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Das Internet der Dinge

Informatiker erforschen drahtlose Kommunikation zwischen Geräten

19.04.2010

Fasziniert vom „Internet der Dinge“: Professor Mesut Günes vom Institut für Informatik der Freien Universität.

Fasziniert vom „Internet der Dinge“: Professor Mesut Günes vom Institut für Informatik der Freien Universität.
Bildquelle: Sabrina Wendling

Kaffeemaschine an Kaffeedose: Brauche Nachschub. Kaffeedose an Maschine: Bin aber leer. Maschine an Mensch: Kaffeepulver kaufen! In der Küche tauschen sich Kaffeeautomat, Kühlschrank und Herd permanent untereinander aus – allerdings geräuschlos, denn sie kommunizieren ohne Kabel, per W-LAN. Auch abseits des Haushalts ist alles ans weltweite Netz angeschlossen: Brückenpfeiler melden den Wasserstand eines Flusses an die Behörden, im Supermarkt geben Sensoren Auskunft über die Frischequalität des Fleisches, Unfälle und Katastrophen werden an den Notruf übertragen. Was klingt wie ein Ausschnitt aus einem Roman über Utopien, erforschen Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Technische Informatik an der Freien Universität Berlin.

Auf dem Campus in Dahlem wurde unter der Leitung von Professor Mesut Günes eines der weltweit größten drahtlosen Labore aufgebaut. Vom Bundesforschungsministerium wird es im Rahmen des German-Laboratories-Projekts mit 430.000 Euro gefördert. Der Informatiker untersucht mit seiner Arbeitsgruppe, wie drahtlose Kommunikation zwischen Geräten reibungslos funktionieren kann.

Viel Fantasie ist gefragt: Kleine Rechner können jedes beliebige Gerät simulieren, fahrbare Staubsauger – die einer Frisbeescheibe ähneln und Rechner auf dem Rücken tragen – stellen wahlweise Autos oder Menschen dar. Auf dem Campus sind derzeit mehr als 100 dieser Rechner installiert, die sich mit einer Software der Arbeitsgruppe programmieren lassen. „In unserem Labor entwickeln wir eine Technologie, die auf dem freien Markt noch nicht verfügbar ist“, sagt Günes, „wir wollen die Funktion und Anwendung drahtloser Kommunikation erforschen und verbessern.“

Was die Informatiker der Freien Universität untersuchen, ist Teil des Vorhabens „Internet der Dinge“: Dahinter steht die Vorstellung, dass jedes Objekt ein Teil des Internets ist, von ihm erfasst und mit anderen Objekten vernetzt wird. Wie der Mensch mit seinem Ausweis identifizierbar ist, sind es Geräte anhand eines Chips. In dem Projekt werden Objekte von Kleinst-Rechnern simuliert. Jeder Rechner steckt in einer Metallbox und verfügt über vier Antennen – auf diese Weise verständigt er sich mit anderen Geräten in seiner Umgebung.

Eines der größten drahtlosen Labore steht in Dahlem

Das drahtlose Labor wird ständig erweitert, um möglichst realitätsgetreue Bedingungen zu schaffen: „Die Rechner müssen in der Lage sein, auch über Hindernisse hinweg zu kommunizieren“, erklärt Günes, „das Wetter beispielsweise kann die Verständigung beeinflussen, genauso herumlaufende Menschen oder Entfernungen.“ Die Arbeitsgruppe überprüft ihr Netzwerk in verschiedenen Experimenten daraufhin, ob alle Rechner jederzeit erreichbar sind, ob ihre Kommunikation energieeffizient, ihre Reaktion schnell und die Übertragung von Signalen zuverlässig ist. Eine große Rolle in der Forschung spielt auch die Sicherheit der drahtlosen Kommunikation gegenüber Fremdeingriffen in das Netz.

Firmen, die das „Internet der Dinge“ für den eigenen Bedarf erforschen wollen, können sich online von der Arbeitsgruppe registrieren lassen und selbst im Internetlabor experimentieren.