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Liebe Erstsemester!

15.10.2010

Von Peter-André Alt

Viele von Ihnen haben in diesem Sommer die Zugangsberechtigung für ein Hochschulstudium erworben. Weit über die Hälfte aller Abiturienten ist heutzutage bis kurz vor der endgültigen Bewerbung um einen Studienplatz unentschieden, in welche Richtung die Reise gehen soll. Eine derartige Unsicherheit ist verständlich, weil sie vom Bewusstsein getragen wird, dass die Wahl in jedem Fall eine Verengung bedeutet – die Konzentration auf eine bestimmte Disziplin. Die Schule hat Ihnen eine große Vielfalt der Fächer, Methoden und Themen geboten. Auch die Universität soll ihrem Namen – universitas – gemäß eigentlich die Gesamtheit der Wissenschaften umfassen. Faktisch aber verlangt sie heutzutage von allen, die sich immatrikulieren, die Festlegung auf eine bestimmte Fachkultur und deren besondere Qualifikationsziele.

Die moderne Hochschule ist mehr als nur ein Ort fachlicher Qualifizierung. Sie vermittelt nicht im engeren Sinne Ausbildung, sondern Bildung. Das schließt die Vermittlung von Kenntnissen ein, die nicht unbedingt praxisnah und anwendungsfähig sind. Nicht prinzipiell: Das bedeutet, dass akademisches Wissen ebenso wie universitäre Forschung keinen rein praktischen Zwecken gehorcht, sondern über die Formen, in denen es sich erschließt, definiert wird. Solche Formen begründen sich durch Begriffe, Methoden und Analysetechniken, die erst in einem späteren Transfer auf Ziele und Erprobungsgebiete übertragen werden. Insofern lebt auch in den modernen Studiengängen unserer Tage noch ein Rest vom alten Geist der universitas, der sich weniger durch das Gewusste – den Stoff – als durch die Form des Wissens auszeichnet. Diese Gewichtung unterscheidet Wissenschaft von praktischer Ausbildung.

Die Freie Universität Berlin bietet Ihnen als Volluniversität mit mehr als 160 Studiengängen eine Fülle von Möglichkeiten, Ihre Interessen und Neigungen im Studium zu erproben. In nahezu sämtlichen ihrer Fächer kann sie Spitzenleistungen vorweisen. In den Geisteswissenschaften steht sie, was Qualität und Wirkung ihrer Forschungsarbeiten betrifft, hinter altehrwürdigen Elite-Universitäten wie Oxford und Cambridge europaweit auf einem Spitzenplatz. In den Gesellschaftswissenschaften hat sie traditionell außerordentliche Stärken, etwa in den Bereichen der Politikforschung oder des internationalen Rechts. Die Naturwissenschaften zeigen an der Freien Universität gleichfalls exzellente Qualität – die Biologie mit einem Schwerpunkt in der Pflanzenforschung, die moderne Nanoforschung in Physik und Chemie, nicht zuletzt unsere Mathematik, die weltweite Anerkennung genießt.

Die Freie Universität bietet aber nicht nur innovative Wissenschaft und internationales Flair. Der Campus Dahlem – seit Beginn des 20. Jahrhunderts gern als deutsches Oxford bezeichnet – ermöglicht kurze Wege zwischen den einzelnen Fachbereichen und bildet im grünen Südwesten Berlins eine Oase der Konzentration und Kontemplation. Ich wünsche Ihnen einen guten Start in Ihr Studium und heiße Sie herzlich willkommen an der Freien Universität!

Der Autor ist Präsident der Freien Universität Berlin