Springe direkt zu Inhalt

Promis, Präsidenten und Preise

2010 war für die Freie Universität Berlin ein ganz besonderes Jahr

18.12.2010

Paul Krugman sprach auf Einladung des John-F.-Kennedy-Institutes und eröffnete damit die Ringvorlesung "American Dream? Die demokratische Gesellschaft in der Krise"

Paul Krugman sprach auf Einladung des John-F.-Kennedy-Institutes und eröffnete damit die Ringvorlesung "American Dream? Die demokratische Gesellschaft in der Krise"
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Hauke Marquart simulierte den tiefen Erdmantel im Labor, um Erdbeben weiter zu erforschen.

Hauke Marquart simulierte den tiefen Erdmantel im Labor, um Erdbeben weiter zu erforschen.
Bildquelle: Sabrina Wendling

Zukunftsvision hautnah. Etwa 40 deutsche und internationale Journalisten waren bei der Vorführung am Flughafen Tempelhof dabei und konnten sich vom fahrerlosen Auto mit neuartigen, umweltfreundlichen Antriebstechnologien selbst überzeugen.

Zukunftsvision hautnah. Etwa 40 deutsche und internationale Journalisten waren bei der Vorführung am Flughafen Tempelhof dabei und konnten sich vom fahrerlosen Auto mit neuartigen, umweltfreundlichen Antriebstechnologien selbst überzeugen.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Das Jahr 2010 wird in die Chronik der Freien Universität eingehen. Nicht nur wegen der prominenten Gäste, die Berlins größte Universität besucht haben, oder der zwei errungenen Weltmeister-Ehren. 2010 ist das Jahr, in dem die Universität einen kompletten Führungswechsel erlebt. Im Juni 2010 tritt der Literaturwissenschaftler Professor Peter-André Alt sein Amt als Präsident der Freien Universität an. Er folgt Professor Dieter Lenzen nach, der an die Universität Hamburg wechselt. Mit dem neuen Mann an der Spitze werden auch alle Vizepräsidentenposten neu vergeben. Erste Vizepräsidentin wird die Pharmakologin Professorin Monika Schäfer-Korting, die bereits dem letzten Präsidium angehört hatte.

Als weitere Vizepräsidenten treten Politologe Professor Werner Väth, Theologe Professor Michael Bongardt und Geografin Professorin Brigitta Schütt ihre Ämter an.

Während sich die Uni für eine neue Ära rüstet, blickt Berlin auf 300 Jahre Wissenschaftsgeschichte zurück. Höhepunkt des aktuellen Berliner Wissenschaftsjahres ist die Ausstellung „WeltWissen“ im Martin-Gropius-Bau. Die Freie Universität ist als Partnerin mit vielen Exponaten beteiligt. Zu sehen ist unter anderem Condé, das Skelett des Lieblingspferdes Friedrichs des Großen, das eigens für die Schau aus der Veterinär-Anatomie in Dahlem nach Kreuzberg gebracht wird.

Auch auf dem Dahlemer Campus tut sich einiges. Im Oktober 2010 eröffnet das Dahlem Centre of Plant Sciences, das die Pflanzenforschungsexpertise an der Freien Universität bündelt. Das bundesweit erste „Forschungsforum Öffentliche Sicherheit“ nimmt seinen Betrieb auf. Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft wollen dort gemeinsam daran arbeiten, den Schutz der Bevölkerung zu verbessern.

Im April stellt die Freie Universität die weltweit erste Online-Datenbank vor, die dabei helfen soll, den Verbleib „entarteter Kunst“ zu klären. Das neue Internetportal der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ am Kunsthistorischen Institut umfasst mehr als 21 000 Datensätze zu Gemälden, Plastiken und Druckgrafiken, die 1937 von den Nationalsozialisten im Rahmen der gleichnamigen Aktion als „entartet“ verfemt und beschlagnahmt wurden.

2010 knüpft die Freie Universität auch ihr Netz internationaler Beziehungen weiter: Im April eröffnet sie ein Verbindungsbüro in Kairo, im Oktober folgt eine Dependance in São Paulo. Damit besitzt die Hochschule nun insgesamt sieben Außenstellen weltweit. Für ausländische Studierende wird die Freie Universität immer attraktiver, besonders chinesische Doktoranden kommen gern nach Dahlem: Die Zahl der Promovenden aus Fernost hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt.

Fruchtfliegen in der Hirnforschung, eine Fotosafari auf dem Mars und ein Auto, an dem James Bond seine Freude gehabt hätte: 2010 steckte voller Forschungshöhepunkte. Im März gelingen Planetologen der Freien Universität spektakuläre Aufnahmen des Marsmondes Phobos. Die von ihnen mitentwickelte hochauflösende Kamera fliegt an Bord der ESA-Sonde „Mars Express“ mit. Als im April die Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull für Chaos im weltweiten Flugverkehr sorgt, sind es Forscher des Instituts für Weltraumwissenschaften der Freien Universität, die mit einem eigens entwickelten Verfahren am Boden und in der Luft Messungen zur Konzentration der Aschewolke durchführen.

Fliegen kann der silberne VW-Passat mit dem Namen „Made in Germany“ (MIG) zwar (noch) nicht, aber dafür selbstständig „denken“ und lenken. Das Auto, das wie ein herkömmliches Serienfahrzeug aussieht, zeigt im Herbst vor Journalisten aus dem In- und Ausland auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof, was alles in ihm steckt. „MIG“ erkennt Ampeln und Stoppschilder, Kreuzungen, die Spurlinien auf der Straße, und hält sich an die Verkehrs- und Vorfahrtsregeln. Entwickelt wurde das „denkende“ Fahrzeug von den Robotik-Experten im AutoNOMOS-Labor der Freien Universität um Professor Raúl Rojas.

Mit den Hirnleistungen von Insekten beschäftigt sich eine neu eingerichtete Forschergruppe. Das Team um den Neurobiologen Professor Hans-Joachim Pflüger erhält den Zuschlag von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für ein Projekt zur Erforschung des Nervensystems verschiedener Insektenarten – etwa der Honigbiene, der Heuschrecke und der Fruchtfliege Drosophila.

Die Arbeit einer ganz besonderen Forscherin wird im Oktober gewürdigt: Mehr als 40 Jahre nach dem Tod Lise Meitners ehrt die Freie Universität die Experimentalphysikerin durch die Umbenennung des Gebäudes an der Thielallee 63: Aus dem Otto-Hahn-Bau wird der Hahn-Meitner-Bau. Lise Meitner war entscheidend an der Entdeckung der Kernspaltung beteiligt, für die Otto Hahn 1944 den Chemie-Nobelpreis erhielt.

Seit 1956 ist die Physikerin Ehrendoktorin der Freien Universität – ein Titel, den die Hochschule auch im Jahr 2010 an international renommierte Forscher-Persönlichkeiten vergibt wie den US-amerikanischen Psychologen und Glücksforscher Ed Diener, den Chemiker Rolf Huisgen und den US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Jagdish Bhagwati. Die frühere irische Staatspräsidentin und ehemalige UN-Hochkommissarin Mary Robinson erhält die höchste Auszeichnung der Freien Universität. Sie wird für ihren unermüdlichen Einsatz für Menschenrechte mit dem Freiheitspreis geehrt. Preise und Ehrungen gibt es auch für die Arbeit vieler Wissenschaftler der Freien Universität. Die Islamwissenschaften werden gleich zweifach ausgezeichnet: Professorin Gudrun Krämer erhält den Gerda-Henkel-Preis, Koranforscherin Professorin Angelika Neuwirth den Wissenschaftspreis der Fritz-Behrens-Stiftung.

Eine Würdigung von „ganz oben“ gibt es für Heather Cameron: Die Juniorprofessorin für Integrationspädagogik der Freien Universität wird von Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihr Projekt „Boxgirls“ ausgezeichnet, das Mädchen und jungen Frauen durch sportliches Training zu mehr Selbstwertgefühl verhelfen und sie damit auch zu gesellschaftlichem Engagement anspornen will. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit ehrt die Theaterwissenschaftlerin Professorin Erika Fischer-Lichte mit dem Berliner Wissenschaftspreis, und der Nachwuchsforscher und Geowissenschaftler Hauke Markquardt wird für seine Doktorarbeit über atomare Schallwellen in den Tiefen des Erdmantels mit dem Deutschen Studienpreis ausgezeichnet.

Was der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika nicht geglückt ist, haben die Roboterfußballer der Freien Universität in diesem Jahr geschafft: Sie sind Vizeweltmeister. Die von Informatikern trainierten „FUmanoids“ mussten sich bei der Weltmeisterschaft in Singapur lediglich den Darmstadt Dribblers geschlagen geben. Und noch eine Weltmeister-Ehre gibt es: Julia Richter, Studentin der Kommunikationswissenschaft und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin, gewinnt bei der Ruder-WM in Neuseeland Bronze.

Natürlich gäbe es noch viel mehr zu berichten aus der Freien Universität. Doch auch eine Zeitungsseite ist endlich – wie das Jahr 2010. Wir wünschen allen Lesern besinnliche und schöne Festtage und einen guten Start ins neue Jahr!