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"Humboldts Grüne Erben"

100 Jahre am Standort Dahlem: Der Botanische Garten lädt zur Jubiläumsausstellung ein

19.04.2010

Frühling lässt sein blaues Band... Frei nach Möricke zeigen sich die Wiesen im Botanischen Garten in zarten Farben.

Frühling lässt sein blaues Band... Frei nach Möricke zeigen sich die Wiesen im Botanischen Garten in zarten Farben.
Bildquelle: Botanischer Garten und Botanisches Museum

In Mitteleuropa zählen der Botanische Garten und das Botanische Museum der Freien Universität Berlin zu den zentralen Orten, wenn es darum geht, die pflanzliche Vielfalt zu erfassen. In Deutschland ist die Institution mit ihren riesigen, weltweiten Sammlungen an lebenden und dauerhaft konservierten Pflanzen, einer berühmten Bibliothek, umfangreichen Datenbanken und hochspezialisierten Laboren führend. Sie blickt auf eine inzwischen 331-jährige Geschichte zurück. Zur wechselvollen Vergangenheit zählt auch ein Umzug der gesamten Einrichtung vom Gründungsstandort auf dem Gelände des heutigen Kleistparks in Schöneberg zum aktuellen Standort in Dahlem. Das sehr aufwendige Vorhaben dauerte von 1897 bis 1910 und ist keinesfalls mit dem Umzug eines privaten Haushaltes vergleichbar.

Genau vor 100 Jahren waren alle Arbeiten abgeschlossen, und mit einem internationalen Symposium wurde damals am 24. und 25. Mai 1910 die feierliche Eröffnung groß gefeiert. Jetzt wird mit der Sonderausstellung „Humboldts Grüne Erben – Der Botanische Garten und das Botanische Museum in Dahlem 1910 bis 2010“ des 100-jährigen Bestehens und Wirkens am Standort Dahlem gedacht. Das Jubiläum gibt in vielfältiger Weise Anlass, auf die Geschichte der Einrichtung zurückzublicken und gleichzeitig die aktuelle Arbeit, Rolle und Aufgabe des Botanischen Gartens und Botanischen Museums vorzustellen.

Die Ausstellung zeigt, wie Humboldts Berliner Erben auf allen Kontinenten weitergearbeitet haben und schildert das Jahrhundert von 1910 bis 2010 in Dahlem. Sie bietet nicht nur einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit, sondern auch in die Höhen und Tiefen, Brüche und Neuanfänge der sich wandelnden öffentlichen Wahrnehmung und des sich rasch verändernden Umfelds innerhalb der vergangenen 100 Jahre.

Zwei besonders wertvolle und bemerkenswerte Ausstellungsstücke werden in der Ausstellung erstmals gemeinsam öffentlich gezeigt: Das Tagebuch der amerikanischen Reise Alexander von Humboldts und sein Feldbuch. Das Feldbuch, in dem Alexander von Humboldt und sein Reisepartner Aimé Bonpland alle Notizen und Beobachtungen zu den gesammelten Pflanzen vornahmen, ist eine Leihgabe aus dem Muséum National d'Histoire Naturelle in Paris. Das Tagebuch befindet sich in Privatbesitz. Seit Humboldt diese beiden Bücher selbst in den Händen hielt, lagen sie nicht mehr nebeneinander.

Berlins Botaniker haben in der Stadt Spuren hinterlassen – nach ihnen wurden einige Straßennamen benannt. Den Einwohnern sind Adressen wie Urbanstraße, Chamissoplatz, Willdenowstraße oder Englerallee vielleicht eher bekannt als deren Namensgeber. Mehr über das Leben und Wirken der berühmten Botaniker ist in der Ausstellung zu erfahren. So kennen wir heute einige sehr bekannte und beliebte Zierpflanzen nur dank der Entdeckungen der Berliner Botaniker. Dazu zählen der Weihnachtsstern oder auch der Kalifornische Goldmohn. Diese echten „Berliner Pflanzen“ werden in der Ausstellung präsentiert.

Die Besucher können innerhalb der Ausstellung selbst den Werkzeugkasten eines Botanikers untersuchen und experimentieren. Bei einem Expeditionsspiel durchleben große wie kleine Besucher Erfolge, Niederlagen, Strapazen und Probleme einer botanischen Sammelreise auf amüsante Weise.

Ein „Grüner-Erben-Pfad“ leitet – zeitgleich zur Ausstellung im Botanischen Museum – zu jenen Pflanzen und Pflanzengruppen im Botanischen Garten, die mit Berliner Botanikern verbunden sind. Ein reichhaltiges Rahmenprogramm aus Führungen, Vorträgen und Kinderworkshops begleiten die Sonderausstellung während der gesamten Öffnungsdauer.

Die Autorin ist Diplom-Biologin am Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin-Dahlem.