Springe direkt zu Inhalt

Blitzschnell fündig werden

Verbesserte Wikipedia-Suche

19.04.2010

Das Internet ist die moderne Quelle allen Wissens. Zahlreiche Suchmaschinen erleichtern den Nutzern das Suchen nach Namen oder Sachverhalten und machen das Nachschlagen in dicken Lexika überflüssig. Schneller und einfacher geht es kaum – könnte man meinen. Doch Wirtschaftsinformatiker der Freien Universität Berlin und der Berliner Suchmaschinen-Spezialist neofonie haben jetzt eine noch intelligentere Suchlösung entwickelt, mit deren Hilfe der Zugriff auf die umfangreichen Datenbestände von Wikipedia optimiert wird. Wer etwa wissen möchte, wie viele Wolkenkratzer mit mehr als 50 Etagen es in Schanghai gibt und von welchen Architekten sie gebaut wurden, wird in Zukunft binnen Sekunden fündig: Das Zauberwort heißt „intelligente Filtersuche“.

„Herkömmliche Internet-Suchmaschinen wie Google oder Yahoo durchsuchen Webseiten nach vorgegebenen Stichwörtern. Sie ermöglichen es den Nutzern aber nicht, komplexe Fragen zu stellen“, erklärt Christian Bizer, Juniorprofessor für Wirtschaftsinformatik mit dem Schwerpunkt Web-basierte Systeme an der Freien Universität. „Um die Beantwortung komplexer Fragen zu ermöglichen, haben wir strukturiertes Wissen aus dem Internet-Lexikon Wikipedia extrahiert und so aufbereitet, dass es für Abfragen von Facetten eines Themas zugänglich ist“, erläutert Bizer, der an der Entwicklung der Anwendung mit dem Namen „Faceted Wikipedia Search“ beteiligt ist. Holger Düwiger, Leiter der Forschungsabteilung von neofonie, erklärt, auf diese Weise werde es möglich, Fragen nicht nur mit Fakten aus einem Wikipedia-Artikel zu beantworten, sondern mit Fakten, die aus einer Vielzahl von Artikeln stammen.

Wer etwa wissen will, welche Wissenschaftler im Frankreich des 19. Jahrhunderts lebten oder welche Primaten vom Aussterben bedroht sind, bekommt in der Such-Maske eine Liste mit Informationen zur Suchanfrage präsentiert, die er anhand unterschiedlicher Kriterien (Facetten) immer weiter einschränken kann. So erfährt man beispielsweise, welcher Wissenschaftler wann und wo geboren oder gestorben ist, oder man kann die Menge der Wolkenkratzer in Schanghai sukzessive nach der Anzahl der Etagen und nach weiteren Kriterien einschränken, etwa dem Baujahr oder dem Architekten.

Beim Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ im Rahmen der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ ist „Faceted Wikipedia Search“ als eine der außergewöhnlich innovativen Ideen ausgezeichnet worden. „Der Preis ,Ausgewählter Ort im Land der Ideen 2010‘ ist für uns besonders wichtig, da Bundespräsident Horst Köhler die Schirmherrschaft hat und der Preis für Ideenvielfalt, Kreativität und Zukunftsorientierung der Deutschen steht“, sagt Düwiger. Bei der Preisverleihung am 12. April wurden die Idee und generell das Thema „Suche“ einem breiten Publikum vorgestellt. Die Möglichkeit der Suche nach Facetten eines Themas verzeichnet einen weiteren Erfolg: Das DBpedia-Extraktions-Framework, eine der Technologien, auf denen „Faceted Wikipedia Search“ beruht, wurde von ReadWriteWeb, einem der führenden Online-Blogs, zum Top-10-Produkt des Jahres gewählt.