepolitik. Neben die Forschung tritt, eng mit ihr verbunden, ein dichtes Lehrangebot in sämtlichen Stufen des politikwissenschaftlichen Studiums. Zum Zentrum zählen mittlerweile 30 Wissenschaftler und Angestellte, außerdem zahlreiche Doktoranden und studentische Mitarbeiter. Ein eigenes zweisprachiges Studienprogramm versammelt 100 Masterstudierende.

Die Mitglieder des Forschungszentrums genießen als Experten internationale Reputation. Professor Martin Jänicke, der Gründungsdirektor, ist kürzlich erst zum Mitglied der Enquête-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ des deutschen Bundestages gewählt worden. Miranda Schreurs, die derzeitige Direktorin, steht an der Spitze der Europäischen Umwelt- und Nachhaltigkeitsräte. Zudem ist sie gerade als eine von 17 Experten in die Ethikkommission berufen worden, die die Bundesregierung aus Anlass der Katastrophe in Fukushima zu Fragen der Atomenergie und des Ausstiegs aus dieser Technologie berät.

In wachsendem Maße gewann in den vergangenen Jahren auch die Öffentlichkeitsarbeit am Zentrum Bedeutung. Sie zielt verstärkt auf ein junges Publikum, das man für Fragen der Energie- und Umweltpolitik interessieren möchte. Im März fand die fünfte Schüleruniversität des Zentrums statt, die unter dem Motto „Aus Müll mach Energie!“ stand.

Die Freie Universität gratuliert dem Zentrum für Umweltpolitik zum 25. Geburtstag, wünscht ihm weiterhin die nötige Nachhaltigkeit in der Wirkung seiner wissenschaftlichen Arbeit und hofft, dass seine Expertise die künftige Umweltpolitik auf einem Weg der Vernunft und Verantwortlichkeit begleitet.

Der Autor ist Präsident der Freien Universität Berlin